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6. Welcher Hund für welchen Menschen?

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Die Beantwortung dieser Frage scheint auf den ersten Blick einfach zu sein, ist es für viele Menschen bei ernsthafter Betrachtung aber dann doch nicht. Der Mensch ist das einzige Lebewesen auf Erden, welches vorrangig auf Schönheit und Ästhetik ausgerichtete Entscheidungen trifft. Bei der Auswahl des Hundes ist das nicht anders. Verständlich, denn wer möchte nicht einen schönen Hund an seiner Seite haben, den alle anderen Menschen bewundern. Manche Menschen wollen unbedingt einen Furcht einflößenden Hund mit sich führen. Doch sind das wirklich immer die richtigen Hunde für den jeweiligen Menschen? Nicht selten wird nämlich nach einer Weile festgestellt, dass Hund und Mensch doch nicht so gut zusammen passen, wie man sich das ursprünglich gewünscht hat. Nicht selten landen die Hunde dann in einem Tierheim oder werden anderweitig verkauft. Diejenigen Menschen, die erkennen, dass im Augenblick etwas zwischen ihnen und ihrem Tier nicht stimmt, die aber an einer Veränderung ernsthaft arbeiten möchten, sind zu beglückwünschen, denn das ist der weitaus schwierigere Weg. Er erspart dem Hund aber einen mehrfachen Wechsel seines Sozialpartners Mensch und trägt zur inneren Stabilität des Tieres ganz erheblich bei. Damit ein möglichst lebenslanges harmonisches Zusammenleben erreicht werden kann, sollte der künftige Halter bei der Auswahl seines neuen Hundes die folgenden Hinweise unbedingt berücksichtigen.

Wie nun sollte man den möglichst richtigen Hund aussuchen? Versuchen Sie zunächst einmal mit sich selbst zu klären, was Sie wollen und leisten können. Sind Sie ein sportlicher Typ, sehr unternehmungslustig und haben Sie obendrein genügend Zeit, ist ein Hund, der viel Bewegung braucht, genau richtig. Das gleiche gilt für Menschen, die von vornherein wissen, dass sie mit ihrem Hund Hundesport betreiben möchten. Diese könnten sich z.B. für eine der zahlreichen Windhunderassen interessieren. Ein eher sanftmütiger Mensch wiederum, der obendrein mehr die Gemütlichkeit mag, wird mit Laufhunden oder sehr arbeitswilligen Hunden nicht glücklich werden. Für diesen Menschen wäre eventuell eine kurzbeinige Bulldogge günstiger. Während ein Schutz- bzw. Wachhund immer nahe bei der zu beschützenden Person oder zu bewachenden Sache bleiben muss, benötigt ein Jagdhund, der zum selbstständiges freien Arbeiten gezüchtet ist, möglichst viel Raum für seine Bewegung.

Die Vertreter der verschiedenen Hunderassen sind über die Jahrhunderte ihrer Entwicklung weniger nach ihrem Aussehen als vielmehr nach bestimmten Eigenschaften für ihre Verwendung zum Nutzen des Menschen selektiert worden. Mensch und Hund sollten also nach Möglichkeit in ihren Eigenschaften und Energien gleich oder weitestgehend ähnlich sein. Geringfügige Unterschiede gleichen sich mit zunehmender Bindung oftmals aus. Der Hundehalter benötigt in einem solchen Fall allerdings etwas Geduld mit seinem vierbeinigen Freund.

Hin und wieder begegnet man der Meinung, ein Hund in einer kleinen Stadtwohnung leide unnötig. Diese Aussage ist nur bedingt zutreffend. Sie trifft nur dann zu, wenn man sich für einen Hund entschieden hat, der viel Bewegung benötigt, für den der Mensch aber nicht hinreichend viel Zeit hat. Kann der Hund, aus welchem Grunde auch immer, keine innige Beziehung zu seinem Menschen aufbauen, leidet das Tier meistens ebenfalls sehr stark. Der intakte Sozialkontakt zum Hundehalter, wir kommen später noch einmal darauf zu sprechen, ist für den Hund von existenzieller Bedeutung.

