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Die geraubte Tochter Eine herzlose Ablenkung

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Ein ganz übles Schurkenstück vollbrachte Karl V., nachdem sein Vater Philipp I. verstorben war. Dessen Witwe Johanna schrie tagelang vor Schmerz und weigerte sich, den Leichnam ihres Gatten zur Bestattung freizugeben. Im Anschluss zog sie gramgebeugt durchs Land, den Sarg mit Philipps Leiche an einem Tau hinter sich her schleifend, und behauptete, ihr Mann würde nur schlafen. Hin und wieder öffnete sie die Holztruhe und küsste ihren Geliebten auf die bleichen, kalten Lippen. Die Männer der royalen Garde wurden dabei stets von Übelkeit geplagt, da der Tote natürlich „nit nach civet“ („nicht nach Parfum“) roch – auch wenn Philipp nach seinem Ableben die Organe entnommen worden waren und man dem Körper „die Säfte ausgepresst“ und ihn mit Gewürzen gefüllt hatte. Während sich Johanna ausruhte, mussten ihre bewaffneten Begleiter dafür sorgen, dass keine Frau dem Sarg zu nahe kam – die eifersüchtige Spanierin, Kummer mit ihrem untreuen Gatten gewohnt, wollte ihn wenigstens nach seinem Tod nicht mehr teilen müssen.

Karl V., in dessen Reich die Sonne nie unterging, verzweifelte zunehmend an seiner Mutter, die völlig verwahrloste. Schließlich wusste er sich nicht mehr anders zu helfen, als sie wegsperren zu lassen. Der armen Frau wurde verschwiegen, dass ihr Vater Ferdinand II. von Aragón verstorben war, damit sie nicht auf die Idee kam, Ansprüche auf eine Mitregentschaft zu stellen.

Dieses Verhalten war typisch für Karl V., waren seine zwei Lieblingswörter doch „temporisieren“ (hinhalten) und „dissimulieren“ (im Unklaren lassen).

Als Johanna jedoch begann, unangenehme Frage zu stellen, ließ der Kaiser zur Ablenkung seine elfjährige Schwester Katharina entführen. Kurz darauf brachte er das Mädchen zurück und behauptete, er hätte es aufgespürt und heimgebracht. Seine Mutter glaubte ihm und fragte nicht mehr nach ihrem Vater und einem möglichen Erbe.

Habsburger - Eine Sammlung skurriler und unterhaltsamer Fakten

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