Читать книгу Die Raben Kastiliens - Gabriele Ketterl - Страница 20

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»Auf, auf! Es sind nur noch wenige Stunden und ihr seid wieder bei euren Lieben!« Don Raul war sichtlich gut gelaunt und wirkte aufgeregt. Offensichtlich freute auch er sich auf seine Familie.

»Ja, Don Raul, wir sind fertig für die Abreise, noch Wünsche?« Angel saß bereits auf seinem Pferd und lenkte das schöne Tier neben den Wagen, auf dem Don Raul die Zügel schon in den Händen hielt.

»Nein, ich bin wunschlos glücklich. Ist das nicht wundervoll, solch eine Aussage treffen zu können?« Raul atmete die frische Morgenluft tief in seine Lungen, dann schnalzte er mit der Zunge und die Planwagen setzten sich, einer nach dem anderen, langsam in Bewegung. In einer langen, sich gemächlich vorwärts bewegenden Reihe zuckelten sie vom Hof des Gasthauses und hielten auf die breite Straße nach Toledo zu.

Während Manuel und Jesús am Ende der Kolonne die Augen offen hielten, ritten Angel und Xavier voran. Beide ließen zwar ihre Blicke aufmerksam über die Ebene schweifen, ansonsten aber hingen sie schweigend ihren Gedanken nach. Vor allem Angel beschäftigte noch immer der dunkle Nachhall seines seltsamen Traums. Hatte er etwas zu bedeuten? Nein, Angel weigerte sich zu glauben, dass etwas passiert sein könnte. Benito und Estella wachten stets gut über Sarah, wenn er unterwegs war. Seit sein Sohn geboren war, sogar noch mehr als zuvor. Was also hätte den beiden geschehen können?

Don Rauls Stimme riss ihn aus seinen Überlegungen. »Seht doch, dort kommen mehrere Kutschen, lasst uns etwas beiseite fahren, damit sie passieren können. Sie scheinen es eilig zu haben. Gütiger Himmel, sie scheinen es überaus eilig zu haben!« Rasch lenkte Don Raul sein Gespann etwas mehr nach rechts, um den in raschem Tempo herannahenden Kutschen den Weg freizumachen.

Die aber verringerten ihre Geschwindigkeit, als sie näher kamen. Die Kutscher zwangen die Pferde in einen langsamen Schritt.

Die beiden Männer auf dem Kutschbock des vorderen Gefährtes winkten Don Rauls Kolonne zu und bedeuteten ihnen, stehenzubleiben. Sofort waren Angel und seine Männer auf ihren Posten. Dass keine Gefahr drohte, erkannten sie schnell, doch sie verstanden nicht, was die Fremden ihnen zuriefen. Erst als sie ganz nah waren, drangen deren aufgeregte Rufe an ihre Ohren.

»Haltet ein, bleibt stehen! Wohin wollt ihr denn?« Aus den Zügen des Mannes, der sie angehalten hatte, sprach Besorgnis.

»Buenos días! Wir sind auf dem Weg nach Hause, in unsere Heimatstadt«, rief Don Raul dem Mann freundlich zu.

»Ihr wollt nach Toledo? Das lasst besser sein! Dort herrscht das Chaos. Die Stadt ist zum Teil abgeriegelt.«

Angel hörte zwar seine Worte, verstand sie aber nicht. »Abgeriegelt? Chaos? Wovon sprecht Ihr?«

»Mein Freund, ich spreche davon, dass in Toledo die Pest wütet. Wenn ihr vernünftig seid, bleibt der Stadt fern. Es ist zu gefährlich.«

Angel wurde trotz der wärmenden Sonne plötzlich eiskalt. »Die Pest? In ganz Toledo?«

»Nun ja, soweit wir das mitbekommen haben, nicht in ganz Toledo. Sie haben die zwei tiefer gelegenen Viertel direkt hinter dem östlichen Stadttor unter quarantaine gestellt. Niemand darf hinein, keiner kommt heraus. Dort ist fast jeder zweite Bewohner krank.«

Xavier stieß einen erschrockenen Schrei aus. »Aber dort lebt meine Familie!«

»Nicht nur deine.« Angels Stimme klang hohl.

»Bleibt ruhig, Männer. Vielleicht klärt sich alles auf. Wir fahren erst einmal zum südlichen Tor. Dort werden wir weitersehen.« Raul versuchte seiner Stimme einen zuversichtlichen Klang zu geben, doch es gelang ihm nicht. »Ich danke euch, meine Herren, vielen Dank für eure gut gemeinte Warnung. Doch da unsere Familien dort sind, müssen wir nach Toledo.«

»Das verstehen wir, wir wünschen euch Glück und möge es nicht so schlimm sein, wie es erscheint.« Die Männer auf dem Kutschbock neigten kurz die Häupter zum Gruß.

»Eilt euch, treibt die Pferde an, wir müssen in Erfahrung bringen, was geschehen ist.« Don Raul wirkte nicht minder besorgt. Rasch brachten sie die Fuhrwerke wieder in Fahrt und wesentlich schneller als zuvor strebten sie ihrem Zuhause entgegen.

Die Raben Kastiliens

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