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»Ein Goldstück für deine Gedanken!« Angel war eine Weile neben Xavier geritten, ohne dass jener ihn überhaupt wahrgenommen hätte. Er schien in Gedanken sehr weit weg zu sein.

»Was ich denke, darfst du gern erfahren, ohne dich dafür ruinieren zu müssen.« Xavier lächelte seinen langjährigen Weggefährten nachsichtig an. »Ich freue mich ganz einfach auf mein Weib und meine Tochter. Man vermag es kaum zu glauben, doch sie ist schon vierzehn Jahre alt. Sie ist ein großes Mädchen geworden und uns eine wahre Hilfe. Soll ich dir etwas verraten? Wir alle haben wahrlich viel Glück gehabt in unserem Leben. Der Herr hat es gut mit uns gemeint.«

Angel grinste zurück. »Dem hast du das Mädchen ja nicht zu verdanken, ich denke, das warst du selbst, mein Freund.«

»Hüte deine Zunge, du Lästermaul. Irgendwann wirst du auf jemanden treffen, der deine leichtfertigen Reden nicht mit so viel Humor nimmt wie ich.« Xavier warf Angel einen mahnenden Blick zu.

Der zuckte nachlässig die Schultern. »Für mein Leben bin allein ich verantwortlich. Aber wenn es dich beruhigt, ich wage zu glauben, ein gutes Verhältnis zu den himmlischen Obrigkeiten zu haben.«

Xavier grunzte resignierend. »Du bist ein hoffnungsloser Fall, Angel. Aber das musst du selbst wissen.« Er nahm die Zügel in die rechte Hand und streckte sich auf dem sich sanft wiegenden Pferderücken. »Wie sehen denn deine Pläne aus, wenn du wieder in Toledo bist?«

»Die für die erste Nacht oder ganz im Allgemeinen?«

»Angel! Nun sei doch einmal ernst.« Xavier runzelte die Stirn. »Du weißt, Don Raul wird erst in etwa fünf Monaten wieder losfahren. Mein Bruder ist schon vor einem Jahr in den Dienst der Kirche getreten. Er bewacht die Transporte zwischen den diversen Bistümern. Die Heilige Kirche zahlt nicht schlecht, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Du solltest dir das auch überlegen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das, was Don Raul dir hierfür gibt, so lange reichen wird.«

Angel verzog das Gesicht. »Für die Kirche arbeiten? Um ehrlich zu sein, mein lieber Freund, das ist nicht mein innigster Wunsch. Aber wenn es dich beruhigt, ich werde darüber nachdenken. Ich möchte schließlich, dass es Sarah und Juanito an nichts fehlt.«

»Gut so. Wir können eben nicht immer nur unseren eigenen Wünschen und Träumen folgen. Träume zahlen kein Brot!«

»Das ist ein gutes Argument. Wie gesagt, ich werde darüber nachdenken. Es wird ja nicht für ewig sein. Früher oder später bricht Don Raul wieder auf und ich werde an seiner Seite sein.«

»Ich ebenso. Aber ich muss leben und essen, du verstehst? Jedoch gestehe ich ein, dass ich, sobald ich wieder in meinem gemütlichen Heim bin, erst einmal Wein, Weib und Ruhe genießen werde. Wenigstens für zwei oder drei Wochen, das habe ich mir verdient. Das haben wir uns alle verdient.« Der erfahrene Recke wechselte erneut seine Sitzposition auf dem großen Rappen. »Und ich gebe zu, ich freue mich auf eine Sitzgelegenheit, die einfach nur stillhält!«

»Nur noch dieser Tag und eine Nacht! Wenn alles gut geht, sehen wir bereits morgen zur Mittagsstunde die Mauern von Toledo, also halt durch.« Angel stieß Xavier freundschaftlich in die Seite, gab seinem Pferd mit einem leisen Lachen die Sporen und ritt zum Ende des Wagenzugs, um dort nach dem Rechten zu sehen.

Die Raben Kastiliens

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