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5.

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Kaum befanden sich die „Respeto“ und die Schebecke auf Nordkurs, um den Konvoi nachzusegeln, dessen Mastspitzen an der nördlichen Kimm noch zu sehen waren, da trat das ein, was Philip Hasard Killigrew befürchtet hatte.

Von Osten näherte sich ein Dreimaster, den Dan O’Flynn als spanische Kriegsgaleone identifizierte.

Es passierte selten, aber Hasard fluchte wie ein Grobschmied, und zwar sehr gekonnt. Carberry lauschte andächtig und fand seinen Kapitän schwer in Form. Und die Arwenacks grinsten verstohlen, obwohl sie allen Grund hatten, etwas die Ohren anzulegen. Na ja, eine spanische Kriegskaravelle, mit der sollten sie doch wohl fertig werden, aber gemischt wurde es, wenn da noch andere Dons herumtörnten, was gar nicht mal ausgeschlossen war.

Man erwartete spanischerseits den Konvoi, und es konnte durchaus sein, daß jemand der hohen Señores bei der Admiralität befunden hatte, die Viermast-Kriegsgaleone „Casco de la Cruz“ genüge nicht, den Konvoi abzusichern. Nein, da müsse alles aufgeboten werden, was Kanonen trage, um die kostbare Ladung unbeschadet nach Sevilla zu geleiten.

Der Seewolf schloß noch einmal zur „Respeto“ heran, befahl dem Capitán, zügig weiter dem Konvoi nachzusegeln, und ließ den Bug der Schebecke auf die Kriegskaravelle richten. Klar, daß sie an der Besangaffelrute die spanische Flagge gesetzt hatten, um nicht von vornherein mit Mißtrauen beäugt zu werden.

Im übrigen waren für Hasard neugierige Dons das letzte, was er zu treffen wünschte, ganz abgesehen von den dummen Fragen, die man stellen würde. Im übrigen war wohl klar, was die Dons angelockt hatte: die verdammte Qualmwolke der „Respeto“. Sie hatte lange genug an der Kimm gestanden, um eingepeilt zu werden. Der Kurs der Kriegskaravelle wies eindeutig auf die frühere Position dieser Sichtmarke.

„Klarschiff zum Gefecht, Sir?“ fragte Ben Brighton sachlich.

„Nein!“ fuhr ihn Hasard an. „Sollen wir uns noch in Sichtweite von der ‚Respeto‘ mit den Dons herumschießen, Mister Brighton?“

„War nur ’ne Frage, Sir“, erwiderte der Erste unbeeindruckt. „Außerdem bin ich nicht schwerhörig und ärgere mich genauso wie du über die bevorstehende Begegnung.“

„Entschuldige“, brummte Hasard. „Diese Karavelle paßt mir wie der Igel zum Abputzen des Hinterns.“

„Etwa so“, brummelte Ben Brighton und Verbiß sich das Grinsen, um seinen geladenen Kapitän nicht noch mehr zu reizen. „Du hast das sehr fein ausgedrückt.“

Da mußte Hasard selber lachen.

„Karavelle hat je acht Stücke auf beiden Seiten“, meldete Dan O’Flynn. „Außerdem jede Menge Drehbassen.“

„Danke, Dan“, sagte Hasard. „Bitte aufpassen, ob außerdem noch mehr von diesen Vögeln hier in der Gegend herumschwirren.“

„Ach ja?“ sagte Dan grinsend. „Was sonst tue ich wohl, wenn ich die ganze Kimm mit dem Spektiv absuche? Ich passe auf, richtig, und das nicht zum ersten Male, Señor Capitán. Aber bis jetzt ist nichts weiter in Sicht.“

„Sehr erfreulich“, murmelte Hasard. „Hoffentlich bleibt’s auch so.“ Er wandte sich zur Kuhl um und rief zum Profos hinunter: „Ed, sorg bitte dafür, daß unser Tierpark unter Deck verschwindet! Wir sind schließlich ein spanisches Kriegsschiff!“

Carberry zeigte klar und griff sich auch gleich seinen Sir John, bevor er von seiner Schulter flüchten konnte. Es war allgemein bekannt, daß die Krachente sehr eigensinnig werden konnte. Außerdem mußte vermieden werden, daß Sir John wieder mit englischen Kraftworten loslegte. Das konnte Mißtrauen hervorrufen.

Batuti brachte Arwenack unter Deck, die Zwillinge kümmerten sich um Plymmie, die Wolfshündin.

