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Оглавление„Magenkrebs. Endstadium. Wenn die Rechnung des Arztes stimmt, bin ich in etwa einem Monat tot.“
Kasper kichert wieder.
„Wenn die Rechnerei der Ärzte stimmen würde, wäre ich seit einem halben Jahr tot.“
„Wie lange bist du denn schon hier?“
Er macht eine vage Handbewegung.
„Vielleicht acht Monate. Demnächst habe ich wieder eine Untersuchung, ob ich überhaupt hierbleiben darf. Zu krank, um zu leben. Und trotzdem sterbe ich einfach nicht.“
Das Kichern wird wieder ein trockenes Husten, und für einen kurzen Moment habe ich Angst, er stirbt gleich hier. Mit weit aufgerissenen Augen, einer Hand an der Brust und hervortretenden Sehnen am Hals. Dann holt er krächzend Luft und schüttelt sich, hustet noch einmal und grinst dann erschöpft, dreht sich zur Seite und greift nach dem Wasserglas.
„Das tut tatsächlich ganz schön weh. Aber ich kann doch nicht mit dem Lachen aufhören.“ Er schlürft das Glas halb leer und beobachtet mich dabei. „Warum bist du denn wach?“
„Ich kann nicht schlafen.“
„Angst?“
Ich erzähle von meinem Klopapierproblem, was Kasper wieder zum Lachen und Husten bringt. Diesmal muss auch ich grinsen. Als er das sieht, lacht er nur noch mehr, schlägt sich die Hand auf den Mund, schaut mich mit großen Augen an und zeigt zur Tür. Als ich sie zuschiebe, holt er prustend Luft, das Gesicht mittlerweile ganz rot. Ich greife zum Notschalter, aber Kasper schüttelt den Kopf. Kurz darauf beruhigt er sich.
„Wegen Klopapier zu sterben, das wäre lustig gewesen. Kannst eine Rolle von mir haben.“
„Hast du denn noch genug?“
„Ist egal. Alleine schaffe ich es eh nicht aufs Klo. Der Nächste, der kommt, bringt eine mit.“
Ich hole die Rolle und hebe die Hand zum Abschied. Kasper winkt mir zu.
„Lass die Tür offen.“
Ich schleiche durch gedimmtes Licht die Flure entlang und lese im letzten Gang die Schilder, bis ich meinen Namen entdecke. In geübter Handschrift geschrieben.