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Geburtsstunde im Goldsaal

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Vor diesem Hintergrund kam es am 28. Juli 1962 auf dem DFB-Bundestag zur Abstimmung über eine Idee, die schon seit Jahrzehnten immer wieder aufgeflammt war, aber nie verwirklicht wurde. Dieses Mal aber stimmten im Goldsaal der Dortmunder Westfalenhalle 103 Delegierte mit Ja und nur 26 dagegen! Es war die Geburtsstunde der Fußball-Bundesliga – und damit einer bis heute andauernden Erfolgsgeschichte, was manch einem Journalisten schon damals schnell klar wurde, ihn aber nicht davon abhielt, der ganzen Sache doch äußerst kritisch gegenüberzustehen, wie der Artikel aus der »Neuen Ruhr Zeitung« vom 25. August 1963 verdeutlicht. Gerd Hahn schrieb darin unter der Überschrift »Das neue Geschäft heißt Bundesliga«:

»Der deutsche Fußball zieht heute den Vorhang vor seinem Schaufenster hoch, auf dem die Ware ausgebreitet liegt, um die sich die Besucher der Sportarenen von Hamburg bis München reißen sollen: das große Abenteuer Bundesliga beginnt. Woche für Woche rollt jetzt das Geld in die Kassen, erhitzen sich die Gemüter an den Theken und Stammtischen, klopfen die Herzen der Fans stärker denn zuvor für ›ihren‹ Verein.


Die Einführung der Bundesliga fand in den deutschen Zeitungen auch ein skeptisches Echo.

Ein großer Ausverkauf von Bundesliga-Ware fand schon vorher statt. Es waren nur selten ehrenwerte Männer, die hinter den Rücken der Klub-Direktoren die Spieler mit ›Gold in den Füßen‹ umschwärmten und sie für ihre Auftraggeber einhandelten.

Aber die Stars von gestern, heute und morgen kümmerten sich wenig um den Streit vor höchsten Instanzen, solange bei ihnen die Kasse stimmte. Denn im Zeitalter des Wirtschaftswunders hängen die Sprüche von Ehre und Vereinstreue verstaubt über dem Plüschsofa in Großvaters guter Stube. (…) Mehr denn je sind die großen Vereine jetzt Wirtschaftsunternehmen geworden, die mit Riesensummen kalkulieren müssen.«

Bei der formalen Taufe der neuen Bundesliga gab es noch ein paar gravierende Probleme zu lösen. Allen voran die Frage: Wer sollte dieser Eliteliga angehören? Und wie viele? Auch Letzteres wurde ausgiebig und der Zeit entsprechend kontrovers diskutiert, bis man sich schließlich auf 16 Gründungsmitglieder einigen konnte. Eine Regelung, die manchem als nicht wirklich gerecht erschien. Insgesamt bewarben sich 46 der 74 Oberligavereine, die es zu dem Zeitpunkt in der Bundesrepublik gab. Das heißt, die Mehrheit, also 30 Vereine, wurde aussortiert. Je fünf Vereine durften die bekannt starken Oberligen West und Süd entsenden, drei kamen aus dem Norden, zwei aus der Oberliga Südwest, und ein Verein sollte – in erster Linie aus politischen Gründen – aus der geteilten Stadt Berlin kommen. Grundlage war eine Langzeitbewertung, in die die Ergebnisse der letzten zwölf Jahre einflossen, mit einigen zusätzlichen Kriterien. Also zum Beispiel dem »Berlin-Faktor« – denn die geteilte Stadt sollte wenigstens sportlich vollwertig in die neue nationale Liga integriert werden. Damit wurde Hertha BSC Gründungsmitglied.

Außerdem wurde vor allem die Frage gestellt, wer ein Stadion zu bieten hatte, das mindestens 35.000 Zuschauern Platz bot und über eine Flutlichtanlage verfügte, da die Spiele in der Anfangssaison allesamt am Samstag um 17:00 Uhr angepfiffen wurden und es im kalendarischen Winter zum Ende des Spiels durchaus schon ziemlich duster sein konnte. Außerdem sollte damals nur ein Verein pro Stadt in der höchsten Spielklasse dabei sein.

50 Jahre Bundesliga – Wie ich sie erlebte

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