Читать книгу Ein Coach für alle Fälle - Erna Hüls - Страница 14
Оглавление8 EIFERSUCHT
Selbstzweifel über Bord werfen
Entgegen der landläufigen Meinung, dass Eifersucht ein Liebesbeweis ist, bin ich der Meinung, dass dahinter vielmehr eine gehörige Portion Besitzanspruch, Verlustangst sowie ein mangelndes oder ein überzogenes Selbstwertgefühl verborgen ist. Wenn Eifersucht ein Indiz für Liebe ist, was ist dann mit den Menschen, die nicht eifersüchtig sind? Lieben die ihre Partner etwa nicht?
Im Folgenden spreche ich auch nicht über die begründete Eifersucht. Ich spreche hier von jenem Gefühl, das dafür sorgt, dass der oder die Betroffene seine Selbstbeherrschung verliert, obwohl der Partner keine konkrete Veranlassung dazu gegeben hat. Zu keinem anderen Thema habe ich so viele Leserbriefe erhalten. Die krankhafte, unbegründete Eifersucht kann bis hin zu Wahnvorstellungen führen. Klara, 32 Jahre alt, ist seit vier Jahren mit Jens verheiratet und beschreibt ihre Eifersucht so: „Es macht mich wahnsinnig, wenn ich sehe, wie er auf Partys mit einer anderen Frau zusammensteht und sich unterhält. Wenn sie ihn anlächelt oder sogar mit ihm tanzt, bin ich auf hundertachtzig. Dann geht mein Gedankenkarussell los und ich sehe die zwei schon miteinander im Bett liegen. Ich leide Höllenqualen und würde mir meinen Mann am liebsten sofort packen und nach Hause gehen. Dann verurteile ich mich selbst, dass ich überhaupt solche Gedanken habe. Zu Hause mache ich ihm dann Vorwürfe, obwohl nach seinen Worten gar nichts passiert ist. Ich liebe ihn doch so sehr und will ihn nicht verlieren.“ Paradox ist, dass Klara gerade wegen dieser überzogenen Eifersucht ihre Partnerschaft aufs Spiel setzt. Auf Dauer hält es kein Mensch aus, stets zu Unrecht angeklagt zu werden. Sollten Sie auch zu den Menschen gehören, die grundlos und bis zur Selbstzerstörung eifersüchtig werden, möchte ich Ihnen in diesem Artikel einige hilfreiche Tipps geben, wie Sie Ihre Eifersucht beherrschen können, statt sich von ihr beherrschen zu lassen.
Der erste Schritt besteht darin, zu erkennen, dass die Eifersucht ein Produkt Ihrer Gedanken ist. Deshalb kann das Problem auch nur in Ihrem Kopf gelöst werden. Um welche Gedanken handelt es sich nun? Eifersüchtige Menschen haben Angst vor dem Vergleich. Sie haben Angst, nicht gut genug zu sein, und zweifeln nicht an ihren Partnern, sondern an sich selbst. Ihre Eifersucht ist gekoppelt an einen Mangel, den sie in ihrem eigenen Leben empfinden. Dabei kann es sich um materielle Dinge, aber auch um körperliche oder persönliche Eigenschaften handeln, die ihnen scheinbar fehlen. Die Betonung liegt hier auf dem Wörtchen „scheinbar“, denn meistens entspricht dieses geringe Selbstwertgefühl in keinster Weise der Realität.
Wenn es Ihnen auch so geht, fragen Sie sich: „Bin ich wirklich nicht liebenswert, attraktiv, erfolgreich, schlank, reich oder interessant genug, um von dem Menschen, um den es geht, geliebt zu werden?“ Mit Sicherheit ist das nicht der Fall. Stoppen Sie diese Selbstzerstörung! Nehmen Sie ein leeres Blatt Papier und fertigen Sie für sich selbst eine Liste an mit der Überschrift „Ich liebe mich für/weil …“ Schreiben Sie mindestens 20 positive Eigenschaften auf, die Ihnen dazu einfallen. Wenn Ihnen wirklich nichts oder nur wenig einfällt, fragen Sie Menschen Ihres Vertrauens, was diese an Ihnen schätzen oder lieben. Sammeln Sie „Beweise“ für Ihre Qualität als Partner/ in. Wenn sich jetzt bei Ihnen Widerstand regt gegen diese Idee, dann ist das eine logische Folge Ihrer alten Gedankenwelt. Lassen Sie sich davon nur nicht aufhalten. Das passiert immer, sobald Sie lebenslang erlernte Denkmuster wie z. B. „Ich bin es nicht wert“ oder „Ich bin nicht gut genug“ ändern wollen. Sind Sie zum Beispiel schon einmal in England Auto gefahren? Dann wissen Sie, wie komisch sich der Linksverkehr für uns anfühlt. Dennoch führt dieser auch zum Ziel. Also – bitte nicht aufgeben. Ihre Partnerschaft sollte Ihnen das wert sein.
