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Der Doktor erzählt, dass Magenkrebs meistens spät entdeckt wird, dass er in meinem Alter selten vorkommt und deshalb auch keine Vorsorge getroffen werden kann. Dass es anhand der Größe schwer ist, zu operieren, dass eine Transplantation nicht in Frage kommt, trotzdem gibt es eine Menge …

„Wie lange habe ich noch?“

Er verstummt, Lisa starrt mich an und mir wird klar, dass nur ich diese Frage beantwortet haben will. Doktor Münchenberg nickt, legt den Ausdruck zurück auf den Schreibtisch und faltet die Hände.

„Das kann ich Ihnen nicht sagen. Krankheiten verlaufen bei jedem Menschen anders, und je nachdem, wie die Therapie bei Ihnen anschlägt …“

Ich lache auf und er sieht mich irritiert an.

„Es muss doch Durchschnittswerte geben. Erfahrungen durch andere Patienten.“

Er zuckt mit den Schultern, ratlos.

„Es tut mir wirklich leid, da spielen so viele Faktoren eine Rolle, ich kann Ihnen das nicht sagen. Wir stehen ja ganz am Anfang.“

„Fühlt sich für mich eher wie das Ende an.“

„Alex!“

„Sorry.“

„Ich habe schon mit Kollegen aus der Onkologie über Sie geredet, Sie sollten sich mit ihnen zusammensetzen und die Therapieoptionen und den weiteren Verlauf besprechen.“

Für einen Moment schweigen wir alle. Lisa und der Arzt sehen mich an und ich spüre, wie sich alles in mir verkrampft, spüre Wut aufsteigen und versuche, ruhig zu bleiben und normal zu sprechen.

„Wenn es jetzt keine Medikamente gibt und keine Therapie, wenn der Krebs einfach weitermachen kann, wann sterbe ich dann?“

„Auch dann kann ich keine validen Aussagen treffen. Das hängt trotzdem noch davon ab, wie Sie leben, mit wem Sie zusammenleben, wie Sie sich ernähren, manchmal sogar, wie Sie über die Krankheit denken.“

„Geben Sie mir bitte eine Zahl.“

Er blickt zu Lisa, die mit den Schultern zuckt.

„Er ist stur. Wenn Sie ihm keine Einschätzung geben, wird er sie sich woanders holen.“

Doktor Münchenberg betrachtet mich einen Moment, dann atmet er tief aus und nickt.

„Das ist eine extrem grobe Schätzung. Wenn der Krebs sich weiter so ausbreiten kann, gebe ich Ihnen etwa sechs Monate. Sie würden erfahrungsgemäß vielleicht vier Monate lang ähnliche Schmerzen und Symptome haben wie jetzt, also noch relativ gut zurechtkommen. Insbesondere am Ende der Erkrankung muss man mit großen Komplikationen rechnen.“

Das hat er so wahrscheinlich nicht gesagt, aber das ist das, was bei mir ankommt. Ich zähle die Monate an den Fingern ab.

„Dann werde ich nicht mal mehr 31.“

Lisa drückt meine Hand, der Arzt hebt seine.

„Nur unter der Voraussetzung, dass wir nichts dagegen tun. Wie gesagt, wir stehen am Anfang dieser Reise.“

Immer noch wach

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