Читать книгу Habsburger - Eine Sammlung skurriler und unterhaltsamer Fakten - Gabriele Hasmann - Страница 9
Der Zopforden Die weibliche Seite der harten Männer
ОглавлениеIm Mittelalter wollten es Mode und Gebräuche, dass harte Männer sich wie Mädchen ausstaffierten und benahmen.
Im 14. Jahrhundert stand beispielsweise Albrecht III., ein Bruder von Rudolf IV., total auf Zöpfe! Er wollte sich deshalb keinem der damals gängigen Ritterorden anschließen, sondern eine eigene Vereinigung gründen: den „Zopforden“oder „Orden von der Locke“, der als Vorläufer des Ordens vom Goldenen Vlies gilt. Nach Albrechts Tod löste sich dieser Männerbund jedoch auf. Das einzige noch erhaltene Ordensabzeichen ist im „Museum im Palais“ zu bewundern, das sich im „Universalmuseum Joanneum“ in Graz befindet.
Die männlichen Mitglieder des „Zopfordens“ trugen nicht nurihr langes Haar geflochten, sondern auch noch einen Halsreif aus Silber in Form eines Zopfes sowie eine kleiderähnliche Tracht mit eigens dafür entworfenem Design. Aufgrund der weiblichen Gewandung galt Albrecht III. später sogar als Transvestit – auch wenn es dieses Wort damals noch gar nicht gab.
Weit weniger kurios, als es interpretiert werden könnte, ist, dass sichdie Könige Friedrich „der Schöne“ aus dem Haus Habsburg und Ludwig IV. aus Bayern auf den Mund küssten. Stattgefunden hat die Intimität nach ihrem Waffenstillstand und bei der Versöhnung im Jahr 1325 auf Burg Trausnitz in der Oberpfalz, auf der Ludwig seinen Vetter Friedrich zuvor drei Jahre lang gefangen gehalten hatte. Das geschmuste Lippenbekenntnis stellte in jener Zeit einen Akt zur Bekräftigung des Friedens dar. Nach der anschließenden Orgie, die als Osterfeierlichkeit getarnt wurde, teilten sich die beiden Herren sogar eine Schlafstatt. Bei dem Ruhen Seite an Seite handelte es sich ebenso um einenAkt mit Symbolcharakter, der Eintracht und Vertrauen demonstrieren sollte. Eine andere Erklärung für die gemeinsame Nacht wäre, dass einer der beiden Männer weinlaunig nicht in sein eigenes Bett gefunden hat.