Читать книгу Die Raben Kastiliens - Gabriele Ketterl - Страница 18

3.

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Es war weit nach Mitternacht, als Angel und Xavier die Schänke verließen. Beide waren nicht mehr so ganz sicher auf den Beinen. Zu würzig war der schwere Rotwein ihre Kehlen hinabgeronnen, zu wohlschmeckend war der zarte Rinderbraten gewesen, als dass sie früher hätten aufstehen wollen.

Angel breitete die Arme aus, als wolle er die Nacht umarmen. »Ist es hier nicht herrlich?« Eilig brachte er seine Gliedmaßen wieder in eine vernünftige Position, denn ausladende Bewegungen waren seinem Gleichgewicht gerade wenig zuträglich. »Der Wein war stark, mein lieber Mann, die Welt scheint tanzen zu wollen.« Angel lachte. »Ach, Xavier, ich freue mich so auf morgen.«

Xavier blickte nachdenklich zum Himmel. »Auch wenn ich einzelne Sterne wohl doppelt sehe, glaub mir, mein Freund, du freust dich auf heute.«

»Auch gut, das ist mir alles ziemlich einerlei. In wenigen Stunden bin ich bei Frau und Kind. Ah, ich kann es kaum erwarten.«

»Dann roll dich jetzt lieber in deine Felle, mein Guter. Du solltest diesen Rausch ausgeschlafen haben, wenn du sie in die Arme nimmst.«

»Wohl wahr«, sagte Angel kichernd. »Lass uns schlafen, Jesús höre ich sowieso schon schnarchen, und wo Manuel ist, will ich gar nicht erst wissen.

»Wo der Tunichtgut gerade steckt, ahne ich sehr wohl.« Xavier zog eine spöttische Grimasse und ließ sich auf seine eilig ausgerollten Decken fallen.

Angel war nicht betrunken genug, um die Zweideutigkeit dieser Worte nicht mehr zu erkennen. »Und das ist gut so. Er ist jung, gönnen wir es ihm. Auch wir waren mal so.«

Xavier fixierte Angel mit leicht amüsiertem Blick. »Ja, alter Mann, gönnen wir es ihm. Schlaf jetzt, ich denke, morgen wirst du deine Kräfte für deine Frau brauchen.«

Angel rollte sich leise lächelnd in seine Felle und Decken. Kaum hatte er die Augen geschlossen, fiel er schon in einen tiefen Schlaf. Er träumte, doch es war ein seltsamer Traum. Er sah Toledo im Sonnenlicht, sah, wie er durch das Stadttor ritt und die schmale Gasse zu seinem Haus hinabtrabte. Sarah arbeitete in ihrem kleinen Garten, hatte ihm den Rücken zugewandt. Leise glitt er vom Pferd, wollte seine Frau überraschen, doch als er sich ihr auf Zehenspitzen näherte, begann sein Haus, sich samt seiner Frau langsam von ihm zurückzuziehen. So sehr er sich mühte, er konnte nicht zu ihr gelangen. Mit jedem Schritt, den er auf sie zu tat, entfernte sie sich noch weiter von ihm. Er begann nach ihr zu rufen und endlich schien Sarah ihn zu hören. Sie wandte ihm ihr Gesicht zu, doch kein Lächeln erschien auf ihren Lippen. Stattdessen rannen Tränen über ihre Wangen. Sie hob die Hand und winkte ihm zu. Es war kein Willkommengruß, es war ein Abschied!

Die Raben Kastiliens

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