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Berufliche Grundbildung − Teil der Sekundarstufe II?

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Gemäss der UNESCO-Klassifikation ISCED ist diese Frage klar mit Ja zu beantworten. Die Bildungspolitik tut sich damit aber schwer. Gymnasien und Berufslehren richten sich zwar an die gleiche Altersgruppe, aber von Herkunft und Zielsetzung unterscheiden sie sich stark. Sie unterstehen bis heute unterschiedlichen Rechtssystemen und unterschiedlichen Finanzierungsregelungen.

Ein erster Versuch, beide Systeme als Teil eines Ganzen zu verstehen, hängt mit dem beschriebenen Aufbruch der Bildungspolitik in den 1970er-Jahren zusammen. Mit der Verfassungsrevision 1973 (Recht auf Bildung, siehe hier) wollte der Bundesrat erreichen, «dass die Berufsbildung einen gleichwertigen Platz neben allen andern Ausbildungsrichtungen einnimmt und somit auch die gleiche Förderung verdient wie diese». (Bbl 1972 I, 427) − aber wie beschrieben, diese Verfassungsrevision scheiterte in der Volksabstimmung.

Ein anderer Ansatz kommt aus der Arbeits- und Berufspädagogik: Für den Erfolg in der Arbeitswelt sind oft nicht bestimmte Kenntnisse erforderlich, sondern Qualifikationen wie Kommunikationsfähigkeit oder Problemlösungskompetenz, damals «Schlüsselqualifikationen» genannt. In den 1980er-Jahren wird Fachleuten deutlich, dass selbst die Grenzen zwischen Allgemeinbildung und Berufsbildung immer unschärfer werden, beispielsweise beim Erwerb von Fremdsprachen.

ISCED-97
0Vorschule
1Primarstufe
2Sekundarstufe I
33A3B3CSekundarstufe IIallgemeinbildend (> 2 Jahre)berufsbildend (3−4 Jahre)berufsbildend (1−2 Jahre)
4Zweitausbildung nichttertiäre Stufe
55A5BTertiärstufe Iwissenschaftsorientiertberufsorientiert
6Tertiärstufe II

Grafik 4 ISCED Version 97

1992 ergreift die Schweizerische Konferenz der kant. Erziehungsdirektoren (EDK), die sich während Jahrzehnten kaum um die Berufsbildung gekümmert hatte, die Initiative, «einen ständigen und konstruktiven Dialog unter diesen Bildungswelten» zu etablieren (EDK 1996, 5), was eine gewisse Annäherung bringt.

Mehr zur Sekundarstufe II in Kapitel 28

Wichtiger − vor allem für Jugendliche und Eltern − ist aber die Tatsache, dass die Wege aus der Sekundarstufe II in die Tertiärstufe durchlässig wurden: Seit 2005 ist es möglich, mit Berufslehre und Berufsmaturität ohne grösseren Zeitverlust auch an Hochschulen zu studieren und mit einem Mittelschulabschluss zu ähnlichen Bedingungen in die höhere Berufsbildung überzutreten.

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