Читать книгу Ein Coach für alle Fälle - Erna Hüls - Страница 8

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2 ANFANGEN
Für den ersten Schritt ist alles da

„Ich will einen Bioladen eröffnen, aber ich weiß nicht, ob es klappt, deshalb fange ich gar nicht erst an …“ „Ich will ein Buch schreiben, aber ich weiß nicht, wie es enden soll, deshalb fange ich nicht an …“ „Ich will zeichnen lernen, aber ich weiß nicht, ob ich genug Begabung dazu habe, deshalb fange ich nicht an …“ Das sind Aussagen, wie ich sie immer wieder von talentierten und kreativen Menschen höre. Ich frage mich, wie viele Unternehmen, Kunstwerke, Projekte und Ideen nur deshalb nicht gegründet, geschaffen oder umgesetzt werden, weil Menschen damit nicht anfangen? Sie haben verschiedenste Ängste – zu scheitern, vor dem Unbekannten oder dass nicht genug Geld, Talent, Hilfe, Kunden oder Interessenten da sein könnten. Aber das sind alles nur ihre Gedanken. Um anzufangen, ist immer alles da. Vielleicht sind die Umstände nicht optimal, aber es ist immer noch besser, unvollkommen anzufangen als perfekt zu zögern.

Aller Anfang ist schwer – dieses altbekannte deutsche Sprichwort ist sicher meistens wahr. Deshalb ist der Beginn eines neuen Projektes, gleich welcher Art, auch der sensibelste Moment. Denken Sie beispielsweise einmal daran, wie schwer die ersten paar Meter sind, wenn Sie ein Auto anschieben müssen. Hier brauchen Sie all Ihre Kraft und Ausdauer. Ein kleines Hindernis reicht aus, um das Fahrzeug auszubremsen. Wenn der Wagen aber einmal rollt, bewegt er sich beinahe von allein. Deswegen ist für den Anfang eines neuen Weges Ihre ganze Kraft erforderlich. Mit halber Anstrengung werden Sie nicht den halben, sondern gar keinen Erfolg haben. Stellen Sie sich also darauf ein, dass Sie erst einmal alles geben müssen, um erfolgreich zu sein. Das kann je nach Projekt mehrere Wochen oder Monate, manchmal sogar Jahre dauern.

Hätte ich zu Beginn meiner Selbstständigkeit dieses Prinzip nicht gekannt, hätte ich entweder niemals angefangen oder – mit meinem Hang zum Perfektionismus und meiner Ungeduld – frühzeitig aufgegeben. Damals wusste ich nicht, wo es mich hinführen würde, dennoch habe ich einfach begonnen. Niemand kann zu Beginn einer neuen Tätigkeit den ganzen Weg voraussehen. Wenn Sie nachts Auto fahren, sehen Sie ja mit Ihrem Abblendlicht auch nur die kommenden 100 Meter deutlich vor sich. Würden Sie deshalb auf die Idee kommen, gar nicht erst loszufahren? Sicher nicht.

Die eigenen Ängste sind nicht die einzigen Hürden, die sich Ihnen als Anfänger in den Weg stellen. Es gibt ja nicht nur Gönner, sondern auch Neider unter Ihren Mitmenschen. Achten Sie deshalb darauf, mit wem Sie Ihre Idee besprechen, die Sie verwirklichen wollen. Einem Menschen, der sein Potenzial nicht lebt, der selbst ängstlich ist oder keine Ziele hat, wird es schwerfallen, Sie in Ihrem Vorhaben zu unterstützen. Dazu ein Beispiel: Auf einem meiner Vorträge lernte ich Barbara kennen, die Bankangestellte war und davon träumte, Romane zu schreiben. Mit Glanz in den Augen schwärmte sie mir vor: „In meinem Kopf laufen ganze Filme ab, ich muss sie nur noch aufschreiben.“ Sie erzählte einer Freundin von ihrer Idee, aber die meldete schnell ihre Zweifel an und warnte vor möglichen Enttäuschungen. Barbara ließ sich davon verunsichern – und das Vorhaben vorerst fallen. Nach meinem Vortrag war ihr klar, was sie falsch gemacht hatte, und sie verabschiedete sich mit den Worten: „Jetzt fange ich mit dem Schreiben an.“ Natürlich stimmt es: Wer etwas Neues anfängt, kann verlieren. Aber wer gar nicht erst anfängt, hat der nicht schon verloren? Es sind meistens die Zweifel und Ängste der anderen, nicht Ihre eigenen. Deshalb sollten Sie nicht darauf hören oder besser einfach anfangen. Haben Sie Vertrauen in sich und Ihre Fähigkeiten. Hinter jedem Traum steckt auch immer das Talent.

