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Begabtenförderung

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Im Oktober 1957 schiesst die Sowjetunion überraschend einen Satelliten ins All und beweist damit, dass sie technisch leistungsfähiger ist, als der Westen annahm. («Sputnikschock»). Der Westen leitet eine Aufholjagd ein, an der sich auch die Schweiz beteiligt. Die MEM-Industrie verlangt eine Verdopplung der Ausbildungsplätze für Techniker und Ingenieure. Die «Begabtenförderung» wird zum Anliegen der Bildungspolitik, wobei darunter in erster Linie die Förderung des Mittel- und Hochschulbesuchs verstanden wird. In den 1960er-Jahren entstehen im Rahmen dieser Bemühungen neue Mittelschulen, aber auch neue Technika zur Weiterbildung von Berufsleuten, darunter auch Abendtechnika und ein landwirtschaftliches Technikum.

Wovon ist die Rede?

Mittelschulen sind Schulen in der Sekundarstufe II. Die bekanntesten Mittelschulen sind die Gymnasien. Weitere sind insbesondere Handelsmittelschulen, Fachmittelschulen, Berufsmittelschulen. Sie bereiten auf Hochschulen vor, weshalb sie auch als Maturitätsschulen bezeichnet werden. Sie können aber auch doppelqualifizierend sein, also sowohl auf das Erwerbsleben wie auf ein Studium vorbereiten.

Die im 19. Jh. üblichen Industrie-, Handels- und Kunstschulen umfassten oft zwei Stufen, die wir heute (wie die Langzeitgymnasien) zu Sekundarstufe I bzw. Sekundarstufe II zählen würden. Vgl. auch [Mittelschulen] im Materialienband.

Die Bestrebungen sind erfolgreich: In den 1960er-Jahren verdoppelt sich sowohl die Zahl der Maturitäten (1960 sind es 3105, 1970 bereits 5959) als auch die Zahl der Studierenden an den Schweizer Hochschulen. Der Drang an die Gymnasien stösst bei den Gymnasiallehrern nicht nur auf Begeisterung, denn ihre Schülerschaft verändert sich. Dies führt dazu, dass eine Studiengruppe von Gymnasiallehrern 1967 einen neuen, weniger anspruchsvollen Typ von Mittelschulen vorschlägt, die «Schule für mittleres Kader». [1967g; 1968c]

Auch der Anteil an Jugendlichen, die in eine Berufslehre eintreten, wächst. Von den leistungsfähigsten wandert ein Teil an die Mittelschulen ab. «Die Qualität der Lehrlinge hat sich wesentlich verschlechtert», stellt H. Dellsberger, Sektionschef BIGA, fest. [1968g]

Bereits 1968, im Anschluss an die Präsentation der Schule für mittleres Kader, gibt das BIGA grünes Licht für einen Pilotversuch mit einem Zug mit mehr Allgemeinbildung, genannt «Berufsmittelschule» (BMS). Sie soll die Berufslehre wieder attraktiv für leistungsstarke Jugendliche machen und damit die Abwanderung in die Mittelschulen bremsen. Noch im gleichen Jahr nehmen an der Gewerbeschule Aarau und der Berufsschule BBC in Baden die ersten Berufsmittelschulen ihren Betrieb auf. Ein Jahr darauf ziehen Bern und Zürich nach. Die neuen Schulen sind für die «besten 5 Prozent der Lehrlinge» bestimmt und vermitteln ihnen an einem Tag pro Woche zusätzlichen allgemeinbildenden Unterricht.

Den Initianten geht es in erster Linie um vertiefte Allgemeinbildung. In Absprache mit regionalen HTL erreichen sie aber bald, dass erfolgreiche Absolventen der Berufsmittelschulen von der Aufnahmeprüfung in die HTL befreit werden. Ersten informellen Absprachen folgt 1975 eine Vereinbarung von sechs Kantonen mit verschiedenen HTL, die den prüfungsfreien Übertritt regelt.

Zu Nachwuchsförderung siehe Kapitel 11, zu BMS und Berufsmatura Kapitel 25

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