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6.

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Capitán de Freitas steckte voller Gift und Galle. Er war heruntergeputzt worden wie ein dummer Junge – und das im Beisein dieses Jünglings von Teniente. Daß er selbst diese scharfen Antworten des anderen Capitáns herausgefordert hatte, ging ihm nicht ein. Voller Wut starrte er hinter der Schebecke her, die regelrecht davonstob. So etwas dämmerte ihm, daß dieses Schiff allen anderen derzeitigen Seglern an. Geschwindigkeit haushoch überlegen war. Das brachte ihn noch mehr in Rage.

„Hätten Sie nicht das Maul halten können?“ schnauzte er den Teniente an, während die Jolle zur „El León“ zurückgepullt wurde. Der Teniente saß an der Pinne und steuerte Schlangenlinien. „Kurs halten!“ brüllte der Capitán. „Sie Idiot, Sie!“ Endlich hatte er jemanden, an dem er sich austoben konnte.

„A-aber“, stotterte der Jüngling, „Sie – Sie sagten doch selbst, die – die Schobacke sei …“

„Schebecke!“ brüllte der Capitán.

Vor Schreck verriß der Jüngling die Pinne, eine Welle klatschte achtern gegen die Bordwand und überduschte die beiden Señores Offiziere, so daß ihnen das Wasser in die Halskrausen lief. Die Bootsgasten beugten sich vor, um ihr schadenfrohes Grinsen zu verbergen.

„Wahnsinnig geworden?“ brüllte der Capitán und wischte sich das Seewasser aus dem Gesicht. „Zu dämlich zum Steuern, der Scheißkerl! Weg da! Ich übernehme!“ Rigoros wurde der Jüngling zur Seite gestoßen, und der ehrenwerte Capitán steuerte selbst.

Der Teniente de Calheiro stand dicht vorm Heulen. Sein Vater war Generalkapitän in der Armada. Er würde sich bei ihm beschweren über diesen rüden Capitán de Freitas, jawohl, das würde er. Es gehörte sich nicht, einen Teniente in Anwesenheit des niederen Decksvolkes derart anzupöbeln, zumal es dessen Autorität untergrub.

„Das melde ich meinem Vater!“ giekste das Jüngelchen in einem Anflug von Trotz.

Na, das war Wasser auf die wutmahlende Mühle des Capitáns. Und so folgte denn ein Anschiß dem anderen, bis die Jolle bei der „El León“ längsseits glitt und der Capitán sich heiser gebrüllt hatte.

An Deck röchelte er den Bootsmann an, die Jolle sofort aufhieven zu lassen. Dann stürmte er zum Achterdeck und berief eine Lagebesprechung der Offiziere ein, Sie fand in seiner Kammer statt. Inzwischen sollte die „El León“ auf Ostkurs gehen.

Die drei Offiziere erschienen in der Kammer und bauten sich neben dem Schott auf. Eine Aufforderung, Platz zu nehmen, erhielten sie nicht. Dafür saß der Capitán hinter seinem Schreibpult, das fest mit den Planken verbolzt war, um bei Seegang nicht auf Wanderschaft zu gehen. Der Capitán stärkte sich mit Rotwein. Außerdem mußte er seine rauhe Kehle ölen. Seinen drei Offizieren bot er nichts an, die hatten ja auch keine rauhe Kehle.

„Ähem“, äußerte der Capitán, „habe Sie zur Besprechung beordert, um Entscheidung zu treffen.“ Seine Stimme klang heiser, und er mußte sie wieder ölen.

Die drei Señores wunderten sich. Entscheidungen hatte der Capitán bisher immer allein getroffen, ohne sie um ihre Meinung zu fragen. Darum hatten sie sich längst abgewöhnt, eine zu haben.

„Situation stellt sich wie folgt dar“, fuhr der Capitán fort. „Kommandant der Schebecke ist ein gewisser Capitán Julio de Vilches, Neffe des gleichnamigen Kommandanten der Kriegsgaleone ‚Casco de la Cruz‘, bei dem ich die Ehre hatte, drei Jahre als Erster Offizier zu fahren. Tadelloser Offizier und Seemann, dieser ältere Capitán de Vilches – ähem. Er wurde von seinem Neffen mir gegenüber gröblichst verunglimpft. Der Teniente ist Zeuge.“

„Jawohl, bin Zeuge“, krähte das Jüngelchen und reckte die Brust heraus, aber viel war da nicht, weil es eine Hühnerbrust war.