Es ist also auf jeden Fall vor der Anschaffung eines Hundes dringend zu empfehlen, sich über seine Eigenschaften und Bedürfnisse möglichst umfassende Informationen zu beschaffen. Quellen, wo man solche Informationen findet, gibt es unendlich viele. So genügt es, im Internet bei einer beliebigen Suchmaschine den Begriff „Hunderassen“ einzugeben und man findet mehr Fundstellen, als man überhaupt lesen mag. Auch gibt es für Smartphones diverse kostenlose sowie teilweise kostenpflichtige Apps, in welchen ausreichend viele Hunderassen beschrieben werden. Für Android Handys sei stellvertretend die App „Hundeführer“ genannt. Wer lieber etwas auf Papier haben möchte, hat ebenfalls eine riesige Auswahl an Büchern, von denen hier nur Rino Falappi mit „Hunde – kennenlernen, Haltung, Pflege und Züchtung“ und Eva Maria Krämer mit „Der große Kosmos Hundeführer“ genannt werden sollen. Letzteres Buch beschreibt die 341 FCI-15 und ca. 150 weitere Rassen ausführlich.

Aus dem Auslandstierschutz kommen jedoch überwiegend Mischlinge der verschiedensten Rassen. Dabei werden z.T. auch Hunde als Mischlinge eingestuft, die vom Fachmann doch als Rassehunde beurteilt werden könnten. Der Grund hierfür ist, dass man bei Streunern gewöhnlich nicht weiß, von welchen Eltern sie abstammen und welche Vorfahren diese wiederum haben. Aber selbst bei Abgabehunden kommt es nicht selten vor, dass der bisherige Halter nicht sagen kann, ob es sich um einen Rassehund oder einen Mischling handelt. Auch wenn im Auslandstierschutz überwiegend Mischlinge zu finden sind, heißt dies nicht, dass diese Hunde automatisch schlechtere Hunde sind. Man sagt sogar, Mischlinge seien die gesünderen Hunde, weil sie nicht durch gezielte Selektionen und dem Aufbau eines dem Menschen genehmen Ästhetikbildes geprägt sind und somit der natürlichen Erscheinungsform des Hundes am nächsten kommen. Einen Mischling können Sie in Hinblick auf seine Eigenschaften am besten danach beurteilen, wenn Sie versuchen, festzustellen, welchem Rassehund Ihr Favorit am nächsten kommt. Oftmals weist der Mischling im täglichen Leben auch die Eigenschaften auf, die der ihn dominierenden Rasse zugeschrieben werden.

Die Suche nach dem passenden Hund ist also wirklich nicht einfach, wenn man später ein ausgeglichenes Miteinander von Tier und Mensch haben möchte. Nehmen Sie sich daher unbedingt etwas Zeit hierfür. Eine Ad hoc Auswahl vorrangig nach dem Aussehen, vielleicht auch noch unter Berücksichtigung von Mitleid für ein bestimmtes Tier, sollte unbedingt vermieden werden. Wenn Sie bei Ihrer Auswahl unsicher sind oder keine Erfahrungen mit Hunden haben, sollten Sie sich an einen Hundefachmann wenden.

Auch wenn meistens die Rasse des Hundes an erster Stelle der Auswahlkriterien steht, sind auch andere Fragen vor der Anschaffung zu klären. So z.B. ob es ein Rüde oder eine Hündin sein soll oder welches Alter der Hund haben sollte.

Die Frage nach dem Geschlecht des auszuwählenden Hundes ist rein subjektiver Natur. Es gibt Menschen, die besonderen Wert auf ein Geschlecht legen und es gibt wiederum andere Menschen, denen das egal ist. Bei der Anschaffung einer Hündin sollte nur bedacht werden, dass sie zur Vermeidung ungewollter Nachkommen kastriert sein sollte. Viele Tierschutzorganisationen geben ganz bewusst nur kastrierte Tiere ab, um das Züchten mit diesen Tieren zu verhindern, denn eigentlich gibt es auf unserer Erde so viele Hunde, dass weitere nur die Gefahr mit sich bringen, dass immer und immer wieder Hunde ausgesetzt werden. Darüber hinaus sagt man, dass Hündinnen oftmals folgsamer, sanfter und häuslicher sein sollen als Rüden.16 Auch das Markieren des Reviers ist bei Hündinnen viel schwächer entwickelt als bei Rüden. Rüden wiederum haben ein weniger einnehmendes Temperament. Sie sind vielfach lebhafter und verspielter. Rüden lassen sich oftmals leichter ausbilden, als Hündinnen. Die Aussagen der letzten Sätze gelten aber nicht starr für das jeweilige Geschlecht.


