Читать книгу Ein Coach für alle Fälle - Erna Hüls - Страница 17

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11 ENTSCHEIDUNGEN
Sie haben immer die Wahl

Unser Lebensweg ist gepflastert mit großen und kleinen Entscheidungen, die wir immer wieder treffen müssen. Wir entscheiden uns für einen Beruf, wir entscheiden, ob wir heiraten oder als Single leben, ob wir Kinder haben oder nicht, in der Stadt oder auf dem Land wohnen, wohin wir in den Urlaub fahren und sogar, ob wir rauchen oder nicht ... all diese Entscheidungen sind natürlich mehr oder weniger wichtig für unser Leben. Fest steht jedoch, unser Leben, wie es sich derzeit darstellt, ist die Summe aller Entscheidungen, die wir bisher getroffen haben.

Einigen Menschen fällt es leicht, sich zu entscheiden, andere zögern und zweifeln tagelang oder über Monate hinweg. Ja, manchmal braucht jemand sogar Jahre, um sich zu einer Entscheidung durchzuringen. Vielleicht kennen Sie auch beides? Wie dem auch sei, es gibt einige Gründe, die Sie besser verstehen lassen, warum Entscheidungen so schwerfallen: Der häufigste Grund ist, dass Menschen Angst vor den Konsequenzen haben. Sie vergessen dabei aber, dass es ebenso unangenehme Folgen haben kann, wenn sie sich nicht entscheiden. Außerdem haben wir es – wie es das Wort bereits andeutet – bei einer Entscheidung immer mit einer „Scheidung“ von Dingen, Menschen, Chancen, Gegebenheiten usw. zu tun. Jeder kennt die Schwierigkeiten des Entweder-oder. Dies kann Trennungsängste hervorrufen, die vielleicht früher einmal durch die Scheidung der Eltern oder den Tod eines geliebten Menschen verursacht wurden. Nicht selten vermeiden die Betroffenen dann in der Zukunft jegliche Form von Trennungen und Entscheidungen, weil das Gefühl von damals in ihrer Erinnerung für sie so unerträglich ist, dass sie es auf gar keinen Fall noch einmal erleben wollen.

Entscheidungsschwache Personen gehen auch nicht gerne ein Risiko ein, sondern ziehen ein Leben in vermeintlich sicheren Bahnen vor. Sie halten am Gewohnten fest, auch wenn es sie unglücklich macht, und opfern dabei ihre Lebendigkeit und Kreativität. Ein weiterer Grund ist der Glaube bzw. die vermeintliche „Hoffnung“, dass die Dinge sich von selbst regeln oder andere ihnen die Entscheidung abnehmen. Sie können sich ja jetzt einmal selbst befragen, ob Sie auch schon lange an einer ungeliebten Arbeitsstelle oder in einer unglücklichen Beziehung ausharren, in der Erwartung, dass irgendjemand Ihr Dilemma bemerkt und eine Entscheidung für Sie trifft. Meistens passiert das dann auch. Machen Sie sich dann nur nicht zum Opfer! Spätestens jetzt ist offensichtlich: Wer nicht für sich entscheidet, für den wird entschieden. Grundsätzlich gilt: Wir wollen meistens möglichst sicher sein, dass unsere Entscheidung hundertprozentig richtig ist. Wir wollen keine falsche Entscheidung treffen. Um das zu erreichen, müssten wir hellseherische Fähigkeiten besitzen. Haben wir aber nicht. Oftmals wird auch die Bedeutung einer Entscheidung übertrieben, dann tun wir gerade so, als ob unser Überleben davon abhängt. Wer seine Entscheidung zu schwer nimmt, kommt letztendlich zu gar keiner mehr.

Um es Ihnen zu erleichtern, zukünftig Entscheidungen zu treffen, gebe ich Ihnen einige Tipps. Zuvor möchte ich Ihnen noch von einer Klientin berichten: Silvia, 31 Jahre alt und von Beruf Bankkauffrau, lebt mit ihrem Hund in der Großstadt und träumt von einem Leben auf dem Land. Sie lernt einen Mann kennen, der auch von dieser Idee begeistert ist. Bereits nach kurzer Zeit beschließen die beiden, gemeinsam in eine ländliche Gegend umzusiedeln. Die Beziehung hält aber nicht, und nun sitzt Silvia allein in dem Haus. Ihr Dilemma ist, dass sie sich einfach nicht entscheiden kann, ob sie jetzt wieder in die Großstadt ziehen soll, um Anschluss zu finden, oder ob es besser wäre auf dem Land zu bleiben, weil die Nähe zur Natur für sie und besonders für ihren Hund viele Vorteile hat. Die Schlüsselfrage, die ich Ihnen in einem solchen Fall ans Herz legen möchte, lautet: „Wovon wollen Sie sich nicht verabschieden?“ Silvia hat sich letztendlich entschieden, in ihrem Haus zu bleiben, obwohl sie einige Nachteile in Kauf nehmen musste. Aber das gehört zu jeder Entscheidung: Es gibt einen „Preis“ zu zahlen. Für Silvia hieß das: „Ich entscheide mich, auf dem Land wohnen zu bleiben, auch wenn das bedeutet, lange Wege zu haben und weit entfernt lebende Freunde nicht spontan treffen zu können.“ So hört sich eine erwachsene Entscheidung mit Selbstverantwortung an. Ich finde es auch spannend, dass Silvia kurz nach dieser Klärung von einer Nachbarin gefragt wurde, ob diese ihren Hund regelmäßig ausführen dürfe. Das hat ihre Situation zusätzlich sehr entlastet. Glückliche Zufälle ergeben sich dann, wenn wir eine Wahl getroffen haben.