Ich rate Ihnen auch, sich zu Beginn einer neuen Tätigkeit nicht auf Ergebnisse zu konzentrieren und Ihre Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben. Das könnte Sie schnell entmutigen. Die ersten selbst gemalten Bilder oder die ersten Umsätze eines Bistros können nicht zufriedenstellend sein, denn alles muss sich entwickeln. Was am Anfang zählt, ist das unermüdliche Handeln und ein langer Atem.2 Haben Sie Geduld, der Erfolg wird sich irgendwann einstellen. Würde ein Landwirt vor lauter Ungeduld an den kleinen Pflanzen auf seinen Feldern ziehen, damit diese schneller wachsen, würde er seine ganze Ernte ruinieren. Besser ist es, geduldig und beharrlich einen Schritt nach dem anderen zu setzen.

Was immer Sie auch vorhaben – ich möchte Sie ermutigen, damit zu beginnen. Schieben Sie Ihr Vorhaben nicht auf, sonst besteht die Gefahr, dass Sie irgendwann ganz die Motivation und den Mut verlieren. Wie es für die Früchte eines Baumes eine bestimmte Zeit gibt, in der sie am besten schmecken, gibt es auch für ihre Idee die beste Zeit. Wenn die Früchte zu lange hängen bleiben, werden sie faul. Genau so könnten auch Ihre Projekte im wahrsten Sinne des Wortes „faul“ und auch träge werden, wenn Sie diese zu lange „hängen“ lassen. Bedenken Sie auch die Möglichkeit, dass jemand anderes Ihre Idee umsetzen könnte, indem er sich z. B. auf die Stelle bewirbt, die Sie gerne gehabt hätten, oder das Ladenlokal anmietet, mit dem Sie schon lange liebäugeln, oder den Mann/die Frau anspricht, für den/die Sie sich Langem interessieren. Wäre das nicht ärgerlich?

„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“ Sie kennen bestimmt diese zutreffende Aussage des ehemaligen sowjetischen Präsidenten Michael Gorbatschow. Also fangen Sie an! Sie werden auf dem Weg alles lernen und erhalten, was Sie für Ihr neues Vorhaben brauchen: Auf einmal taucht ein Mensch auf, der Ihnen die passenden Räumlichkeiten anbietet, Ihnen fällt das richtige Buch in die Hände, oder Sie erhalten plötzlich Hilfe von allen Seiten, sodass Sie nur noch staunen können. Die Schweizer Ärztin und Buchautorin Elisabeth Kübler-Ross bekundete in einem ihrer Vorträge über das Leben und das Sterben: „Wenn Sie das tun, was Sie lieben, kommt der Rest vom Himmel.“3 Und das ist auch meine Erfahrung, sowohl in meinem eigenen Leben als auch in den Geschichten der vielen Klientinnen und Klienten, die ich darin unterstützen durfte, Ihre Träume umzusetzen.

Erkennen Sie, dass Sie weder mehr Zeit noch genug Geld oder eine weitere Ausbildung benötigen, um zu beginnen. Was Sie benötigen, ist der Mut für den ersten Schritt. An meiner Pinnwand hing zu Beginn meiner Selbstständigkeit ein Zitat von Goethe: „Was immer Du tun kannst oder träumst es zu können, fang damit an! Mut hat Genie, Kraft und Zauber in sich.“ Informieren Sie mich gerne darüber, wie sich dieser Zauber in Ihrem Projekt gezeigt hat, sobald Sie angefangen haben.

REFLEXION

• Schieben Sie Ihr Vorhaben nicht auf, morgen könnte es schon zu spät sein.

• Um mit einer Idee anzufangen, ist immer alles da.

• Sie können nicht den ganzen Weg vorhersehen, aber den ersten Schritt gehen.

• Halbe Anstrengung bringt keinen halben Erfolg, sondern gar keinen.

• Handeln Sie kontinuierlich, statt nur auf gute Ergebnisse zu warten.

• Sprechen Sie nur mit Menschen über Ihre neue Idee, die offen dafür sind.

Ein Coach für alle Fälle

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