Welpen gibt es im Auslandstierschutz natürlich auch. Wie lange diese mit der Mutter zusammen gelebt haben, weiß man nicht in jedem Fall. Nur dann, wenn eine Mutter mit ihren Welpen gemeinsam aufgefunden wird, kann man sicher sein, dass die Babys nicht zu früh von der Mutter getrennt wurden. Dieser Zeitpunkt ist frühestens mit einem Alter von 8 Wochen gegeben. Wenn Sie also Welpen angeboten bekommen, die jünger sind, ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass sie zu früh von der Mutter getrennt worden sind. Im Übrigen dürfen derart junge Welpen noch gar nicht ihr Herkunftsland verlassen. Dazu aber später.

Welpen sind zwar süße Geschöpfe, aber das bleibt nicht ein Leben lang so. Sie werden recht schnell erwachsene Hunde in ihrer jeweiligen rassetypischen Größe und ihrem rassetypischen Erscheinungsbild. Lassen Sie sich also nicht vom Schönheitsbild eines Welpen verführen.

Wer einen Welpen übernimmt, muss auch noch eine ganze Weile die Mutter für den Kleinen ersetzen, ihm Erziehung zukommen lassen sowie Wärme und Geborgenheit geben, damit der Welpe Vertrauen in sein neues Zuhause fasst. Welpen müssen öfter als erwachsene Hunde (3 bis 5 Male pro Tag) gefüttert werden und stubenrein sind sie auch nicht gleich, nachdem sie ins Haus kommen. Damit sie stubenrein werden, muss man öfters, als mit erwachsenen Hunden, mit ihnen nach draußen gehen.

Viel mehr als Welpen findet man im Auslandstierschutz Jung- und erwachsene Hunde im Alter ab 1 Jahr und aufwärts. Die Adoption eines solchen Hundes erspart dem Menschen die intensive Betreuung im Welpenalter. Man bekommt also bereits einen „fertigen“ Hund. Aber wirklich „fertig“ ist dieser Hund oftmals noch lange nicht. Ein Hund, der in seinem früheren Leben nur wenig oder gar nichts vom Zusammenleben mit einem Menschen gelernt hat, braucht teilweise noch eine ganze Weile der Eingewöhnung in die neue Lebenssituation. Er braucht aber vor allem eine gezielte Ausbildung, denn vieles, was der Mensch von ihm erwartet, kann er nicht aus eigenen Stücken lernen. Viele der Jung- und erwachsene Hunde sind oftmals sehr aktive und arbeitswillige Tiere. Der Halter sollte sich daher seiner Aufgabe bewusst sein, dem Hund die nötige Aktivität und Beschäftigung zu verschaffen, damit keine ungewollten Verhaltensfehler entstehen.

Wer es lieber etwas gemütlicher mag, ist wahrscheinlich mit einem älteren Hund ab 8 Jahre oder älter besser beraten. Auch diese Tiere haben Bedürfnisse nach Aktivität und Beschäftigung, doch sind die Ansprüche erheblich geringer, als bei jüngeren Tieren. Warum sollen nicht auch diese Tiere ihre Chance bekommen?

Wie Sie in diesem Kapitel sicherlich bemerken konnten, ist die Auswahl des richtigen Hundes viel schwieriger, als man auf dem ersten Blick vielleicht denken würde. Daher nochmals der Rat: Lassen Sie sich Zeit bei der Entscheidung für einen Hund im Allgemeinen und für einen ganz Speziellen im Besonderen.

Endstation Son Reus?

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