Sie waren längst verschwunden, als die beiden Schiffe aufeinander zusegelten.

„‚El León‘ heißt die Kiste“, meldete Dan O’Flynn, „und ihre Galion verziert auch ein solcher, und zwar springend und die Tatzen vorgereckt.“

„El Léon“ – „Der Löwe“.

„Aha“, sagte Hasard, und er hatte zu seiner alten Gelassenheit zurückgefunden. „Wirklich ein schöner Name für ein Schiff – und so sinnig, obwohl’s derlei Getier auf See nicht gibt. Dabei fällt mir ein, daß wir mit unserer Schebecke namenlos über die Ozeane fahren.“

„Schlage ‚El Tigre‘ vor“, sagte Ben Brighton prompt und hatte so ein gewisses Zucken um die Mundwinkel.

„Genehmigt!“ schmetterte Hasard und salutierte vor seinem Ersten.

Der salutierte auch. Die reinste Kasperei war das, aber damit überbrückten sie die Ungewißheit dieser Begegnung. Und die Dons würde beeindrucken, wie sich diese beiden Señores auf dem Achterdeck dieses sehr merkwürdigen Schiffes verhielten und einander Achtung bewiesen. Immer diese Formen, nicht wahr?

Und auf dem Achterdeck der „El León“ hatten sie Señores auch eifrig die Spektive vorm Auge und studierten das Schiff, das zumindest im Atlantik, außerhalb des Mittelmeeres, ein sehr seltenes Objekt war.

So schnarrte denn der Kommandant der „El León“, ein gewisser José de Freitas, unter seinem gesträubten Schnauzbart zu den um ihn versammelten drei Offizieren: „Höchst verdächtig dieses Schiff! Höchst verdächtig! Schiffe dieses Typs pflegen nordafrikanische Piraten zu benutzen – ähem! Höchst verdächtig!“

„Höchst verdächtig“, bestätigte sein Erster Offizier, und der Zweite und der Dritte Offizier schlossen sich diesem „höchst verdächtig“ an, weil sie sowieso keine Meinung, keine eigene, zu haben hatten.

Der Dritte Offizier, ein Jüngling im Teniente-Rang, setzte beflissen noch einen drauf, indem er verkündete: „Allerhöchst verdächtig!“

Da mochte der Zweite Offizier nicht zurückstehen und gestattete sich die Bemerkung: „Aber das höchst verdächtige Schiff führt die spanische Flagge, Señor Comandante.“

José de Freitas winkte unwirsch ab: „Interessiert mich nicht!“ Er war das, was man einen Eisenfresser nennt, ein martialischer Kerl mit einem Stiernacken, dunklen stechenden Augen, einem viereckigen Kinn und eben einem Schnauzbart, der sich zu sträuben pflegte, wenn den Capitán Wallung ergriff – wie jetzt.

Da war die Rauchwolke an der Kimm, gewesen, auf die er sofort nach der Sichtmeldung zugesegelt war – voller Tatendrang, weil in den letzten zwei Wochen, seit sie ausgelaufen waren, nichts passiert war. Die Order für ihn lautete schlicht und einfach, weit vor der spanischen Küste Aufklärung zu fahren und sie nach Westen abzusichern. Bei Feindberührung hatte er sich allerdings sofort abzusetzen, jedes Gefecht zu meiden und in Cadiz Bericht zu erstatten.

Im Nordwesten segelte eine einzelne Galeone nordwärts, und an der nordnordwestlichen Kimm waren gerade noch viele Mastspitzen an der Kimm zu erkennen – offenbar ein Konvoi.

Und dazu nun dieses Piratenschiff der algerischen Küste, das auf sie zusegelte.

Das war nicht nur höchst verdächtig, sondern auch höchst verwirrend! Eine spanische Flagge – ähem! Sah doch wie ein Kriegsschiff aus, dieses Piratenschiff! Kerle ordentlich gekleidet mit Brustpanzer und Helm. Achterdeck besetzt mit Offizieren, erweisen einander Ehrenbezeugung! Straffe Burschen – ähem! Wird gut gesegelt, dieser – äh – Dreimaster, sehr gut sogar! Segel stehen aus-ge-zeichnet – ähem-ähem! Flottes Schiff! Sehr flott sogar …

Capitán de Freitas stierte sich das rechte Auge aus, mit dem er durchs Spektiv beobachtete – bis er mit dem Okular den breitschultrigen Riesen auf dem Achterdeck erfaßte. Und da schluckte er, denn er konnte sich nicht erinnern, jemals ein so verwegenes Gesicht gesehen zu haben. Und so gut geschnitten – ein Mann von Adel! Und er schluckte ein zweites Mal. Nein, nein, das war kein algerischer Pirat, das war ein Grande! Teufel auch, diesen Mann mußte er kennenlernen!

