Читать книгу Mobbing - Gerd Breitenbürger - Страница 12
2.4 Arbeits- und Machtkampf
ОглавлениеEin Kampf kann fair sein, die Menschen spüren, wenn er unfair ist. Das ist immer der Fall, wenn Regeln, die ja für alle verbindlich sein sollen, nicht eingehalten werden. Der Tiefschlag beim Boxen oder an die Nieren. Kampf, nicht der kultivierte Streit im gesellschaftlich akzeptierten Rahmen, verlässt die rationale Argumentationskultur. Der Arbeitskampf bis zur Sabotage erlaubt Emotionen und auch Zielsetzungen, die den Charakter von Mobbing haben können, wenn zum Beispiel Machtpositionen gestärkt werden sollen. Er erlaubt nicht, muss aber hinnehmen, dass fragwürdige Methoden wie Sabotage eingesetzt werden, die die dringend benötigte Leistung für den Betrieb nicht zu erbringen erlaubt. Der Machtkampf mit dem Chef, der Kampf, wer grenzt wen aus, wer erobert und kontrolliert die Informationswege, wer erobert die Stelle und die Befugnisse, wer erhält in zähen Verhandlungen in Politik, Wirtschaft und Vereinen die Vormacht, wer behält schließlich auch noch in den Dominanzkämpfen der Familie die Oberhand. Das kann man auch Gezerre nennen oder Technik von Heckenschützen. Kurioserweise kann man Zeitungsartikeln entnehmen, wie sensibel man ist, Mobbing auch noch bei milliardenschweren Wirtschaftsverhandlungen, bei denen es nicht ums Verhungern geht, auszumachen, wenn ein Verhandlungsführer ohne Ankündigung zu einer wichtigen Verhandlung einfach nicht erscheint oder bei der psychologischen Kriegsführung, wenn ein Großmeister sich nach einem vielleicht unsicheren Zug bei einem Schachturnier triumphierend zurücklehnt.
Wer über Mobbingmethoden nachdenkt, wird automatisch gedrängt, herauszufinden, wie sie wirken. Sie greifen handelnd in die Realität des Opfers ein, der wichtige Aktenordner ist verschwunden. Aber meist ist der Realitätseingriff nicht das eigentliche Ziel, sondern die Ängstigung, auch schon mal die Panik, die Ich-Schwächung und Destabilisierung, die Depression und das Misstrauen, sogar der Verfolgungswahn. Über sie will der Täter zum Ziel kommen, weich klopfen ist da ein viel zu schwacher Ausdruck. Macht gibt es nicht kiloweise und ist nicht stapelfähig. Sie wird erlebt, wie aus spontanen und selbstverständlichen Reaktionen bedrückende Ratlosigkeit wird. Die Zangenbewegung des Stärkeren führt zu einer unerwarteten Lebenssituation, in der unreflektierte Anpassung, die nicht mehr frei reflektiert werden kann, da ohne Freiheitsgrade, eingefordert wird.