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3 Mobbing mit System

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Die Methoden zu mobben sind so wenig begrenzt wie die Phantasie es ist. und die Veröffentlichungen zu diesem Thema sind es ebenso. Die nächstliegende Antwort auf das Chaos ist das System und das war auch immer eine bewährte Strategie unserer Evolution. Das Urmeer war das Chaos, die präbiontische Umwelt und Zelle waren die nächsten Schritte, nämlich die zum System. Dieses Schema gilt auch für das Entstehen der Zivilisation und ist auch das der Erkenntnis. Auf der Metaebene werden die Objekte, die auf der Objektebene nur als Phänomene gegeben sind, durchsichtig, da sie nun begrifflich gegeben sind. Auf dieser Ebene wird Bedeutung übertragen.

Dies Schema vermittelt einen Überblick von höherer Warte aus und mit seiner Ordnung eine erste Erkenntnis, die aber nur eine Hoffnung ist. Worüber man Aufklärung erlangt, eröffnet die Chance, den Gegenstand in den Griff zu bekommen. Wenn es so sein sollte, dass beim Mobbing Angst hin und her geschoben wird, ein Opfer wird geängstigt und muss leiden, weil der Täter Angst hat, sein Anpassungsziel an eine Gruppe nicht zu erreichen, gehen beide mit verschiedenen Inhalten der Angst um. Aber Angst und Druck verbinden im Grunde beide Lager. Sie sind eine Klammer, die es nicht erlaubt, die Situation zu verstehen, sondern als effizientes Geschehen zu ertragen. Erst auf der Metaebene ergibt sich die Chance, die Vorgänge zu interpretieren, ihren Druck zu vermindern und persönliche Beschwichtigungsstrategien zu finden: Nicht so schlimm. Er wird es nicht wieder tun. Er steckt selbst in der Klemme. Er grüßt immer so nett.

Hat man es mit Konflikten zu tun, die im Handlungsmodell erledigt werden können, liegt es an beiden Seiten, um ohne Mobbing, (wie z. B. Sabotage, Boykottieren eines neuen Chefs), auf der rationalen Schiene, mit der klassischen Einstellung zum Kompromiss die Probleme des Konflikts Schritt für Schritt zu lösen. Was wir an anderer Stelle lernen müssen, ist auch hier dienlich. Interessen, die ich habe, sind nicht in einen Topf zu werfen mit einseitigem Opportunismus. Häufiger als man ahnt ist es möglich, Ängste vermeintlich existentieller Bedrohung abzubauen, solange noch nicht der Konflikt ins Mobbing abgedriftet ist. Das gilt auch hier für beide Lager, für den Täter wie das Opfer. Das Rationale geht in der Aufklärung mit dem Psychischen zusammen. Der römische Atomist Lukrez hat im 1. Jahrhundert v. Chr. ein umfangreiches Werk voller rationaler Argumente geschrieben, um diesen einzigen sehr menschlichen Affekt zu neutralisieren, wovor willst du überhaupt Angst haben, wenn du doch lebst. Es lohnt sich immer, die beim Mobbing auftretenden flatternden Angstgefühle abzubauen, damit das rationale Denken wieder möglich wird.

Die Methoden, mit denen gemobbt wird, sind, leider muss man es immer wieder sagen, so unberechenbar wie das Chaos. Wer zusehen kann, wie Mobbing geradezu als ein Hobby ausgeübt wird, erlebt die menschliche Phantasie als unbändige Lebenskraft. Sie kennt keine Grenzen und sie kennt auch keine Moral. Im Gegenteil, mit den Dingen außerhalb der Moral beschäftigt sie sich besonders gern. Außerdem haben es Vorstellungen der Phantasie an sich, dass sie auf die Emotionen einwirken. Die vom Psychologen postulierte Möglichkeit der Ersatzbefriedigung durch Bilder der Phantasie lässt Schlimmes ahnen. Der Mobber kann versucht sein, die Inszenierungen aus seiner Phantasie in die Wirklichkeit zu übersetzen. Was Mobbing so unerträglich macht, ist diese phantastische Missachtung aller Regeln des Menschen und seiner Gesellschaft, von denen man gleichzeitig profitiert. Der Mobber kann von einer entfesselten Phantasie ausgehen, wird befruchtet von der Freiheit, die sonst nur der Träumende besitzt und bleibt selbst lebensfähig, weil sich die anderen an die Regeln halten.

Der Täter hat einen definierbaren Anlass, aus dem heraus er zu Plan und Tat schreitet. Er muss bewerten, auch wenn sein Tun abartig ist, sich also einem menschlichen Maß der Vernunft entzieht. Was er da kognitiv und emotional bearbeitet und berechnet, dürfte viel mit seinem persönlichen Machtanspruch zu tun haben. Wer die Macht hat in einem Betrieb, in einem Institut, setzt Mobbing, von oben nach unten ein, um seine Macht stabil zu halten. Der König und der Vater, der Chef, der Kanzler, die sich von ihren Söhnen, Untertanen und „Mädchen“ entthronen lassen, mit gezielten und vereinten, aber auch verdeckten Kräften, haben nicht aufgepasst. Letztere bringen es fertig, „von unten“ erfolgreich zu mobben, indem sie sich systemhaft, wenn auch nur in mündlicher Absprache, organisieren. Wer von oben mobbt, findet schon seine Machtstrukturen vor, die ihn dorthin getragen haben. Er braucht nur und ohne Zeitverlust zuzugreifen. Die vereinten Schwachen bezwingen das Alpha-Tier mit treulosem Mobbing, um die Machtübernahme einzuleiten. Ihr Mobbing ist das berühmte « Sägen am Stuhl », das seine Zeit braucht. Wenn der Schriftsteller Felix Dahn in seinem Kampf um Rom, der ein harter Machtkampf war, schreibt, dass den endgültigen Sieg der Feldherr Narses errang, ein listiger Zwerg im Dienste des Herrschers von Ostrom, dann bedeutet das, sein glückloser Vorgänger Belisar muss nach den bekannten Regeln der Kriegsführung gekämpft haben und war berechenbar. Narses galt als gerissen, erfand die „Dampfwalze“, eine ganz unübliche Strategie und war erfolgreich. Auch hier kommt jenseits des Mobbing die Kriegslist. Den Stil und die Härte der Kriegslist im zivilen Bereich mobbend einzusetzen bedeutet, den totalen Krieg an die Universität, in den Betrieb zu holen.

Hier noch ein Beleg für die Sensitivität auch in früherer Zeit für „fair and foul“ Was hier beschrieben wird, ist der Kampf und die Kampfbreitschaft, über die der Mensch wenigstens virtuell verfügen muss. Es gibt ein Gedicht aus dem Mittelalter, indem der Schwerterkampf von Vater und Sohn bedichtet wird. Sie wissen nicht, dass sie verwandt sind. Der Kampf mit Schwertern unterlag bestimmten Regeln; denn mit einem Mal ruft der Vater „diesen Streich lehrte dich ein Weib“. Damit wollte der Sohn wohl einen Vorteil auf eine nicht erlaubte Weise erzielen. Die gewünschte Welt kann nicht die ohne Kampf sein, aber schon die ohne Mobbing.

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