Читать книгу Unsere Glückszahl ist die Zwei - Franziska Ferber - Страница 20
Die Entscheidung
ОглавлениеWir sind schon zwei Tage in Rom und haben uns so viel wie möglich erlaufen. Wir haben bewusst auf jede Form des Transports verzichtet und sind im Schnitt pro Tag etwa 35 Kilometer zu Fuß gelaufen. Wir mögen das; wir finden, dass man auf diese Weise viel mehr entdeckt und ein besseres Empfinden dafür bekommt, wie eine Stadt tickt.
Am letzten Abend sitzen wir draußen in einer kleinen Trattoria in einer etwas ruhigeren Seitenstraße des Stadtkerns von Rom. Wir haben beschlossen, dass wir nach den perfekten Tagen, die uns so gutgetan und uns tatsächlich eine Ablenkung ermöglicht haben, mit einem schönen Abendessen feiern wollen. Tagelang haben wir uns wieder nur als Paar erlebt und den Kinderwunsch als Thema wirklich zu Hause gelassen. Wir haben im sprichwörtlichen Sinn über »Gott und die Welt« gesprochen – nicht darüber, was uns im Leben fehlt. Und das war auch gut, schön und sehr, sehr wohltuend!
An diesem Abend aber sprechen wir über das, was wir erlebt haben. Wir erzählen uns, was uns beeindruckt hat. Wir lachen miteinander über die Geschichte mit dem Rosenverkäufer. Und ja, auch darüber, dass ich, die ich eigentlich recht vorausschauend bin, diese Situation nicht richtig eingeschätzt und erfasst habe. Wir haben wirklich Spaß an diesem schönen lauen Sommerabend mit dem herrlichen Essen und dem Wein, den ich mir ausnahmsweise genehmige.
Ich weiß nicht, ob es an dieser magischen Stimmung am letzten Abend unsere Kurzurlaubs liegt oder an der Fröhlichkeit, die uns als Paar verbindet, dass wir uns stark und unbesiegbar fühlen. Ich weiß auch nicht mehr, wer von uns den Vorstoß machte – aber einer von uns beiden war es. Und zwar nach dem himmlischen Saltimbocca und vor dem Nachtisch. Auf jeden Fall kam das Gespräch auf das, was uns noch zu unserem Glück fehlt: ein Kind. Dabei sind wir uns einig. Wir wissen, dass wir es gut haben: miteinander, mit zwei Berufen, die wir gern mögen, und einem schönen Zuhause. Eigentlich ist alles gut – wenn wir nicht beide Kinder lieben und uns nach einer eigenen Familie sehnen würden.
Der Kellner kommt und fragt, ob alles recht war und ob es uns geschmeckt habe. Wir loben die Hauptspeise und lächeln ihn an. Er geht wieder und ich sehe ein zufriedenes Lächeln in seinem Gesicht.
Und auf einmal sprechen wir über das letzte Dreivierteljahr, über unsere Versuche, jede fruchtbare Phase im Zyklus zu nutzen, um endlich die ersehnte Schwangerschaft herbeizuführen, und das, was wir dafür sonst noch so tun. Ich habe nachgelesen, welche Lebensmittel die Fruchtbarkeit steigern, und habe mich bemüht, sie vermehrt zu essen. Und ich habe gelesen, welche Genussmittel man besser meiden sollte. Also habe ich auf Wein größtenteils verzichtet, seit Monaten schon. Bis heute Abend. Und nun sprechen wir über unser Erleben und die magische Nacht in Rom tut ihr Übriges dazu, dass wir unsere inneren Gedanken offenbaren.
Im weiteren Verlauf des Gesprächs überlegen wir, unsere große Sehnsucht nach einem Kind durch Reproduktionsmediziner unterstützen zu lassen, also den Weg in eine Kinderwunschklinik zu suchen.