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Drei Wochen später habe ich die Ergebnisse der Blutuntersuchung, des Ultraschalls, der Magenspiegelung und der Computertomografie. Besser gesagt, Doktor Münchenberg hat sie, Oberarzt der Gastroenterologie. Verrückt, dass ich dieses Wort irgendwann mal flüssig aussprechen kann. Doktor Münchenberg ist kaum älter als ich, hat einen rasierten Schädel, trägt eine dickrandige, schwarze Brille und begrüßte mich bei unserem ersten Treffen mit einem zugewandten Lächeln. Jetzt sitzt er mit ernstem Gesicht hinter seinem Schreibtisch und sortiert Bilder und Ausdrucke, sieht sich immer wieder einzelne Seiten an. Dann kommt er um den Tisch herum, nimmt meine Hand und drückt Zeige- und Mittelfinger rechts unter die Rippen. Ich setze mich auf.

„Atmen Sie tief ein. Spüren Sie das?“

Ich taste, wie es mein Hausarzt getan hat, und nicke unsicher.

„Da ist etwas. Aber ich habe keine Ahnung, wie es sich anfühlen soll. Also, normalerweise.“

Er setzt sich auf die Ecke seines Schreibtisches.

„Das soll nicht da sein. Aber es könnte alles Mögliche sein, angefangen bei festen Dingen, die Ihren Darm durchwandern. Doktor Clemens hatte mir von der Erkrankung Ihres Vaters berichtet und von Ihrer Reaktion, als diese zur Sprache kam. Deshalb hielten wir es für angebracht, Sie nicht zusätzlich zu belasten und jedes Gespräch über einen Tumor zu vermeiden, solange wir keine Gewissheit hatten. Die histologische Untersuchung der Gewebeproben aus der Magenspiegelung hat unseren Verdacht aber unglücklicherweise bestätigt. Es tut mir wirklich leid, aber was Sie spüren, ist ein Karzinom. Sie haben Magenkrebs.“

~

Ich lasse mich nach hinten in den Stuhl sinken, die Hände auf den Lehnen, den Blick auf den Schreibtisch, auf die Papiere gerichtet.

Krass.

Ich habe Jahre damit verbracht, Krebs aus meinem Kopf und aus meinem Leben zu verdrängen. Bis auf Bene und Lisa weiß niemand in meinem Freundeskreis von meinem Vater. Ich rede nicht über Krebs, ich klicke jeden Artikel darüber weg, und wenn es in Gesprächen zum Thema wird, klinke ich mich aus. Das ist nicht leicht, heute führt ja irgendwie alles zum Krebs. Jedes Symptom kann irgendeine Art von Krebs sein. Regelmäßig sterben Promis daran und selbst, wenn es nur um das Sternzeichen geht, kribbelt meine Kopfhaut.

Weil immer, wenn es um Krebs geht, spüre ich diese kleine, brennende Flamme der Gewissheit. So wie andere wissen, wenn es die Liebe ihres Lebens ist, so wusste ich schon immer, dass ich Krebs bekommen werde. Mein Vater hatte ihn, also werde ich ihn auch haben. Ich dachte nur, wenn ich ihn lange genug meide, dann schaffe ich es vielleicht, ihm zu entkommen. Am Arsch.

Alles Gedanken, die später kommen. Erstmal schlucke ich nur und denke gar nichts. Und bekomme nichts mit. Spüre Lisas Hand, die sich auf meine legt. Drehe den Kopf zu ihr, sie hat schon lange begriffen. Sie sieht den Doktor an.

„Was genau bedeutet das?“

Er greift hinter sich und zieht ein schwarz-weißes Bild hervor. Ein Apfel, von oben, in der Mitte aufgeschnitten. Und dann erkenne ich die Wirbelsäule, rechts und links davon die Rippen und die Organe darin. Das bin ich, von oben, in der Mitte aufgeschnitten. Der Arzt zeigt auf einen grauen Bereich, der die rechte Seite fast ausfüllt.

„Das ist Ihr Magen. Sehen Sie diesen dunkleren Bereich? Das ist der Tumor. Das ist das, was Sie unter Ihren Rippen spüren. Und das spüren Sie auch nur, weil Sie so mager sind. Und das hier in der Leber sieht aus wie eine Absiedlung. Metastasen.“

Er redet weiter und sieht abwechselnd Lisa und mich an, aber ich bin nicht ansprechbar, reagiere nicht und bekomme nur Bruchstücke mit. Lisa stellt die Fragen. Sie sammelt die Informationen. Sie kümmert sich.

Immer noch wach

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