Читать книгу Seewölfe Paket 33 - Fred McMason - Страница 11
7.
ОглавлениеFür die Schwarzen auf der „Isabella“ war das Aufbrummen des gigantischen Brocken ein solcher Spaß, wie sie noch keinen erlebt hatten.
Sie benahmen sich wie Kinder, als der Bug der „Casco“ sich hob, sie auf Grund geriet und den Fockmast verlor.
Krachen, Gebrüll und anhaltendes Dröhnen waren zu hören, dazwischen das gellende Geschrei entsetzter und genervter Männer.
Dogon, der schwarze Anführer, krümmte sich auf dem Deck zusammen und hieb wieder mit aller Kraft auf seine schwarzen Schenkel. Sein Lachen riß die anderen automatisch mit, und so wurde an Deck der „Isabella“ eine Lachsalve nach der anderen zum Himmel geschickt.
„Denen haben wir es aber besorgt“, sagte Jean Ribault, der sich das Grinsen ebenfalls nicht verkneifen konnte. „Was gäbe ich darum, wenn Hasard das Schauspiel jetzt sehen könnte!“
„War wirklich ein toller Spaß“, bestätigte der Profos.
Sie alle standen am Schanzkleid und sahen zu dem Riesen hinüber, der wie ein kranker Wal auf die Sandbank getrieben war und dort hoffnungslos und wahrscheinlich für längere Zeit festsaß.
„Wie geht es denn jetzt weiter?“ fragte er neugierig. „Überlassen wir die Dons sich selbst und segeln weiter?“
„Vorerst bleiben wir noch in der Nähe und beobachten. Sie können uns nichts mehr tun, denn sie sind vollauf mit sich selbst beschäftigt. Wir gehen dort vorn an der nächsten Landzunge vor Anker, lassen die Segel aber lose im Gei hängen.“
„Hattest du nicht einmal was von einer Idee gesagt?“ bohrte der Profos. „Du hast doch etwas ausgeheckt, Jean.“
Der Franzose grinste bis zu den Ohren.
„Eine Idee hätte ich schon“, sagte er. „Nach unserer Devise, den Dons zu schaden, wo immer es nur geht, sollten wir sie nicht unbehelligt lassen. Wenn Spanien das schöne Schiff nicht mehr hat, wäre es doch ein herber Verlust, von dem Konvoi mal ganz abgesehen, oder meint ihr das nicht auch?“
„Klar, so ’n Rieseneimer ist ein ganz schöner Verlust“, sagte Jack Finnegan. „Mit der Kriegsgaleone können sie beispielsweise keine Sklaven mehr einfangen oder andere Schiffe versenken oder Aufstände niederschlagen. Ein Schiff haben sie dann zumindest weniger, ebenfalls von dem Konvoi mal ganz abgesehen.“
Die Kerle lachten sich eins.
„Was hast du vor?“ fragte von Hutten den Freund.
„Genau weiß ich es noch nicht. Aber ich schlage vor, daß wir zuerst Dogon und seine Leute in Sicherheit bringen. Sie können es kaum erwarten, wieder nach Hause in ihre Heimat zu gelangen.“ Er wandte sich an den amüsierten und immer noch grinsenden schwarzen Riesen.
„Wie weit ist es von hier bis zu euch?“ fragte er.
„Oh, nicht mehr weit, Masterkapitän“, erwiderte Dogon. „Wenn wir laufen – und wir werden schnell laufen –, sind wir bis heute abend wieder in unserem Dorf.“
„Wollt ihr hier an Land gehen?“ fragte Ribault. „Oder lieber weiter im Süden? Wir bringen euch hin.“
Dogon beriet sich kurz in seiner Sprache mit Dargam und Morturi, die eifrig nickten. Auch die anderen nickten spontan.
„Wir können gleich hier an Land gehen“, sagte er eifrig. „Die Spanier werden uns nichts mehr tun. Sie haben selbst genug zu tun.“
Wieder lachte er sein dröhnendes Lachen.
„Gut“, entschied der Franzose. „Dann ankern wir bei jener Landzunge dort drüben. Da haben wir auch die Spanier immer in Sichtweite und können beobachten, was sich tut.“
Die mauretanische Küste war ihre Heimat, und sie hatten keinerlei Probleme, ihr Dorf wiederzufinden. Sie wurden schon ganz ungeduldig, wie Ribault sah.
