Читать книгу Elijah & seine Raben - Georg Sporschill - Страница 17

Der große Diener

Оглавление

Welche Dienste übernehme ich,

welche Zeichen setze ich, um andere groß zu machen?

Um die Würde der anderen erstrahlen zu lassen?

Ruth Zenkert

Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann,

den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch

abzutrocknen, mit dem er umgürtet war.

JOHANNES 13,5

In unserem rumänischen Dorf bekommen die Kinder in der Schule zu Mittag eine kleine Jause. Sie trinken ihre Milch und packen das Brot aus, die Verpackung lassen sie einfach auf den Boden fallen. Ein paar Minuten später ist der Platz vor der Schule voll mit knisterndem Papier. Der Wind trägt es durch die Straße, hin zum Bach. Dort sammelt sich der ganze Müll, auch Flaschen und Plastiksackerln, Bierdosen und alte Fetzen füllen die Straßengräben. Wir holen einen großen Kübel aus der Schule und sammeln vor dem Schuleingang den Müll ein. Zwei Kinder machen sofort mit. Auch Sonja, die Sportlehrerin, bückt sich nach einem Milchpäckchen. Danciu, der junge Roma-Bursche, steht im lila glänzenden Hemd und in polierten, spitz zulaufenden Schuhen daneben und schaut zu. Er arbeitet bei uns und erledigt die Transporte. Den Kindern im Dorf hat er erzählt, dass es sein Auto ist, mit dem wir kommen. Jetzt schwingt er die Autoschlüssel in der Hand und geht Schritt um Schritt zurück. Müll ist für ihn unweigerlich mit der Müllabfuhr verbunden, die in Rumänien nur von Zigeunern erledigt wird, auch von Leuten, die eine Geldstrafe nicht bezahlen können. Damit will der stolze Roma nichts zu tun haben. Unsere Kinder freuen sich über ihren schönen Schulplatz und wollen die ganze Straße sauber machen. Da nimmt Danciu seinen schwarzen Hut ab und liest ebenfalls ein paar Papiere auf.

Unsere Aktion »sat curat« − »sauberes Dorf« – will Jesus nachahmen. Er gießt Wasser in die Schüssel, bückt sich hinunter zu den Füßen seiner Freunde, um sie zu waschen. Dann trocknet er sie ab mit dem Kleidungsstück des Sklaven, das er trägt. Jesus wäscht die Füße seiner Schüler, für die er der Meister ist: Das ist das intensivste Bild für das, was geschieht, wenn jemand den Schmutz anderer beseitigt. Normalerweise ist das Füßewaschen der Ehrendienst der Schüler gegenüber ihrem Meister. Jetzt dreht Jesus die Rollen um mit dem Ziel, die Lernenden strahlen zu lassen und sie groß zu machen. Nur wer ein starkes Selbstbewusstsein hat, kann dienen.

Unsere Kinder weigerten sich zu Beginn und sagten: »Das ist nicht mein Dreck. Nicht ich habe das Papier hingeworfen.« Dann aber halfen sie mit beim Saubermachen ihres Schulhofs. Der stolze Roma-Bursche wollte seinen eleganten Hut nicht ablegen, bis ihn die Kinder »umgedreht« haben. Durch sie hat er erstmals gefühlt, dass er sich mit der Aktion nicht mit dem Schmutz gleichsetzt, sondern im Gegenteil zur Sauberkeit beiträgt. Der neue Glanz fiel auf sein Haupt zurück, nachdem er Vorurteile, Unsicherheit und Scheu überwunden hatte. Danciu hatte durch den Rückhalt bei den Kindern, die sich gebückt hatten, so viel innere Sicherheit gewonnen, dass auch er Müll auflesen konnte. Er näherte sich der Haltung an, die Jesus seinen Schülern als höchstes Ziel mit auf den Weg gegeben hat.

Welche Dienste übernehme ich, welche Zeichen setze ich, um andere groß zu machen? Um die Würde der anderen erstrahlen zu lassen?

Elijah & seine Raben

Подняться наверх