Wenn Sie sich nun fragen, warum Sie diese zerstörerischen Gefühle überhaupt erleben, dann erforschen Sie einmal Ihren frühkindlichen Lebensverlauf. Gab es bei Ihnen eine frühere, unerfüllte Liebe? Oder wurden Sie von Mutter oder Vater verlassen bzw. hatten Angst davor, verlassen zu werden? Falls ja, dann kann so eine schmerzliche Erfahrung ausreichen, um diese kindlichen Gefühle der Trennungsangst wieder zu aktivieren. Dies wiederum kann eine Welle der Verzweiflung, die in einer überschäumenden Eifersucht gipfelt, auslösen.
Sagen Sie auch nicht von sich selbst: „Ich bin nun mal so“ oder „Mein/e Partner/in ist nun mal so.“ Damit nehmen Sie sich jede Chance für eine positive Weiterentwicklung. Sagen Sie sich stattdessen: „Ich bin eine Frau/ein Mann mit der Tendenz, eifersüchtig zu sein“ oder „Ich mache mich jetzt eifersüchtig“ statt „Ich bin eifersüchtig“. Somit richten Sie den Fokus auf das, was Sie tun und nicht auf das, was Sie sind. Machen Sie sich zum Beobachter Ihres Handelns, wodurch Sie aus der Opferrolle herauskommen.
Für den Fall, dass Sie dennoch von Ihren eifersüchtigen Gefühlen übermannt werden, verrate ich Ihnen einen wirkungsvollen Trick: Sagen Sie sich innerlich all die eifersüchtigen Dinge, die in Ihrem Kopf herumspuken, mit verstellter Stimme – z.B. der von Mickey Mouse oder Horst Schlämmer alias Hape Kerkeling. Sie können Ihre Gedanken auch singen. Spätestens dann bemerken Sie, wie absurd das ist, was Sie da denken. Die meisten meiner Klienten, die diese Übung machen, beginnen zu lachen, und schon sind sie in einem besseren Zustand als zuvor. Genau das ist das Ziel: Kommen Sie in einen guten Zustand und in eine Haltung, die Ihrem Erwachsensein entspricht und in der Ihr gesunder Menschenverstand funktioniert. Mehr Tipps zum Thema „Eifersucht“ finden Sie in dem gleichlautenden Buch von Rolf Merkle10, das ich Ihnen sehr empfehlen kann. Ein sehr hilfreicher Hinweis daraus zeigt, dass eifersüchtige Menschen, die zum Klammern neigen und einen ausgeprägten Besitzanspruch hegen, mehr Kontakt zu anderen Menschen aufbauen sollten, indem sie sich z. B. einem Verein anschließen, ein neues Hobby zulegen oder ein bereits bestehendes Hobby mehr pflegen. Es ist wichtig, die Aufmerksamkeit vom Partner weg und stattdessen wieder auf die eigenen Interessen, Stärken und Kontakte zu richten.
REFLEXION
• Unbegründete Eifersucht kommt durch Gedanken, die nicht der Realität entsprechen.
• Leiden Sie unter der (frühkindlichen) Erfahrung des Verlassenwerdens?
• Steckt hinter Ihrer Eifersucht ein mangelndes oder überzogenes Selbstwertgefühl?
• Zweifeln Sie wirklich an ihrem Partner oder an sich selbst?
• Sammeln Sie echte „Beweise“ für Ihre Qualität als Partner.
• Sagen Sie „Ich mache mich jetzt eifersüchtig“ statt „Ich bin eifersüchtig“.
• Übernehmen Sie die Verantwortung für Ihre Gefühle.
• Parodieren Sie Ihre (absurden) eifersüchtigen Gedanken und lachen Sie darüber.