Das rechte Auge triefte ihm, und da setzte er aufatmend das Spektiv ab. Seine drei Offiziere starrten ihn beflissen an. Er wischte sich über das rechte Auge und schnarrte: „Jolle klarmachen zum Aussetzen!“

Die drei Offiziere glotzten. Jolle aussetzen bei einem „höchst verdächtigen Schiff“ nordafrikanischer Piraten? Kein „Klarschiff zum Gefecht?“

Sie verstanden die Welt nicht mehr und zuckten unisono zusammen, als der Kommandant sie anpfiff, gefälligst „den Arsch“ zu bewegen. José de Freitas, adliger Herkunft, war kein Freund wohlgesetzter und artiger Verbindlichkeiten. Er haute am liebsten gleich mit dem Vorschlaghammer drauf.

So einer war das – eben ein Eisenfresser.

Die Kriegsgaleone und die Schebecke glitten einander näher – die „El León“ halbwinds über Steuerbordbug, die Schebecke mit gleicher Segelstellung über Backbordbug auf Passierkurs. Aber der Dreimaster der Seewölfe lag luvwärts bei dem Wind aus dem südlichen Sektor.

De Freitas registrierte das zu spät und fluchte insgeheim. Das hätte ihm nicht passieren dürfen – ob Freund oder Feind –, daß er sich bei einer Begegnung in Lee befand. In einem Gefecht konnte das tödlich sein.

Doch auf der Schebecke wurden die Segel gefiert, um die Fahrt zu vermindern, ein Zeichen, daß ihr Capitán zum Gespräch von Schiff zu Schiff bereit war.

„Alle Schoten Lose geben!“ knarrte Capitán de Freitas, um seinerseits seine Gesprächsbereitschaft kundzutun.

Das geschah.

De Freitas baute sich auf dem Achterdeck am Backbordschanzkleid auf und hob die Hände an den Mund, als er das andere Achterdeck querab hatte.

„Kommandant an Kommandant!“ rief er. „Ist es gestattet, bei Ihnen an Bord zu kommen?“

Der Riese auf dem Achterdeck hob die rechte Hand und rief zurück: „Bitte sehr, Señor Capitán! Aber wir haben nicht viel Zeit. Ich fahre Geleitschutz für einen Konvoi Seiner Majestät. Ich bitte, das zu berücksichtigen!“

„Werde mich beeilen!“ rief de Freitas, fuhr herum und ranzte seine drei Offiziere an, warum die Jolle noch nicht ausgesetzt sei.

Die überschlugen sich, polterten gemeinsam auf die Kuhl hinunter und wetterten dreistimmig, um ihre Aktivität zu demonstrieren. Es ging nach der alten Hackordnung, einer befahl dem anderen, und den letzten bissen die Hunde, will sagen, er empfing einen Tritt in den Allerwertesten. Dieser letzte hatte keinen, den er treten konnte. Also mußte er die Zähne zusammenbeißen und kuschen. Aber denken konnte er, ganz still für sich ohne es laut hinauszuposaunen. Und da waren so manche, die dachten: Leck mich doch sonstwo!

Philip Hasard Killigrew beobachtete und zog seine Schlüsse.

Auch er hatte den anderen Capitán durchs Spektiv in Augenschein genommen – und vielleicht hätte er sich gefreut, wäre ihm bekannt gewesen, was dieser Schnauzbart konstatiert hatte, als der ihn im Okular gehabt hatte.

Jedenfalls fand er wiederum, daß ihm der andere Capitán überhaupt nicht gefiel. Das war einer von den Knarschen, die immer meinten, die Axt sei besser als das feingeschliffene Messer. Und die Offiziere um ihn herum dienerten nur und zeigten devote Beflissenheit. Aber den Dienstgraden darunter gaben sie es – nach dem alten Motto: Nach oben buckeln, nach unten treten!

Amen! fügte Hasard im stillen diesem Gedankengang hinzu.

Ben Brighton hatte inzwischen die Schebecke in den Wind drehen und an Backbord eine Jakobsleiter ausbringen lassen – ohne Gebrüll und Hackordnung. Winke und leise Zurufe hatten da genügt. Bei den Arwenacks lief das wie geschmiert.