Sie steuerten die Landzunge an, einen nur spärlich und karg bewachsenen Zipfel, der ins Meer ragte.
Die Segel wurden lose ins Gei gehängt, der Anker gesetzt und ein wenig später das Beiboot abgefiert.
Ribault ankerte die „Isabella“ so, daß die Dons sie zwar sehen konnten, aber keinen kompletten Überblick über das Schiff hatten. Er tat das ganz bewußt.
„Die lassen ebenfalls ein Boot zu Wasser“, sagte der Profos nach einem schnellen Blick zu der Kriegsgaleone. „Aber damit werden sie uns wohl kaum auf den Pelz rücken wollen.“
„Ich nehme an, sie wollen ihren Kasten auf Schäden untersuchen und feststellen, wie tief sie im Schlick sitzen. Von denen haben wir vorerst nichts zu befürchten. Sie werden versuchen zu leichtem und umzustauen, damit sie wieder flott werden.“
„Was bestimmt nicht einfach sein wird“, pflichtete Carberry bei. „Die werden sich noch wundern, was das für eine Arbeit ist, wenn so ein dickes Rübenschwein erst mal im Schlamm wühlt, kriegt es die Nase nicht mehr so schnell heraus.“
Dogon und seine versklavten Brüder und Schwestern verabschiedeten sich von jedem einzelnen, bevor sie in die Jolle stiegen.
„Wir haben euch viel Ärger bereitet“, sagte der hünenhafte Schwarze verlegen. „Aber es gab auch viele Mißverständnisse unter uns. Wir haben euch nicht getraut. Dafür möchten wir uns alle entschuldigen. Ich weiß jetzt, daß es auch bessere Menschen gibt als die dort drüben.“
„Ihr seid jedenfalls wieder in Freiheit“, erwiderte von Hutten. „Nehmt euch vor den Spaniern in acht, meine Freunde. Sie werden eines Tages zurückkehren, um neue Sklaven einzufallen. Ihr solltet eure Dörfer und Orte besser bewachen, sonst ergeht es euch noch einmal so wie vor einigen Wochen.“
„Wir werden aufpassen“, versprach Dogon und drückte den Gambiamann Batuti hart an sich. „Dir haben wir viel zu verdanken“, sagte er dann gerührt.
„Ich war selbst einmal bei ihnen angekettet“, erwiderte Batuti. „Ich kenne die Kerle, und ich weiß, wie Schwarze bei ihnen behandelt werden – wie Affen, genau wie Affen.“
Die ersten enterten in die Jolle ab, aber ein paar andere, die es nicht mehr erwarten konnten, sprangen übermütig über Bord und schwammen auf den schmalen Sandstreifen zu. Im Wasser winkten und lachten sie noch.
Dann standen die ersten an Land und warteten auf die anderen, bis sich alle am Ufer versammelt hatten.
Die Arwenacks winkten ihnen zu, als sich die Kolonne in Marsch setzte.
Übermütiges Lachen war zu hören. Die befreiten Schwarzen nahmen den Weg an der Küste entlang.
„Sie können es nicht lassen“, sagte Jean Ribault kopfschüttelnd. „Statt sofort zu verschwinden, müssen sie erst die Dons noch ein bißchen ärgern. In der Beziehung sind sie wie große Kinder. Mitunter sind sie sich gar nicht der Gefahr bewußt, in der sie schweben.“
So war es auch jetzt wieder. Die Schwarzen hatten unter den Dons genug erleiden müssen, jetzt wollten sie sich noch ein wenig abreagieren.
Sie standen in zwei großen Gruppen am Strand und drehten den entnervten Dons lange Nasen. Dazu lachten sie aus vollem Hals und begannen zu hüpfen, wenn die Spanier mit den Fäusten drohten.
Ribault pfiff grell und durchdringend. Als sich ihm die Gesichter zuwandten, winkte er hastig mit der Hand, sie mögen so schnell wie nur möglich verschwinden. Er sah durch den Kieker, daß ein paar Dons mit Musketen bewaffnet waren, und sie jetzt auf Gabelstützen legten.
