Читать книгу Friedrich Wilhelm I. - Frank Göse - Страница 28

Die Inspektionsreisen

Оглавление

Doch kehren wir noch einmal zurück zu den vom Monarchen genutzten Möglichkeiten, eine halbwegs effiziente administrative Durchdringung seines Königreiches zu erreichen. Eine weitere Chance, um sich selbst ein Bild »vor Ort« zu machen, bestand für Friedrich Wilhelm I. darin, seine Provinzen zu bereisen. Vom Erfolg überzeugt, riet er auch seinem Nachfolger, diese Praxis weiterzuverfolgen, »da wierdt er seine Regimenter und Arméé officiers Lender und leutte Kennen lernen und wierdt selber sehen das in alle seine Prowincen schöne verbeßerungen in den Domenen« seien.82 Zwar war er bestrebt, in einer gewissen Regelmäßigkeit – angedacht war, alle drei Jahre eine der Provinzen zu bereisen83 – alle Landesteile zu inspizieren, jedoch waren gewisse Schwerpunktsetzungen nicht zu übersehen, so dass diesen Reisen im Gegensatz zu denen seines Nachfolgers noch »kein planmäßiges System« zugrunde lag.84 Dort, wo der Reformbedarf am höchsten war bzw. sich infolge von Katastrophen ein intensives Retablissement erforderlich machte, zeigte der König des Öfteren persönliche Präsenz, wie etwa in Preußisch-Litauen. Hierher soll Friedrich Wilhelm I. insgesamt elf Mal während seiner Regierungszeit eine Inspektionsreise geführt haben.85 Man wird allerdings bedenken müssen, dass während der recht aufwendigen Reisevorbereitungen die Verwaltungsbehörden der betroffenen Kreise gewisse Vorkehrungen trafen, um nicht im allzu schlechten Lichte zu erscheinen. So wurde angeordnet, die Brücken und Wege, die der Monarch passieren würde, vorab zu reparieren.86 Da der König mit einem größeren Gefolge – und nicht »ohne Bedeckung«, wie mitunter Glauben gemacht wurde87 – zu reisen pflegte, mussten stets genügend Pferde an den Relaisstationen zum Wechsel bereitgehalten werden. Während der 1731 durch Ostpreußen durchgeführten Reise hatten die Ämter jeweils 250 Pferde zuzüglich 30 Reitpferden zu stellen. Dabei scheint es nachweislich der nach den Reisen an die betreffenden Amtsträger ergangenen Ordres auch zu allerhand Irritationen, insbesondere bei der Gestellung des Vorspanns, gekommen zu sein.

Diese persönlich vom Monarchen »vor Ort« vorgenommenen Kontrollen dienten zugleich als Vorbild für die von den regionalen Amtsträgern erwartete Verwaltungspraxis. Auch von ihnen verlangte er regelmäßige Inspektionen – zum Beispiel hatten die Steuerräte mindestens zweimal jährlich alle Städte ihres Bezirkes zu besuchen. So erachtete es der König 1733 als »nöhtig«, dass der Präsident der Kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer von der Osten »die unter seiner Direction stehenden Ämter und Städte recht kennen lerne, und zugleich an jedem Orte observire, was annoch zu verbessern«.88 Doch sollten die damit in Verbindung stehenden Probleme nicht unterschätzt werden. Aus heutiger Sicht ist es nur noch schwer vorstellbar, welchen zeitlichen Aufwand und welche Mühen es einem Steuerrat oder Landrat bereitete, seinen räumlich ja recht ausgedehnten Wirkungsbereich zu bereisen, gleich welche Witterung herrschte. So muss man sich die Straßen im damaligen Preußen oftmals als Sandpisten vorstellen, die sich bei Dauerregen in tiefe Moraste verwandelten oder aber bei längerer Trockenheit ebenfalls zu unüberwindlichen Hindernissen für Wagen und Pferde werden konnten.89 Auf die von der Magdeburgischen Kriegs- und Domänenkammer vorgebrachten Einwände, wonach eine intensivere Bereisung die Departementsräte »von der ordinairen Arbeit beym Collegio sehr abhalten« werde, reagierte der König unwirsch mit der Bemerkung: Man solle nicht so viel »raisonniren«! Er habe »die provintzen in 20 tagen, sowohl Städte als Ämter, durchreisen und das nötige examiniren können; so wird ein Departements Raht, wenn er nur nicht spatzieren fahren will, sein kleines departement wohl zu bereisen Zeit haben«.90

Friedrich Wilhelm I.

Подняться наверх