Hasard nickte zufrieden und enterte zur Kuhl ab, um den anderen Capitán zu empfangen. Sein Profos sah unglücklich aus, aber das hing damit zusammen, daß er eine Hurratüte auf dem Schädel hatte, die für einen kleineren Kopf gedacht war. In seiner Größe hatte man noch nichts Passendes gefunden. Carberrys Kopfgröße war bei den Dons nicht vorgesehen, es sei denn für Stierköpfe, aber die trugen bekanntlich keine Helme.

Darum sah der Profos auch reichlich komisch aus, und weil er selbst wußte, daß er wie ein Affenarsch aussah, schnitt er ein Gesicht, als wandele er zur Zeit durchs Tal des Jammers und der Trübsal. Man konnte selbst das Heulen kriegen, wenn man in dieses Gesicht blickte.

„Kopf hoch, Señor Carberrio!“ ermunterte Hasard seinen Profos.

„Du hast gut reden, Señor Capitán“, sagte der Profos ächzend, „deine Dunstkiepe paßt wie nach Maß angefertigt, aber mein Pißeimer klemmt mir das Gehirn ab, ehrlich! Kann mir Old Shane nich mal ’n passenden Topf zum Helm ausbeulen?“

„Einen Suppenkessel meinst du?“

„Genau den!“ Der Profos strahlte gequält und nickte heftig. Der zu kleine Helm rutschte nach hinten, und da sah der Profos wie ein bezechter Musketier aus.

Einige Arwenacks in der Nähe des Backbordschanzkleides drehten sich stumm um, denn auf der Kriegskaravelle sollte keiner sehen, daß sie glucksten und gackerten.

Ihr Profos war wieder mehr als ein Rumfaß wert – die Rumladung eines Rum-Konvois reichte nicht aus!

„Old Shane wird dir einen passenden Helm aus einem Suppenkessel anfertigen“, sagte Hasard tiefernst, denn in diesem Moment glitt die Jolle der „El León“ längsseits und das Helmthema konnte nicht fortgesponnen werden.

Von der Jolle aus wurden Vor- und Achterleine hochgeworfen und von den Arwenacks wahrgenommen und belegt, Capitán de Freitas enterte an der Jakobsleiter auf, sein Dritter Offizier, das Jüngelchen, folgte ihm.

Hasard trat auf die beiden zu, verneigte sich leicht und lässig, lächelte freundlich und sagte: „Willkommen an Bord, Señor …“

„Capitán de Freitas“, schnarrte der Schnauzbärtige, „Kommandant der ‚El León‘ aus Cadiz und auf Patrouillenfahrt – ähem!“

Daß die Kerle immer in diesem Schnarrton sprechen müssen, dachte Hasard. Es sollte wohl schneidig klingen und den Befehlsgeber herauskehren, wirkte aber nichts weiter als lächerlich und aufgesetzt.

„Capitán de Vilches“, stellte er sich vor, „Kommandant der ‚El Tigre‘ und unterwegs aufgrund einer königlichen Geheimorder, über die ich keine weitere Auskunft geben kann.“

De Freitas starrte Hasard irritiert an, räusperte sich und sagte: „Verzeihung, wie war Ihr Name, Señor Capitán?“

„De Vilches, Julio de Vilches“, erwiderte Hasard gelassen, „bitte nicht zu verwechseln mit meinem Onkel gleichen Namens, der zur Zeit Kommandant der ‚Casco de la Cruz‘ ist.“ Ihm war sofort klargeworden, daß dieser Kerl den alten Geier von der „Casco“ kennen mußte: er war irritiert gewesen und hatte noch einmal nach dem Namen gefragt.

De Freitas runzelte die Stirn, brachte wieder ein „Ähem-ähem“ heraus und fügte hinzu: „Wußte gar nicht, daß Capitán de Vilches einen Neffen bei der Marine hat – ähem. Hat nie davon gesprochen.“

„Kann ich mir denken“, sagte Hasard schlagfertig und ohne mit der Wimper zu zucken. „Wir halten nämlich nicht viel voneinander. Er mißgönnt mir meinen schnellen Aufstieg zum Capitán, und für mich ist er ein alter dummer Esel, den man längst hätte pensionieren müssen. Wenn unsere Marine von Greisen geführt wird, können wir uns alle einsargen lassen!“

Das Teniente-Jüngelchen schnappte nach Luft, und dem Capitán sträubte sich mal wieder der Schnauzbart, und er brauchte einige Zeit, um diese unverfrorenen Äußerungen zu Verdauen.

