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4. Zurück im Tierheim von MADRA

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Es hat sich gelohnt, mal wieder beim „Grillmeister“ vorbei zu schauen. Die Riesen-Currywurst war - wie immer - exzellent. Nun sind wir aber schon wieder auf der Autobahn in Richtung Llucmajor und der auf meinen Füßen sitzende Podenco-Mix hat es mittlerweile geschafft, meine Jeans mit seiner Zunge völlig zu durchnässen. Nun ja, die Waschmaschine und die Jeans haben schon seit langem Freundschaft geschlossen. In Llucmajor fahren wir noch schnell beim Tabakladen vorbei, denn wir brauchen dringend ein paar Briefmarken fürs Büro.

Endlich geschafft. Unser Auto steht vor dem Tor des Refugios und Maria kommt uns schon erwartungsvoll entgegen gelaufen. Sie fragt, ob alles gut geklappt hat. „Wir haben vier.“ „Wie? Vier?“, fragt sie erstaunt. „Na vier Hunde.“ „Wieso? Hat es mit den Flugpaten nicht geklappt?“ „Doch, doch, da ist alles absolut gut gegangen. Ich habe aber in Son Reus noch ´nen vierten Hund gefunden.“, sage ich. „Wir haben doch gar keinen Platz mehr. Und wenn uns wieder jemand einen über’n Zaun wirft, was dann?“, ist ihre besorgte Reaktion. „Ich denke mal, der Podenco hier ist so ruhig und ausgeglichen. Der passt bestimmt ganz gut zu denen da drüben. Probieren wir es mal aus.“ Ich greife zur Leine und gehe mit dem Podenco-Mix hinüber zu unseren ruhigsten Hunden im Refugio. Erst einmal Halt vor dem Zwinger und schauen, wie alle reagieren. Nichts auffälliges, also auf die Tür und hinein mit dem Neuen. Natürlich wird er gleich von allen beschnüffelt, was aber gar nicht so lange dauert. Dann ist er dran und lernt seine neuen Kumpels auf Hundeart kennen. „Genau so habe ich das auch erwartet.“, ist meine Reaktion. Die anderen drei bekommen erst einmal jeder einen eigenen kleinen Zwinger. Während die zwei anderen Hunde von Maria und Cristina in ihre Zwinger gebracht werden, nehme ich Hurano samt Transportbox persönlich mit in seinen Zwinger. Nun die Box abgestellt, Boxentür auf und selbst sofort aus dem Zwinger rausgegangen. Das dürfte bei solch einem scheuen Hund fürs erste das Beste sei. Es dauert eine ganze Weile, bis der Cocker-Spaniel-Mix seine Nase aus der Box steckt. Raus kommt er noch lange nicht. Er hat wohl doch viel zu viel Angst vor allem. „Seid nicht so ungeduldig“, sage ich zu den anderen, „der kommt schon noch raus. Am besten, wir lassen ihn erst einmal in Ruhe.“


Cristina ist die Tochter unseres Nachbarn, einem Betreiber einer großen Obst- und Olivenplantage. Das Wohnhaus der Familie liegt ein paar hundert Meter und durch zahllose Obstbäume von uns getrennt entfernt, so dass unsere Hunde nicht stören dürften. Cristina ist 17 und kommt fast jeden Tag nach der Schule rüber. Anfangs hat das ihrem Vater gar nicht gepasst, denn Mallorquiner haben es ja bekanntermaßen nicht so mit Hunden. Zwischenzeitlich hat er uns einmal besucht und alles angeschaut. Ich bin mir aber absolut nicht sicher, ob er von unserem Tun überzeugt ist. Jedoch darf Cristina seither zu uns kommen, wann immer sie Zeit hat. In der Zwischenzeit kommen hin und wieder auch ein paar andere Mädchen an den Zaun und schauen scheu herein. Hier braucht eben alles etwas mehr Zeit.

Cristina darf einen Namen für den Podenco-Mix auswählen. Vor Schreck hierüber weiß sie keinen und meint: „Ich gebe ihm morgen einen schönen Namen. Einverstanden?“. Vielleicht will sie auch noch einmal mit ihren Freundinnen darüber sprechen.

Während die anderen sich wieder um die Hunde im großen Auslauf kümmern, gehe ich in unser kleines Büro. Erst einmal müssen die 4 Neuankömmlinge erfasst werden. Jeder bekommt eine Karteikarte, auf der alle bekannten Daten eingetragen werden. Morgen oder übermorgen will die Tierärztin zu uns kommen. Dann werden die medizinischen Daten noch nachgetragen. Über die Herkunft der vier Neulinge wissen wir so gut wie nichts. Der Angestellte in Son Reus sagte nur, dass es sich bei allen um frühere Streuner handele. Der Podenco-Mix hat zwar einen Mikrochip, aber der ist nirgendwo eingetragen. Ich frage mich immer wieder, warum die Leute ihre Hunde chippen und dann aber keine Eintragung in einem Haustierregister vornehmen lassen. Das kostet, außer für den Chip, nichts, hilft aber ganz enorm, wenn der Hund vielleicht doch einmal wegläuft.

Nachdem der Bürokram erledigt ist, muss nachgeschaut werden, was an Material am nötigsten gebraucht wird. Futter ist ein Dauerbrenner. Wir haben aber immer in letzter Minute irgendeinen rettenden Engel gefunden, der für Hundefutter gesorgt hat. Ja und da wäre noch ein neuer Kanister Reinigungskonzentrat für den Hochdruckreiniger. Hoffentlich bekommen wir bald mal einen, ansonsten ist wieder das lästige Zwingerschrubben von Hand angesagt.

So, nun ist Hurano mal wieder an der Reihe. Ich schütte eine kleine Dose Nassfutter in einen Futternapf und knete alles mit den Händen durch. So riecht er beim Fressen vielleicht schon ein wenig von mir, hoffe ich jedenfalls. Ob das wirklich so klappt, ich weiß es nicht. Als ich zu seinem Zwinger komme, hat er die Box in der Tat verlassen, wie ich es schon vermutet habe. Doch als er mich sieht, ist er schneller wieder drin, als ich die Zwingertür öffnen kann. Also stelle ich ihm den Fressnapf neben die Box und gehe wieder. Als ich nach einer dreiviertel Stunde zurückkomme, ist der Napf leer. „Gut gemacht Hurano“, sage ich zu ihm oder vielleicht doch eher nur zu mir.

Genug für heute, morgen ist auch noch ein Tag und dann muss die Box aber endgültig raus aus dem Zwinger. Sein ganzes Leben lang verkriechen, das kann‘s nun auch nicht sein.

Ich radele gemütlich nach Hause und denke dabei nach, wie ich morgen und in den nächsten Tagen bei Hurano vorgehen werde, um seine unendliche Scheu vor Menschen abzubauen. Dabei fällt mir eine Begebenheit ein, die Maike Maja Nowak in ihrem Buch „Wanja und die wilden Hunde“13 beschrieb. Also vergiss es nicht, sagte ich mir, als ich das Fahrrad in den Schuppen einschließe.

Endstation Son Reus?

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