Читать книгу Verraten - Florian Schwiecker - Страница 6
Prolog
ОглавлениеDie Sonne stand hoch am strahlend blauen Himmel, und die kristallklare Luft roch nach Winter. Vor dem Café Vargas am Kurfürstendamm liefen die Kinder in dicken Jacken umher und spielten Fangen, während ihre Eltern unter roten Fleecedecken vor der Kälte geschützt an den kleinen Tischen saßen und Latte macchiato tranken. Die stählernen Gasheizstrahler, die aus dem Berliner Straßenbild nicht mehr wegzudenken waren, spendeten ihnen Wärme, und das Café war wie an jedem Wochenende bis auf den letzten Platz besetzt. An einem Tisch spielte ein kleines Mädchen mit seiner Puppe.
Unbeachtet von den anderen Gästen verließ ein elegant gekleideter Mann das Vargas. Er war mittelgroß, hatte schwarze, nach hinten gekämmte Haare und einen mediterranen Teint. Unter seinem dunkelblauen Wintermantel trug er einen Maßanzug im gleichen Ton, dazu ein hellblaues Hemd. Schuhe und Gürtel waren braun und farblich perfekt aufeinander abgestimmt. In der einen Hand hielt er einen Kaffeebecher aus Pappe, in der anderen eine schlichte Gucci-Sonnenbrille. Er setzte die Brille auf, schaute auf seine Uhr und ging dann zufrieden blickend den Kurfürstendamm in Richtung Breitscheidplatz hinunter. Später würde sich niemand an ihn erinnern. Auch nicht daran, dass er zehn Minuten zuvor das Café mit zwei Aktentaschen betreten hatte, die er jetzt nicht mehr bei sich trug.