Haben Sie einmal etwas entschieden, dann stellen Sie es nicht immer wieder infrage. Noch wichtiger ist, dass Sie dazu stehen, ohne das abzuwerten, was Sie nicht gewählt haben. Zögern Sie Entscheidungen auch nicht zu lange hinaus, weil Sie meinen, sie noch nicht von allen Seiten analysiert oder betrachtet zu haben. Stellen Sie sich vergleichsweise einen Fotografen vor, der immer wieder die Perspektive wechselt. Das Ergebnis ist, dass niemals ein Foto zustande kommt. Und falls Sie bezüglich einer Entscheidung, die Sie getroffen haben, dennoch zweifeln, beginnen Sie am besten mit konkreten Handlungen. Werden Sie aktiv! Wenn Sie z. B. beschlossen haben umzuziehen, dann besorgen Sie sich Umzugskartons, beginnen zu packen, rufen Helfer an, bestellen einen Lieferwagen – Resultate entstehen nur durch Taten.

Wenn Sie keine Entscheidung treffen wollen, weil Sie Angst vor dem Risiko haben, dann erinnern Sie sich an das, was wir unter dem Stichwort „Angst“ besprochen haben, und fragen Sie sich: „Was kann mir schlimmstenfalls passieren?“ Schreiben Sie alles auf eine Liste, dann werden Sie erkennen, dass das, was Sie befürchten, wahrscheinlich nur in Ihrem Kopf existiert und mit der Realität wenig zu tun hat. Ob Sie die richtige Entscheidung getroffen haben, wissen Sie immer erst hinterher. Und wäre es wirklich eine Katastrophe, wenn sich Ihre Entscheidung als falsch herausstellen würde? Wenn nicht Ihr Leben davon abhängt, erlauben Sie sich auch, Fehlentscheidungen zu treffen. Sie werden daraus lernen und sich persönlich weiterentwickeln. Sie werden an Weisheit und Erfahrung gewinnen. Ist Ihr Selbstbewusstsein wirklich so gering, dass Sie eine Fehlentscheidung nicht verkraften könnten? Lassen Sie sich nicht durch falschen Stolz oder ein aufgeblähtes Ego von Ihrer Lebendigkeit und Spontanität abschneiden. Irren ist menschlich.

Wenn Ihnen klar ist, dass Ihre Entscheidungen von heute Ihr Leben von morgen bestimmen, dann orientieren Sie sich bei Ihren Überlegungen an dem, was Sie wollen. Machen Sie sich klar, wie Ihr Leben in Zukunft aussehen soll. Was werden Sie tun? Wie werden Sie wohnen? Mit welchen Menschen werden Sie zusammen sein? Was wollen Sie besitzen? Streben Sie ein Leben in einer Gemeinschaft an oder lieben Sie Ein-Zimmer-Apartments? Beantworten Sie sich diese Fragen einzeln und treffen Sie dann die entsprechende Wahl. Wenn die Ziele klar sind, fallen auch die Entscheidungen leicht.

REFLEXION

• Ob Sie sich entscheiden oder nicht – beides hat seinen Preis.

• Wer nicht für sich entscheidet, für den wird entschieden.

• Fällt es Ihnen schwer, sich zu entscheiden, weil damit Ängste, Abschiede und Unsicherheiten verbunden sind?

• Erlauben Sie sich, eine Fehlentscheidung zu treffen, wenn es nicht wirklich um Leben und Tod geht.

• Sie können vorher nicht wissen, ob eine Entscheidung richtig oder falsch ist, weil Sie keine hellseherischen Fähigkeiten besitzen.

• Stehen Sie zu Ihrer Entscheidung – ohne das abzuwerten, was Sie nicht gewählt haben.

• Machen Sie sich Ihre Ziele klar, dann fallen Ihnen Entscheidungen leichter.

Ein Coach für alle Fälle

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