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3.2Instabiler Realitätsbezug

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Die Definition des Instabilen Realitätsbezugs lautet: »Grundlage des Instabilen Realitätsbezugs ist die Entkopplung von subjektiven Wirklichkeitswahrnehmungen, realitätsbezogenen Kognitionen und realitätsbezogenen Emotionen. Das zentrale Merkmal des Instabilen Realitätsbezugs ist somit die fehlende Verbindung eigener Wirklichkeitskonstruktionen zu realitätsbezogenen Parametern. Frei erfundene Geschichten können so beliebig anstelle realer Geschehnisse oder ergänzend zur Realität eingesetzt werden, wenn dies einem inneren Bedürfnis entspricht (wahr ist, was sich gut anfühlt). Aufgrund der Entkopplung entsteht kein störender kognitiver oder emotionaler Widerspruch im eigenen Erleben. Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen sind daher frei kombinierbar.« [11, S. 258–259]

Weiter wird zu dieser Risikoeigenschaft Folgendes ausgeführt: »Jeder Mensch hat eine eigene Sicht der ›Wirklichkeit‹. Normalerweise gibt es aber eine Verbindung zwischen der subjektiven Wahrnehmung der Wirklichkeit, Gedanken, die sich auf reale Umstände oder Beobachtungen beziehen, und damit verbundenen Gefühlen. Nehmen wir an, jemand sieht einen Hasen auf einer Wiese. Er wird diesen Hasen zwar in einer subjektiven Weise wahrnehmen. Aber meist wird sich diese Wahrnehmung in einem gewissen Spektrum bewegen, wie Hasen von den meisten Menschen wahrgenommen werden können. Zu dieser Wahrnehmung wird es realitätsbezogene Gedanken geben, die mit dem Hasen zu tun haben. Vielleicht erinnert sich die Person an andere Hasen aus der Vergangenheit, sie erkennt Details oder Verhaltensweisen des Hasen, zu denen sie sich Gedanken macht. Die Gedanken beziehen sich in einer gewissen Weise auf die wahrgenommene Realität. Schließlich stellen sich auch noch Emotionen ein, die ebenfalls in einem Realitätsbezug zu den Wahrnehmungen und auch zu den Gedanken stehen. Vielleicht ist die Person berührt oder sie fühlt Sympathie für den Hasen. In jedem Fall werden sich die Wahrnehmungen und die Gedanken ›stimmig anfühlen‹. Das heißt, Wahrnehmungen und Gedanken werden durch ein Gefühl emotionaler Stimmigkeit bzw. Evidenz begleitet.

Zusammenfassend sind damit die Wirklichkeitswahrnehmung, realitätsbezogene Kognitionen und Emotionen miteinander verbunden. Man kann sich das so vorstellen: Drei Bälle sind mit Gummibändern untereinander verbunden. Das lässt einen – subjektiven – Spielraum dafür offen, wie die drei Bälle im Raum angeordnet werden. Der Spielraum ist aber nicht unendlich, weil doch eine gewisse, wenn auch flexible, Verbindung besteht. Beim Instabilen Realitätsbezug fehlt diese basale Verbindung. Es gibt eine vollständige Entkopplung.

Der instabile Bezug zur Realität hat verschiedene Konsequenzen. Er führt zunächst dazu, dass die Grenze zwischen Realität und subjektiver Realitätskonstruktion nicht durch eine stabile, evident erlebte Emotion gesichert ist. Vielmehr erscheinen unterschiedliche Wirklichkeitskonstruktionen damit beliebig und austauschbar. Sie fühlen sich alle gleichermaßen stimmig an. Das eröffnet die Möglichkeit, in beliebig vielen Situationen die Realität anzupassen, indem unzutreffende Behauptungen aufgestellt oder Geschichten erfunden werden.

Betroffene mit Instabilem Realitätsbezug können darum Geschichten und Begebenheiten beliebig einsetzen und umformen, ohne dass sie durch einen festen Bezug zur Realität hieran innerlich gehindert wären.« [11, S. 259]

Darwin schlägt Kant

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