„Schebecke heißt ‚El Tigre‘, wurde als Kurierschiff der Admiralität in Dienst gestellt und führt zur Zeit einen geheimen Auftrag aus – offenbar als Begleitschutz eines für Seine Majestät bestimmten Konvois – ähem.“ Und wieder mußte die Kehle geölt werden.

„Habe den Verdacht“, setzte der Capitán seihen Monolog fort, „daß auf der Schebecke einiges nicht stimmt, obwohl der Kommandant versichert, einiges Ansehen bei der Admiralität zu genießen. Schwer zu durchschauender Bursche, dieser Julio de Vilches – ganz im Gegensatz zu seinem Onkel – ähem. Habe an Bord ‚El Tigre‘ einen Neger entdeckt. In der Montur unserer Seesoldaten. Ungeheuerlich, das!“ Die Erregung übermannte den Capitán, sein Schnauzbart sträubte sich, und die Kehle mußte nachgeölt werden.

„Und zwei Seesoldaten hatten Haken, statt richtiger Hände!“ platzte der Teniente heraus.

Da wollte auch der Zweite Offizier seinen Senf hinzugeben und sagte: „Melde, daß ich durchs Spektiv einen alten Grande auf dem Achterdeck sah, der ein Holzbein hatte.“

Der Capitán rülpste und stellte fest: „Ein Kurierschiff der Admiralität, das mit Krüppeln und einem Neger besetzt ist. Ferner einem Monster, dem der Helm zu klein war. Fällt Ihnen etwas auf, Señores?“

„Neger und Krüppel haben auf Schiffen Seiner Majestät nichts zu suchen!“ schnarrte der Zweite Offizier. „Sie sind eine Beleidigung für die Krone!“

Der Zweite Offizier war ebenfalls ein Adelssproß, einer von der arroganten überheblichen Sorte, bei der der Mensch unterhalb des eigenen gesellschaftlichen Ranges als Niemand galt. Die Jagdhunde dieser Señores waren höher eingestuft als die Niemande. Neger und Krüppel waren noch weniger als Niemande und hatten den Status von lästigem Ungeziefer.

„Sehr richtig“, sagte der Capitán zu der Feststellung seines Zweiten Offiziers. „Neger und Krüppel haben auf Schiffen Seiner Majestät nichts zu suchen. Daraus folgert, daß es auf diesem Schiff nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Stelle daher zwei Alternativen zur Debatte. Erste: Wir bleiben auf Ostkurs, laufen Cadiz an und erstatten der Admiralität Meldung. Zweite: Wir gehen wieder auf Gegenkurs, fordern restlose Aufklärung und eröffnen gegebenenfalls das Feuer auf verdächtiges Objekt – ähem.“ Die Kehle mußte wieder kräftig geschmiert und geölt werden. Der Pegel in der Rotweinflasche nahm rapide ab, die Röte auf der Nase des Capitáns zu.

„Feind muß gestellt und vernichtet werden!“ krähte der Junggockel von Teniente und reckte das Brüstchen noch weiter heraus.

Der Erste Offizier, nicht von Adel, aber altgedient und daher ein fähiger Seemann, sagte unwirsch: „Gilt jetzt die Order nicht mehr, daß wir uns bei Feindberührung sofort abzusetzen, jedes Gefecht zu meiden und in Cadiz Meldung zu erstatten haben? Ich weise ferner darauf hin, daß die ‚El Tigre‘ unter spanischer Flagge segelt und ihr Kommandant – wie Sie selbst ausführten, Señor Capitán – Ansehen bei der Admiralität genießt. Er hat einen Geheimauftrag, und das kann zu einem gehörigen Stunk führen, wenn wir uns da einmischen. Außerdem – und das dürfte Ihnen allen bekannt sein – werden als Kommandanten von Kurierschiffen nur besonders befähigte Seeoffiziere von der Admiralität auserwählt – eben weil sie sehr schwierige und häufig gefährliche Aufträge zu übernehmen haben. Hier wurde eben abfällig über Krüppel gesprochen …“

„Verbitte mir Kritik!“ schnarrte der Capitán.