Dann stotterte er: „Don Ju-Julio d-de Vilches ist ein – ähem – ehrenwerter Mann.“

„Geschmackssache“, entgegnete Hasard. „Wir Jüngeren in der Familie nennen ihn einen schlappen Mehlsack.“

Der Capitán lief allmählich rot an, und jetzt zischte er: „Solche Äußerungen, die – ähem – verunglimpfend sind, können Sie den Kopf kosten, Señor Capitán!“

„Über meinen Kopf brauchen Sie sich nicht zu sorgen, Capitán“, sagte Hasard kühl. „Und wenn Sie mich denunzieren wollen – bitte sehr. Zufällig genieße ich einiges Ansehen bei der Admiralität, sonst hätte man mir keinen Geheimauftrag anvertraut. Sonst noch Fragen? Meine Zeit wird knapp.“

Der Blick des Capitáns irrte über die behelmten und brustgepanzerten Arwenacks, die ihn ausdruckslos anstarrten. Er zuckte zusammen, als er Carberry entdeckte. Ein solches Ungetüm hatte er noch nie gesehen. Und als sein Blick auf den riesigen Batuti fiel, verlor er fast die Fassung. Ein schwarzer Affe an Bord eines Schiffes Seiner Majestät des Königs von Spanien! Un-er-hört!

Dem Jüngelchen hingegen liefen die Schweißperlen unterm Helm hervor und über die blassen Wangen. Das Kerlchen begann nervös mit dem Kopf zu zucken und dann mit den Knien zu zittern, denn da standen zwei Kerle, denen je eine Hand fehlte. Statt dessen trugen sie funkelnde Haken mit geschliffenen Spitzen.

Heilige Madonna, was für Berserker! Dem Jüngelchen wurde es ganz schwummerig.

„Ähem“, sagte da der Capitán. „Sie befehligen ein recht merkwürdiges Schiff, Señor Capitán.“

„Allerhöchst verdächtig!“ kommentierte das Teniente-Jüngelchen eifrig und wurde rot, als es von dem eisigen Blick des fremden Kommandanten getroffen wurde.

„Können Sie das beurteilen, Teniente?“ fragte Hasard scharf. „Außerdem wurden Sie nicht um Ihre Meinung gebeten. Oder ist es bei Ihnen an Bord üblich, daß sich subalterne Offiziere mit dummen Bemerkungen in die Gespräche der Kommandanten einmischen?“

Das Jüngelchen wurde noch röter und hätte sich am liebsten in ein Mauseloch verkrochen.

De Freitas fühlte sich bemüßigt, seinem Teniente beizustehen.

„Ich pflichte Teniente de Calheiro bei“, sagte er hastig. „Dieses Schiff wird üblicherweise von nordafrikanischen Piraten gesegelt.“

„Mir bekannt“, sagte Hasard trocken. „Und was soll daran merkwürdig oder ‚allerhöchst verdächtig‘ sein? Ich will Ihnen was verraten, damit Sie ruhig schlafen können und sich nicht den Kopf über Dinge zerbrechen, die Sie aus Gründen der Geheimhaltung gar nichts angehen. Dieses Schiff, eine Schebecke, wurde von der Admiralität als Kurierschiff für besondere Aufgaben übernommen und mir unterstellt. Der Grund für diese Maßnahme war, daß es bis jetzt kein schnelleres und tüchtigeres Schiff für diese bestimmten Zwecke gibt. Falls Sie etwas von Schiffen verstehen, dann sollten Sie wissen, daß die Admiralität keine bessere Wahl hätte treffen können. Aber Sie können ja der Admiralität bei Gelegenheit mitteilen, daß Sie dieses Schiff für merkwürdig und allerhöchst verdächtig halten. Man wird höheren Orts entzückt über Ihre Ansichten sein. Das wär’s wohl. Sie dürfen sich verabschieden, Señores!“ Hasard nickte kühl und wandte sich dem Achterdeck zu.

Die beiden „Señores“ standen wie begossene Pudel da und verschwanden von Bord, als der Profos mit einem Knurrlaut zu der Pforte im Schanzkleid wies. Kaum hatte die Jolle abgelegt, da brauste die Schebecke unter voller Preß hinter dem Konvoi her.

Seewölfe Paket 33

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