Die Schwarzen erkannten wohl, was da passierte und rannten landeinwärts.
Aber da pfiffen auch schon die Kugeln.
Don Julios Laune wechselte häufiger als das Wetter.
Der Harmattan behagte ihm nicht. Er hatte immer das Gefühl, dieser Nordostpassat trockne ihn zur Mumie aus.
Der Harmattan hatte seine Richtung nicht geändert, wohl aber seine Stärke. Jetzt wehte er wieder heftiger, was der Kommandant mit Niesen und lautem Hüsteln quittierte.
Er hörte es laut im Schiff rumpeln und dröhnen.
Das Aufbrummen hatte im Schiffsrumpf keine sichtbaren Schäden hinterlassen. Nirgendwo drang Wasser ein, doch war das kein Grund zur Beruhigung. Trotz allem war das Schiff fast ein halbes Wrack, jedoch nicht wehrlos.
Im unteren Batteriedeck wurden jetzt die schweren Vierzig-Pfünder nach achtern gebracht, und das ging mit dem entsprechenden Krach vor sich. Es rumpelte und donnerte, als sich die schweren Lafetten über die rauhen Planken bewegten. Dazwischen erklangen laute Kommandos und manch ein verzweifelter Fluch.
Er schniefte wieder ärgerlich und betastete seine Nase, an der das Blut jetzt getrocknet war. Den Feldscher, der sich um seine Verletzung kümmern wollte, hatte er brüsk abgewiesen, wie es seiner Art entsprach.
„Diese Hunde“, sagte er inbrünstig, „da liegen sie und belauern uns. Natürlich sind sie schadenfroh. Aber sie sollen sich nur in unserer Nähe zeigen, wir sind noch nicht hilflos und werden ihnen kräftig einheizen, wenn sie sich nähern. Sie ergötzen sich an unserem Unheil.“
Die „Hunde“ dachten jedoch nicht im Traum daran, sich der hilflos daliegenden Galeone zu nähern. Sie beobachteten nur und segelten nach einer halben Stunde ein Stückchen weiter, bis sie die Landzunge erreichten.
Dort hängten sie die Segel lose ins Gei und gingen vor Anker. Leider hatten sie sich so gelegt, daß Don Julio nicht alle Einzelheiten erkennen konnte. Ausgerechnet ein Teil des Vorschiffes war hinter der Landzunge verschwunden.
„Was gibt das denn?“ fragte er quengelig. „Die halten da wohl mit den schwarzen Affen Verbrüderungsfeste ab.“
„Sieht fast nach einem Abschied aus“, murmelte Pergoza. „Ich nehme an, die Schwarzen sollen an Land gebracht werden, ja, sie haben gerade eine Jolle abgefiert, und die ersten entern ab.“
„Schwarzes Pack“, fluchte Don Julio. „Den Bastarden haben wir es wohl hauptsächlich zu verdanken, daß wir hier liegen. Diese Affen kennen die Küste genau, weil sie hier zu Hause sind, und sie haben den anderen Bastarden geholfen, uns in die Falle zu locken. Diese schwarze Satansbrut müßte samt und sonders ausgerottet werden.“
Don Julio und seine Offiziere hatten nichts für Menschen mit anderer Hautfarbe übrig. Das waren Heiden, die sich nicht „bekehren“ lassen wollten. Billige Arbeitstiere waren das, mehr nicht, aber keine Menschen. An dieser Vorstellung hatte sich für Don Julio nie etwas geändert, und es würde sich auch nichts mehr ändern. Er war mit einem Vorurteil immer schnell bei der Hand.
„Und die helfen ihnen noch“, sagte Pergoza verächtlich. „Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich davon halten soll.“
„Jedenfalls werden wir dieses Schiff eines Tages aufbringen“, sagte Don Julio sehr bestimmt. „Ich kriege es, das ist ganz sicher, und dann wird die ganze Wahrheit ans Tageslicht kommen.“
Er blickte wieder durch den Kieker.