„… aber ich hatte den Eindruck“, fuhr der Erste ungerührt fort, „daß die ‚El Tigre‘ von diesen Krüppeln in hervorragender Weise gesegelt wurde. Jedenfalls sieht man so etwas selten …“

„Papperlapapp!“ unterbrach ihn der Capitán ein zweites Mal. „‚El León‘ wird noch besser gesegelt. Haben Sie sonst noch was zu sagen?“

„Aus den von mir genannten Gründen“, erwiderte der Erste, „schlage ich vor, die erste Alternative vorzuziehen. Sie entspricht im übrigen unserer Order.“ Und ziemlich kaltschnäuzig fügte der Erste hinzu: „Ich habe jedenfalls keine Lust, wegen Nichtbefolgung der Order vor ein Kriegsgericht gestellt zu werden.“

Der Junggockel zuckte zusammen, und der Zweite Offizier sagte sofort: „Ich auch nicht!“

„Und wenn ich die zweite Alternative vorziehe?“ fragte der Capitán lauernd.

„Das haben Sie als Kommandant der ‚El León‘ zu verantworten“, erklärte der Erste Offizier kühl. „Vor einem späteren Kriegsgericht werde ich aussagen, daß ich Sie an die Order erinnert und geraten habe, sie zu befolgen.“

„Ja-jawohl“, stotterte der hühnerbrüstige Teniente, „die – die Order muß befolgt werden, da-das betonte auch mein Vater, der Generalkapitän, immer wieder.“

„Interessant, was ich für schlappe Offiziere habe“, knarrte der Capitán, und die Galle stieg ihm wieder hoch – auch der Rotwein, wie er mit einem Rülpser verkündete.

„Sollten Sie schlapp mit Gehorsam verwechseln“, sagte der Erste Offizier, „dann fühle ich mich geehrt, Señor Capitán. Gehorsam ist das Mark echten Soldatentums.“

Da der Capitán bei diesen Worten gerade sein soundsovieltes Glas leerte, verschluckte er sich und erlitt einen ernsthaften Erstickungsanfall, den der Erste Offizier sofort mit einem kräftigen Abklopfen des ehrenwerten Rückens bekämpfte.

Danach keuchte der Capitán mit röchelnder Stimme: „Wir laufen Cadiz an.“

Seine Bewährungsprobe stand ihm allerdings noch bevor. Und ob die „El León“ besser gesegelt wurde als die „El Tigre“ mit ihren „Krüppeln“ an Bord, das war auch noch nicht bewiesen.

„‚El León‘ im Auge behalten!“ befahl Philip Hasard Killigrew, als die Schebecke nordwärts brauste. „Und holt raus aus unserem Zossen, was drinsteckt! Dan! Berechne schon jetzt den Kurs, den wir steuern müssen, wenn wir den Konvoi erreicht haben und wieder ostwärts segeln, um diese verdammte Kriegskaravelle zu erwischen. Sie segelt Kurs auf Cadiz, darf Cadiz aber nicht erreichen, sonst können wir unser Geschenk für die königliche Lissy in den Schornstein schreiben!“

„Aye, aye, Sir!“ schmetterte Dan O’Flynn und verschwand im Kartenraum.

„Also doch“, sagte Ben Brighton grinsend. „Was – ‚also doch‘?“

„Klarschiff zum Gefecht.“

„Mann, in Sichtweite der ‚Respeto‘ konnten wir doch nicht über eine spanische Kriegskaravelle herfallen“, fauchte Hasard.

„Irrtum“, beharrte Ben. „Wir hätten erklären können, die ‚El León‘ sei ein verkappter französischer Freibeuter gewesen.“

Hasard stöhnte. „Hätte dir das nicht früher einfallen können?“

„Ist mir aber eben erst eingefallen“, sagte Ben. „Du hättest ja auch an so was denken können, aber du warst ja wie vernagelt, als Dan die ‚El León‘ in Sicht meldete.“

„Ja-ja! Immer drauf auf den Alten, der hat zu denken, zu reagieren, zu handeln, zu befehlen, zu machen, hinter die Kimm zu spähen …“

„Das ist Old Donegals Aufgabe“, unterbrach Ben Brighton und grinste weiter impertinent. „Aber reagiert hast du exzellent, als du merktest, daß dieser Schnauzbart den echten Don Julio kannte. Mein Gott, mir haben die Hosen geflattert. Der Neffe von Don Julio! Mir wär das in diesem Moment nicht eingefallen, ehrlich. Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Und diese beiden Affen haben das gefressen.“

