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»Rekorde« für die Ewigkeit

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Die Berliner wurden zur Schießbude der Nation. Tasmania war vom Klassenerhalt bereits in der Hinrunde so weit entfernt wie Tasmanien von der Spree. Im November 1965 reagierte der Klub branchenüblich und entließ Trainer Franz Linken. Auch das half nichts. Tasmania stieg in Bausch und Bogen wieder in die Berliner Stadtliga ab. Auch weil sich die Lizenzspieler des Aufsteigers im Verlauf der Saison mehr oder minder aufgegeben hatten. Das Motto, so Torhüter Rohloff, lautete: »Trinken wir noch einen, dann ist das Ganze besser zu ertragen.« Vor den Übungseinheiten durfte es schon mal der eine oder andere Portwein sein, als Begleitung zu den Buletten. Die Zeit danach sah ungefähr genauso aus, nur dass jetzt die Frikadellen mit Bier heruntergespült wurden. »Wir haben uns gesagt: Wenn wir schon absteigen, machen wir uns wenigstens ein schönes Jahr«, so Rohloff, der noch Jahr-zehnte nach dem missglückten Abenteuer Bundesliga Autogrammwünsche erhielt. Bereut hat es keiner der Tasmania-Spieler, obwohl kaum einer in der Folge noch in der Bundesliga spielte. Immerhin hatten sie sich einen Traum erfüllt, auch wenn der bisweilen wie ein Albtraum anmutete.

Denn das 100. Gegentor innerhalb einer Bundesliga-Saison war nur einer der vielen Negativrekorde, die der Klub aus dem Berliner Stadtteil Neukölln aufgestellt hat. Rekorde, die wohl allesamt für die Ewigkeit sind. Tasmania ziert abgeschlagen den letzten Platz der »Ewigen Tabelle«. »Tas« hat die wenigsten Tore in einer Saison geschossen und lediglich zweimal gewonnen. Wenigstens diesen zweifelhaften Rekord teilen sie sich mit dem Wuppertaler SV, der 1974/75 ebenfalls nur zwei Siege einfahren konnte. Außerdem waren die Berliner gern gesehene Gäste: In 17 Auswärtsspielen verbuchten sie nämlich nicht einen einzigen Erfolg. Auch das hat in 50 Jahren Bundesliga noch keine andere Mannschaft geschafft. Ende März des Jahres 1966 kassierten sie beim 0:9 gegen den MSV die höchste Heimniederlage in der Geschichte der deutschen Eliteliga. Und das Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach im Januar 1966 war nahezu ein »Geisterspiel«, weil gerade einmal 827 zahlende Zuschauer dabei sein wollten. Auch das natürlich ein Minus-Rekord!

Dabei war der schlechteste Bundesligist aller Zeiten nicht etwa irgendein Klub. In Berlin war Tasmania eine echte Nummer, hatte mehrfach die Berliner Meisterschaft errungen und schon vorher an der Aufstiegsrunde zur Bundesliga teilgenommen. Gegründet wurde der Klub unter dem Namen Rixdorfer TuFC Tasmania im Juni 1900. Rixdorf, weil der Stadtteil Rixdorf erst später in Neukölln umbenannt wurde. Tasmania, weil die Berliner Jungs davon träumten, einmal ins ferne Tasmanien zu reisen. Weil daraus nichts wurde, gaben sie ihrem Klub den Namen Tasmania.

50 Jahre Bundesliga – Wie ich sie erlebte

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