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Tor mit dem Hinterkopf

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In der Bundesliga-Saison 1968/69 war er wieder ganz nah dran an der Torjägerkanone und landete schließlich mit 23 Treffern auf Platz zwei hinter Gerd Müller, der es auf 30 Tore brachte. Uwe Seeler hatte kurz zuvor gerade seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt, so dass nicht wenige in Fußball-Deutschland froh waren, dass nun Gerd Müller Jahr für Jahr die Torjäger-Bestmarke stellte und auch im Auswahlteam in die Fußstapfen Seelers getreten war. Beide zusammen stürmen zu lassen, hatte sich nicht als erfolgversprechend herauskristallisiert, weil Seeler und Müller sich auf der Mittelstürmerposition nicht ergänzten, sondern sogar gegenseitig störten – denn beide beanspruchten den Strafraum naturgemäß für sich. Trotzdem überredete der damalige Bundestrainer Helmut Schön den Hamburger, sich noch einmal in den Dienst der Nationalmannschaft zu stellen und mit zur Fußball-Weltmeisterschaft 1970 nach Mexiko zu fahren. Schön baute natürlich auf die Erfahrung von Uwe Seeler, der mittlerweile 33 Jahre alt war – in der damaligen Zeit ein geradezu biblisches Alter für einen Stürmer im Profifußball. Aber vor allem wusste er, dass dieser ehrgeizige und gleichzeitig sehr kameradschaftliche Star charakterlich ein Gewinn für jede Mannschaft sein würde. Und tatsächlich sagte Seeler nicht nur zu, sondern fügte sich auch ohne Murren in die neue Rolle, die ihm der Bundestrainer zugedacht hatte: als hängende Spitze!

Von nun an funktionierte die Kombination Seeler-Müller deutlich besser. Das herausragende Beweisstück lieferten beide Akteure im WM-Viertelfinale gegen England, als jedem in einem dramatischen Spiel jeweils ein Treffer gelang. Der Titelverteidiger von der Insel hatte schon mit 2:0 geführt, ehe Franz Beckenbauer nach einem schönen Sololauf 22 Minuten vor dem Ende den Anschlusstreffer erzielte. Eine knappe Viertelstunde später kam in der Hitze von León dann der sensationelle Auftritt von Uwe Seeler, der am Fünfmetereck nahezu hoffnungslos mit dem Rücken zum Tor stand und eine Flanke auf sich und seinen Gegenspieler zufliegen sah. Seeler löste sich im letzten Moment und bugsierte den Ball im Rückwärtslaufen und Fallen mit dem Hinterkopf unhaltbar ins englische Tor. Wie gesagt: eine Sensation, denn das war ein Kunststück, das man so bis dahin noch nirgendwo gesehen hatte und das die deutsche Mannschaft in die Verlängerung brachte. Und als sich alle bereits auf einen Losentscheid einstellten, war es Gerd Müller, der sogar noch den 3:2-Siegtreffer erzielte. Es war eines dieser Spiele, die man – wenn man sie vor Ort oder vor dem Fernseher miterlebt hat – nie vergessen wird. Genauso geht es mir bei dieser Partie auch. Vor allem dank Uwe Seelers legendärem Tor – für mich das beste von insgesamt 43 in 72 Länderspielen.


Mit dem Hinterkopf erzielte Uwe Seeler im WM-Viertelfinalspiel gegen England seinen legendären Treffer. Für mich ist es das schönste seiner 43 Länderspieltore.

50 Jahre Bundesliga – Wie ich sie erlebte

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