„Haben sie nicht.“ Hasard schüttelte den Kopf. „Hast du gesehen, wie dieser de Freitas Batuti gemustert hat? Als sei unser Mann eine Wanze! Und dem Jüngelchen sind die Knie weich geworden, als es unsere beiden Hakenmänner entdeckte. Bist du darüber informiert, ob Schwarze oder Schwerbeschädigte auf spanischen Kriegsschiffen geduldet werden?“

Don Juan de Alcazar schaltete sich ein. „Sind sie nicht, Schwarze schon gar nicht. Und Krüppel sind eine Beleidigung für die Krone, obwohl sie Ihre Knochen für den König hingehalten haben.“ Don Juan spuckte über Bord. „Zum Kotzen ist das.“

„Du sagst es.“ Hasard nickte. „Aber sie werden nach Cadiz segeln und melden, auf was sie gestoßen sind. Und dann haben wir die ganze Flotte auf den Fersen, die sich zur Zeit in Cadiz befindet. Ihr könnt euch ausmalen, was das bedeutet.“

„Halleluja“, sagte Ben Brighton.

In diesem Moment erstieg der Profos das Achterdeck, mußte aber aufpassen, daß ihm der Helm nicht vom Kopf fiel. Er hielt ihn mit beiden Händen fest. Das sah mal wieder flott aus. Dieser Profos hatte wirklich eine unnachahmliche Art, für Gelächter zu sorgen. Vor allem, wenn er sauer war, stinksauer. Alle trugen passende Helme, nur er nicht.

„Na, Ed?“ fragte Hasard glucksend.

„Ich halte es unter diesem Scheißding nicht mehr aus, Sir“, knurrte der Profos erbittert. „Bitte um Erlaubnis, diesen verdammten Nachttopf absetzen zu dürfen, Señor Capitán.“

„Genehmigt, Señor Carberrio!“ schnarrte Hasard nach Art der spanischen Kapitäne auf Schiffen Seiner Majestät.

Da überzog das zernarbte Gesicht Carberrys ein glückliches Grinsen. Er riß sich die Blechtüte vom gewaltigen Schädel und schleuderte sie mit mächtigem Schwung nach Lee über Bord. Das Ding kreiselte durch die Luft und klatschte ins Wasser, als sei dort eine Mörserkugel eingeschlagen.

„Schade, daß dort kein Don im Wasser schwamm“, sagte Ben Brighton.

„Ich schieße nicht auf Schiffbrüchige, Mister Brighton!“ bollerte der Profos und rieb sich die Stirn, über die ein rotes Band lief – Druckstelle des zu engen Helms. Der Profos mußte wirklich gelitten haben.

„Shane?“ rief Hasard und schaute sich um.

„Sir?“ Big Old Shane verließ die Kuhl und enterte aufs Achterdeck.

Hasard wies auf den Profos. „Ed braucht einen passenden Helm. Das ist wichtig. Dieser spanische Capitán hat ihn angeglotzt wie einen Affen, der zum erstenmal auf Menschen stößt. Das muß ja nicht sein, nicht wahr? Kannst du für Eds Kopfgröße einen spanischen Helm herstellen?“

„Hm, kann ich“, brummelte Old Shane, „kein Problem, nur muß dafür der Kutscher seinen größten Suppenkessel rausrücken, besser wär ’n Waschkessel oder ’ne Badewanne für Ladies, wenn du weißt, was ich meine.“

„Wo die ihren Popo drin waschen?“ fragte der Profos mißtrauisch.

Da brauste wieder das Gelächter aller Arwenacks über die Decks, und es schallte hinüber bis zur „Respeto“, die zu diesem Zeitpunkt passiert wurde. Capitán Pigatto schüttelte griesgrämig den Kopf. Daß die noch lachen konnten! Ihm war es längst vergangen. Er hatte bereits zehn seiner Kerle verhört wie einer dieser verdammten Inquisatoren, die wissen wollten, ob man mit einer Hexe gehurt habe oder gar selbst mit einer auf einem Besen durch die Luft geritten sei. Den Brandstifter hatte er noch nicht entlarvt, aber immerhin – schon jetzt betrachteten die Kerle einander, als habe der andere einen Dolch in der Faust, um Kehlen durchzuschneiden oder Herzen zu durchbohren.

