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Vierzehntes Kapitel

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Inhaltsverzeichnis

Mit einbrechender Nacht sammelten sich immer mehr von den Versprengten zu Alwin. Er hatte sich mit ihnen tief in den Wald zurückgezogen, und Posten an dessen Eingänge gestellt. Die kampfmüden Reiter lagen nun bei den angezündeten Feuern, hoch und wunderlich sahen die Eichen und Buchen mit ihren halberleuchteten Zweigen drein, Mißmuth und Beschämung lag auf allen Gesichtern, bisweilen schrie im Walde ein Verwundeter, der sich nicht mehr bis zu der Flamme schleppen konnte, alsdann gingen ein paar Reiter darnach aus, und brachten das Jammerbild herbeigetragen. Man sprach nicht, man regte sich nur ungern; die nächsten Bekannten sahen einander schweigend an, und kamen sich fremd vor. Neben Alwin raschelte es durch die Gebüsche, und es setzte sich Einer neben ihn; es war Adalbert. Sie gaben einander die Hände, und drückten sie krampfhaft, wie im Zorn. Dann blieben sie still, und sahen den knatternden Funken zu. Nach einigen, die recht hell aufflogen, und plötzlich im Dunkel zerplatzten, zeigte Alwin und sagte zu seinem Freunde: das sind wir. Nicht so ganz, erwiederte Adalbert. Komm hier weg, ich habe mit Dir zu reden.

Sie gingen einige Schritte abseits, und legten sich in's Dunkel unter einen hohen Eichbaum. Ich komme vom Herzog, fing Adalbert an. Es ist vorbei mit unserm Zuge. Christian lachte mich wild an, und sagte: die Ritter gehören nicht mehr in die heutige Welt, Thorwald hatte wohl Recht. Das ist meine zweite unglückliche Schlacht. Ich muß dem niederträchtigen Geschütz unterliegen, und andern, neuersonnenen Pfiffen. Geh' zum Mannsfeld, Adalbert, und nimm mit, was Du am Besten zu brauchen gedenkst, und auftreiben kannst. Mit mir ist es vor der Hand nichts mehr. Damit wandt' er sich ab, und ich dächte, auch Du folgtest seinem Rath, Alwin.

Ungern, antwortete dieser; unter einem so ritterlichen Fürsten hätte ich am liebsten gefochten.

Du verlierst nichts bei dem Tausch, sagte Adalbert. Mannsfeld ist ein herrlicher Mensch; ein unglücklicher Feldherr freilich, aber ein großer, gewaltiger. Wenn Du ihn nur erst sehn solltest. Wie ein Schatten liegt's auf seiner Stirn, das feindseelige Geschick, das ihn verfolgt; und drunter leuchten die Augen siegreich hervor, zwei Gewitter, die all den Nebel noch wegblitzen werden.

Er kann nicht herrlicher aussehn, als unser Herzog, erwiederte Alwin. Und was hilft es uns, mit einem Andern dasselbe Spiel zu treiben, den dasselbe Unglück verfolgt.

Für einen kühnen, waglustigen Anführer sagte Adalbert, ist es besser, einem unglücklichen Feldherrn zu folgen, als einem allzuglücklichen. Du solltest die Hauptleute fragen, welche unter dem kleinen Satan dienen, der uns heute geschlagen hat. Sein Name jagt beinah den Feind, aber da reitet der Kobold, (so sieht er aus, und putzt sich auch auf eine ähnliche Manier, bunt, seltsam wiederwärtig) da reitet der Kobold Tilly die Linie herunter, sieht keinen an, giebt einsylbig, fast mürrisch seine Befehle, und wenn der Sieg erfochten ist, nickt er kaum mit dem Kopfe, und meint, er hab' es allein gethan, es könne nun schon einmal nicht anders sein. Wo aber die Wage des Sieges immer schwankt, oft nachtheilig umgeschlagen ist, da gilt der, dessen Blick und Arm entschied; man weiß es ihm Dank, und was mehr ist: die Nachwelt lernt seinen Namen ehren.

Wohlan denn, rief Alwin; ich bin mit Dir.

Ein Paar Hundert Mann hab' ich zusammen, sagte Adalbert. Du mußt wenigstens eben so Viele haben. Wir werden einen stattlichen Haufen ausmachen.

Und Balderich? fragte Alwin.

Er schickt Dir einen Gruß, antwortete Adalbert, vielleicht den letzten. Der alte Mann ist sehr schwer verwundet. Ich mag Dir nicht ausrichten, was er mir an Dich aufgetragen hat, oder verlangst Du's?

Ach nein, sagte Alwin. Seine guten Wünsche haben mir schon früher das Herz beschwert. Laß sie nun nicht zugleich mit der Nachricht seines Todes drauf lasten.

Bist Du sicher, daß Dir die Burschen alle folgen, die dort an den Feuern herumwanken? fragte Adalbert.

Die Mehrsten, denke ich, thun's, antwortete Alwin. Und an dem was nicht folgen will, ist auch nichts verloren.

Du hast wohl Recht, sagte sein Freund. Wenige und Gute, das ist die Losung, wenn man einen Heerhaufen zu Siegen führen will, und nicht zur Plünderung.

Mit dem anbrechenden Morgen zogen die beiden vereinigten Schaaren ihres Weges.

Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué

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