Verblüfft sah er, daß sich Weiße und Schwarze umarmten und zuwinkten. Ein paar Kerle sprangen ins Wasser, andere enterten in die Jolle ab und wurden zum Land gepullt. Weiße pullten die Schwarzen! Don Julio mußte tief Luft holen, um den Anblick zu verdauen.
Immer mehr Schwarze versammelten sich am Ufer und lachten und winkten. Die Gruppe setzte sich in Marsch und schlug den Weg an der Küste ein.
Don Julio starrte ihnen haßerfüllt entgegen. Er sah einen herkulisch gebauten schwarzen Mann, der den anderen unbekümmert vorausging. Alle Augenblicke blieb dieser schwarze Kerl stehen, deutete auf das gestrandete Schiff und hieb sich brüllend auf die Schenkel. Die anderen wollten sich kranklachen, so sehr belustigte sie dieser Anblick.
„Señor Pergoza“, sagte Don Julio keuchend. „Befehlen Sie Musketenschützen auf das obere Deck. Sie sollen in diese schwarze Brut hineinhalten und feuern, was die Rohre hergeben. Richten Sie eine der Drehbassen aus, Grobschrot laden.“
„Sofort, Don Julio. Mit den Drehbassen können wir nicht feuern. Wir haben sie wegen des Umtrimmens aus den Halterungen genommen.“
„Dann Musketenschützen, aber schnell. Die Affen verhöhnen uns, oder sehen Sie das nicht?“
Die „Affen“ standen weiter hinten am Strand, und der große schwarzglänzende Kerl drehte ihnen eine lange Nase, wobei er auf einem Bein herumhüpfte.
Der Kommandant fühlte sich zutiefst in seiner Ehre gekränkt. Was zuviel war, war zuviel. Er verlor vor Wut fast die Beherrschung.
Immer mehr Schwarze legten den Daumen an die Nase und spreizten die Hand ab. Dann wedelten sie mit der Hand vor der Nase. Manche nahmen auch beide Hände und legten sie hintereinander. Und dabei lachte ein ganzer Chor laut und brüllend.
Don Julios Haß konzentrierte sich ganz auf den baumlangen Schwarzen, der die Gruppe anführte und sich am wildesten benahm. Für ihn waren die Gesten und Bewegungen ein Zeichen, daß er es hier doch mit Affen zu tun hatte.
Die Musketenträger zogen auf und gingen in Stellung, als von der Galeone her ein scharfer Pfiff ertönte.
Da stoben die Schwarzen auseinander und rannten landeinwärts.
„Feuer!“ schrie Don Julio. „Gezielt schießen. Feuer frei!“
Die Musketen blitzten auf, doch die Schwarzen hatten inzwischen genügend Abstand gewonnen. Sie kannten sich offenbar in der Reichweite der Musketen genau aus, denn sie blieben wieder stehen und begannen zu Don Julios Ärger mit der Wiederholung des Spiels, weil sie sich in Sicherheit wußten.
Er ließ solange feuern, bis auch der letzte Mann sein Pulver verschossen hatte.
„Keine Kanone einsatzbereit?“ fragte er sauer.
„Nur auf der Backbordseite, Don Julio, falls von See her ein Angriff droht, wie Sie befohlen haben“, sagte Pergoza. „Zur Landseite hin sind wir zur Zeit ungeschützt.“
„Bastarde, verdammte Bastarde!“ schrie er hilflos.
Die Schwarzen hatten jetzt offenbar von ihrer Sondereinlage genug. Sie stimmten noch ein wildes Gelächter an, zeigten den Dons den Vogel und setzten sich im Sprintertempo ins Landesinnere ab.
Kurze Zeit darauf waren sie hinter flachen Hügelkuppen verschwunden.
Don Julio wandte sich mit dem Spektiv seinem anderen Erzfeind zu, den Kerlen, die die Schwarzen durch laute Pfiffe gewarnt hatten. Er drehte fast durch vor hilfloser Wut und schwor der ganzen Welt Rache, sobald sie erst von der Sandbank herunter waren.
Aber da war noch kein Ende abzusehen, wie er sich gleich selbst überzeugen konnte.
