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Das Gesicht des alten Benito war von tiefer Sorge gezeichnet. »Sarah, mein Kind, das sieht gar nicht gut aus. Warum hast du nicht auf mich hören wollen? Ich hatte dich gewarnt, nicht zu den Kranken zu gehen.« Benitos Hand ruhte auf der heißen Stirn des kleinen Juanito. »Dies hier ist kein normales Fieber. So sehr ich den Gedanken auch hasse, aber ich befürchte, du hast diese schreckliche Krankheit zu deinem eigenen Kind getragen.«

»Bitte nicht! Sag mir, dass das nicht wahr ist, Vater. Es darf nicht wahr sein! Ich habe mein eigenes Kind in Gefahr gebracht?« Sarahs Gesicht war kalkweiß.

Die Reaktion ihres Vaters ließ wenig Raum für Hoffnung. »Es tut mir unendlich leid, meine Kleine, aber so sieht es aus.« Der alte Schmied, der in seinem langen Leben schon viel mit Kranken zu tun gehabt hatte, strich erneut über die Stirn seines kleinen Enkelsohnes. »Er ist so heiß. Wir müssen für Abkühlung sorgen.«

»Geht beiseite. Ich habe kaltes Wasser hier, schnell, ich brauche Tücher. Wir machen ihm kalte Wickel!« Estella, Juanitos Großmutter, machte sich geräuschvoll bemerkbar und balancierte die große Wasserschüssel über die Köpfe der bei dem Kind kauernden Familienmitglieder.

Sarah rannte zu dem großen Regal, in dem sie all ihre Tücher und Laken aufbewahrte. Ohne darauf zu achten, dass ein großer Packen der ordentlich gestapelten Tücher zu Boden fiel, zog sie einige heraus und eilte zurück zu ihrem Kind.

Estella arbeitet rasch und konzentriert. Die Frau hatte in ihrem Leben bereits vielen Menschen geholfen, sie gedachte nicht, ihren Enkel dieser mörderischen Krankheit zu überlassen.

»Mama, bitte hilf ihm.« Sarahs Stimme war leise und müde.

»Das versuche ich, meine Kleine. Aber auch du machst mir Sorge. Du bist viel zu blass. Etwas stimmt nicht mit dir. Hast du dir wirklich jedes Mal gewissenhaft die Hände gewaschen, wenn du das Haus eines Kranken verlassen hast? Hast du immer ein mit Essig getränktes Tuch vor dem Mund getragen?« Estella bedachte ihre Tochter mit einem strengen, fragenden Blick.

Der wurde noch kälter, als es ihr sowieso schon war. Sie zog die Schultern ein wie ein gescholtenes Kind. »Nein, als ich am letzten Sonntag bei Horacio und seiner Frau war, hatte ich den Essig vergessen. Aber meine Hände habe ich mir gründlich gewaschen.«

Estella wechselte stillschweigend die Wickel ihres kleinen Enkels. Offenbar hatte sie genug gehört und es sah aus, als kostete es sie viel Kraft, nicht in Tränen auszubrechen.

»Mama, das ist doch nicht so schlimm, oder?«

»Bitte nicht. Nicht jetzt.« Estella hob abwehrend die Hand und bedeutete ihrer Tochter zu schweigen. Erst als sie den Kleinen erneut versorgt und seine Stirn gefühlt hatte, wandte sie sich ihrem eigenen Kind zu. »Sarah, du und das Kind, ihr tragt die Krankheit in euch. Es bricht mir das Herz, aber es ist wie es ist: Ihr habt die Pest!«

Die Raben Kastiliens

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