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Wann wird aus einem Schüler ein Gesandter?

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Wer gibt meinen Worten Gewicht?

In wessen Namen trete ich auf? Wer sendet mich?

Georg Sporschill

Amen, Amen, ich sage euch: Der Sklave ist nicht größer

als sein Herr und der Abgesandte ist nicht größer als der,

der ihn gesandt hat.

JOHANNES 13,16

Zwei elegante Sechzehnjährige erschienen bei uns in Hosman: Bebe und Ricardo. Der eine war mit drei Jahren aus einem Babyheim, der andere mit zehn von der Straße zu Concordia gekommen. Mami Irina, ihre Mutter bei Concordia, hatte sie auserwählt, in den Ferien Musikunterricht für unsere Roma-Kinder zu geben. In schwarze Hosen und blütenweiße Hemden gekleidet, gingen die beiden, stolz über die ihnen anvertraute Aufgabe, noch am selben Abend durchs Dorf und luden alle zum Mitmachen ein. Am nächsten Tag war der Schulraum voller Kinder. Was wir in den Wochen zuvor mit einem professionellen Lehrer nicht geschafft haben, klappte nun: Die beiden Burschen brachten den Kindern einfache Rhythmen auf den Trommeln bei. Am Schluss ließen sie jeden aufstehen und sich vor den Zuhörern verneigen. Sie machten mehrere Übungen, bis sich alle gemeinsam tief verbeugten. Dann lobten Bebe und Ricardo jeden einzelnen Schüler, vor allem ein kleines Mädchen, das mit dem Rhythmus nicht mitgekommen war. Sie braucht es am meisten, sagte Bebe und zwinkerte mir zu. Abends fragte ich die Burschen, wie der Tag gewesen war. Ganz ernst meinten sie, die Kinder seien respektvoll und talentiert. Doch ein großes Problem sei entstanden: »Sie reden uns mit ›Herr Professor‹ an. Wir haben uns gewehrt: ›Nein, bitte nicht! Wir sind doch auch Kinder wie ihr. Wir tun das nur, weil Mami Irina uns das aufgetragen hat. Wir geben weiter, was wir gelernt haben.‹«

Dieses Gelernte kam erst richtig zum Leuchten, als Bebe und Ricardo als Vertreter von Concordia den Auftrag erhielten, anderen zu helfen, verwahrloste Kinder zum Lernen zu motivieren. Ähnlich ist es Paulus und seinen Begleitern in Lystra ergangen. Als sie dort einen Gelähmten geheilt hatten, schrie die Menge: »Die Götter sind in Menschengestalt zu uns herabgestiegen« und wollte ihnen opfern. Paulus und sein Begleiter Barnabas »sprangen unter das Volk und riefen: Männer, was tut ihr? Auch wir sind nur Menschen, von gleicher Art wie ihr; wir bringen euch das Evangelium.« (Apostelgeschichte 14,14f.). Apostel sind zwar ähnlich dem, der sie gesandt hat, doch der Abgesandte ist auf keinen Fall größer als der Sendende. Das Alte Testament und das Römische Reich kennen das Botenprinzip der Bibel, das Jesus anwendet. Aus Schülern werden Boten, aus Kindern werden Erwachsene mit einer eigenen Aufgabe. Jesus hat aus seinen Schülern (hebräisch talmid) Apostel (schaliach) gemacht, die in die Welt hinausgehen sollten, um nicht sich, sondern ihn weiterzugeben. Ihre Botschaft ist größer als sie selbst, sie haben von dem, der sie gesandt hat, Gewicht verliehen bekommen.

Es wäre naiv zu glauben, dass es ausschließlich meine Leistungskraft, Stärke oder persönliche Glaubwürdigkeit ist, die meine Fähigkeit zu wirken ausmacht. Ich spreche immer auch im Namen von etwas Größerem.

Wer gibt meinen Worten Gewicht? In wessen Namen trete ich auf? Wer sendet mich?

Elijah & seine Raben

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