Das Mißtrauen – wie Capitán de Vilches angekündigt hatte – ging um auf der „Respeto“ und vergiftete die Bordluft mehr als der Qualm, der über anderthalb Tage alles verseucht hatte. Fast war der Qualm angenehmer gewesen.

Und wenn der Capitán an die Ratten dachte, stellten sich ihm die Nackenhaare auf. Er konnte es deutlich spüren, und da fröstelte es ihn noch mehr.

„Weiter auf Kurs bleiben!“ rief Capitán de Vilches zur „Respeto“ hinüber. „Wir schließen nur kurz zum Konvoi auf. Verstanden, Capitán?“

Pigatto zeigte klar und winkte dem Capitán der Schebecke zu. Es sah aus, als wolle er sagen: Laßt mich nicht im Stich!

Hasard winkte zurück, ballte dann die rechte Hand zur Faust und reckte den Daumen. Es sollte signalisieren, daß er an das Durchhalten der „Respetos“ glaube und immer für sie da sei.

Was für ein Mann, dachte Capitán Pigatto. Hätte er erfahren, daß er mit dem Seewolf segelte, auf den die spanische Krone ein Kopfgeld ausgesetzt hatte, wäre sein Urteil nicht anders ausgefallen.

Inzwischen war Big Old Shane mit dem Profos in die Kombüse zum Kutscher und zu Mac Pellew gezogen und hatte den beiden verklart, um was es ging.

Der Kutscher war mal wieder mißtrauisch. Er hatte den Verdacht, daß hier ein faules Ei ausgebrütet werden sollte.

„Ihr spinnt wohl“, sagte er entrüstet. „Ich opfere doch keinen meiner größten Suppenkessel, damit sich dieser Mister Carberry einen Blechhut aufsetzen kann. Soll ich die Suppe für euch Kerle vielleicht künftig in Fingerhüten kochen?“

„Befehl vom Kapitän“, knurrte Carberry erbost.

„Merkwürdiger Befehl“, befand der Kutscher kopfschüttelnd. „Wir haben genug Helme von den Dons an Bord. Da muß doch einer passen …“

„Die passen eben nicht, du lausiges Würstchen!“ brüllte der Profos wutschnaubend.

„Ich muß doch sehr bitten, Mister Carberry“, sagte der Kutscher indigniert. „Und wenn ich ein lausiges Würstchen bin, dann bist du ein gepökelter Elefantenarsch!“

Bevor hier eine Kombüsenschlacht entbrannte, griff Big Old Shane ein und sagte: „Es ist so, wie Ed erklärte. Ihm paßt keiner von den spanischen Helmen, auch der größte nicht, und wenn er so einen aufsetzt, muß er aufpassen, daß ihm das Ding nicht vom Kopf rutscht. Als der spanische Kapitän vorhin an Bord war, wäre das beinahe passiert. Ed kann nicht als einziger ohne Helm herumlaufen; das gefährdet unsere Tarnung. Ich empfahl Hasard, daß wir einen Suppenkessel nehmen, den ich zu einem spanischen Helm umforme. Er war einverstanden.“

„Aha, hm-hm.“ Der Kutscher zupfte an seiner Nase und schien unschlüssig zu sein.

Mac Pellew hingegen zeigte sich aufgeschlossener. Er öffnete ein Schapp und brummelte: „Mal sehen, ob wir was Passendes haben.“

Er wuchtete einen Stapel von Kesseln aus dem Schapp. Sie war ineinander gestellt, der größte zuunterst. Acht Kessel waren es. Die beiden ersten von oben nahm Mac gleich zur Seite. Die waren für Carberrys Schädel zu klein, das sah man schon auf Anhieb. Der vorletzte paßte, als Carberry ihn aufsetzte.

„Das ist genau der Kessel, in dem ich für alle die Suppe koche“, meckerte der Kutscher.

Mac Pellew ergriff Carberrys Partei. „Stell dich nicht so an wegen dieses dämlichen Kessels, Mann! Im nächsten Hafen besorge ich einen neuen. Außerdem haben wir noch den größeren Kessel zum Suppekochen – basta!“

Der Kutscher drehte ihnen stumm den Rücken zu und begann Speck auf einem Brett zu würfeln.

Grinsend verließen Big Old Shane und der Profos mit dem Suppenkessel die Kombüse. Old Shane konnte ans Werk gehen. Und so bekam der Profos einen prächtigen, für ihn passenden Helm – eine Maßanfertigung!

Seewölfe Paket 33

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