Vor dem Bug der Galeone war jetzt fast trockener Sand, auf den die Sonne schien und über den Harmattan blies und ihn austrocknete. An den Seiten schimmerte der Sand ebenfalls durch. Nur achteraus war noch dunkles Wasser, lockend und verheißungsvoll, aber leider unerreichbar für sie. Und das Wasser fiel weiter und legte den Vorsteven trocken, bis die Entenmuscheln und Algen zu sehen waren.
Don Julio schmiedete finstere Rachepläne.
„Wir müssen etwas unternehmen, die Initiative ergreifen“, sagte er verbiestert. „Ich lasse mir das nicht länger gefallen, daß uns diese Kerle da drüben belauern und auslachen, weil wir hilflos auf einem mauretanischen Misthaufen sitzen. Lassen Sie sich etwas einfallen, wie wir diese Bastarde erledigen können.“
„Ich sehe leider kaum Chancen, Don Julio“, sagte Pergoza vorsichtig. „Sie haben augenblicklich durch ihre Beweglichkeit die eindeutig bessere Position.“
„Das weiß ich selbst, aber es wird doch eine Möglichkeit geben.“
„Wir könnten es bei Nacht mit einem Kommando vom Land her oder aber mit Booten von See her versuchen. Ich bin mir aber sicher, daß sie uns einen heißen Empfang bereiten. Die Kerle sind mehr auf der Hut, als uns lieb sein kann, und sie haben gute Geschütze an Bord. Es genügt, wenn sie zwei oder drei mit Grobschrot geladene Drehbassen abfeuern.“
„Nachts wäre es besser“, meinte der Kommandant nach kurzer Überlegung. „Die Zeit zwischen drei und vier Uhr morgens ist die beste. Da läßt bekanntlicherweise die Aufmerksamkeit nach. Wir beleuchten einen Teil unseres Schiffes und setzen zwei Kommandos ab. Genügend Seesoldaten sind ja vorhanden. Sie können uns sehen, aber sie werden nicht bemerken, wenn wir unauffällig zwei Boote bemannen und losschicken. Dann können wir sie von zwei Stellen in die Zange nehmen. Ein Kommando wird vom Land her entern, das andere greift von See her an. Wir haben die Überraschung in jedem Fall auf unserer Seite.“
Pergoza stimmte zu. Er hielt zwar nicht sehr viel davon, aber er wollte dem Alten auch nicht widersprechen, wenn dieser taktische und strategische Überlegungen in Erwägung zog. Er wußte, daß die Kerle dort drüben nicht schlafen würden. Ja, sie würden seiner Ansicht nach ganz sicher damit rechnen, daß der Kommandant der großen Galeone etwas unternahm. Und das würde er nur bei Nacht tun, wenn alle Katzen grau waren.
Diese Überlegung teilte er Don Julio allerdings nicht mit, weil der sonst wieder tausend Gegenargumente zur Hand hatte und ohnehin alles besser wußte.
„Eine gute Idee, Don Julio“, lobte er. „Aber wir müssen uns sehr vorsehen, sonst kostet es uns zwei Boote voller Leute.“
„Zu was, glauben Sie, sind Seesoldaten eigentlich da, Señor Pergoza? Zur Zierde für ein Kriegsschiff oder als Eckensteher? Jeder, der in den Krieg zieht, muß seine Knochen für das Vaterland hinhalten. Dafür erhält er Sold und wird befördert, wenn er die Knochen nur lange genug hinhält. Außerdem ist es eine Ehre, für Spanien zu sterben.“
„Selbstverständlich, Don Julio, es ist auch mir eine Ehre. Wir werden das so durchführen, wie Sie es überlegt haben.“
„Nur so erringen wir einen Erfolg. Ich werde jetzt eine Stunde ruhen, dann lassen Sie mich wieder an Deck holen. Falls sich etwas verändert, wünsche ich, sofort geholt zu werden.“
Der Erste salutierte, als Don Julio mit zähen Bewegungen das Achterdeck verließ.
Alter Mann, dachte er für sich. Du bist längst abgehalftert, aber du willst es nur noch nicht wahrhaben. Deine beste Zeit ist vorbei, du begehst in letzter Zeit zu viele Fehler.
Steif und hölzern wie eine Marionette bewegte sich der Alte den Niedergang hinunter und verschwand in seiner Kammer.