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Globalisierung
ОглавлениеHeute wird oft so getan, als habe die Globalisierung erst in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts begonnen. Das ist ein großer Irrtum, wie allein schon der Blick auf den historischen Ursprung des Kapitalismus belegt. Dieses Wirtschaftssystem ist von Anfang an auf globale Ausdehnung zur Abschöpfung des Reichtums der Welt programmiert. Die Konkurrenz zwingt jeden Kapitalisten und auch jeden Staat, der die Interessen seiner Wirtschaft ernst nimmt, dazu, den erzielten Mehrwert ständig neu zu investieren. Dazu braucht er immer wieder neue Arbeitskräfte, neue Maschinen, neue Rohstoffe – und natürlich auch Konsumenten. Der Zwang zur Ausdehnung dieser Wirtschaftsordnung ist Marx zufolge letztlich ebenfalls Konsequenz des soeben dargelegten Grundwiderspruchs zwischen der Gesellschaftlichkeit der Produktion und der Privatheit der Aneignung, und zwar in seiner zweiten Erscheinungsform: Der Kapitaleigentümer erhofft sich, auch durch das Mittel der räumlichen Ausdehnung seiner Geschäfte das Problem des stets zu geringen Absatzes beziehungsweise das Problem der stets zu hohen Kosten kompensieren zu können. Wie stellt sich diese räumliche Ausdehnung heute, 150 Jahre nach der Marx’schen Analyse, dar, und was bedeuten die neueren Entwicklungen vermutlich für die Stabilität des Systems?