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»Schönen Dank, lieber DFB«

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Was hatte diese »Gurkentruppe« in der Bundesliga überhaupt zu suchen, fragten sich viele Fußballfans damals und fragen es sich noch heute. Tatsächlich hatte der SC Tasmania 1900 Berlin die Zugehörigkeit zur Eliteliga dem ersten handfesten Skandal und letztendlich einem Politikum zu verdanken. Stadtrivale Hertha BSC war zum Zwangsabstieg verdonnert worden, weil der Klub gegen die DFB-Statuten verstoßen hatte. Aufgeflogen war das Vergehen, weil sich die Hertha-Bosse nicht grün waren und Schatzmeister Günter Herzog öffentlich herausposaunte: »Wenn ich den Mund auftue, dann ist Hertha BSC morgen erledigt.«

Der DFB bekam Wind davon und entsandte schleunigst einen Buchprüfer nach Westberlin. Die Ermittlungen brachten an den Tag, dass Hertha ihren Lizenzspielern rund 192.000 Mark an Prämien aus schwarzen Kassen gezahlt hatte. Allein Nationaltorhüter Wolfgang Fahrian soll illegalerweise ein Handgeld von 80.000 Mark erhalten haben. Zudem stellte das DFB-Bundesgericht fest, dass Hertha in der Schlussphase der Saison 1963/64 ein Bestechungsgeld von 15.000 Mark an den Münchner Verteidiger Alois Stemmer gezahlt hatte.

Der ausdrückliche Wunsch des DFB und der Politik war es aber, einen Verein aus der geteilten Stadt in der Bundesliga spielen zu lassen. Da gab es keine zwei Meinungen. Sogar der damalige Westberliner Bürgermeister und spätere Bundeskanzler Willy Brandt hatte sich dafür starkgemacht.

Tennis Borussia war sportlich in der Aufstiegsrunde gescheitert. Der Zweite der Berliner Regionalliga, der Spandauer SV, verzichtete dankend. Aber Tasmanias Verantwortliche wollten mit Macht ins deutsche Fußballoberhaus. Kapitän Hans-Günter Becker sagte rückblickend: »Wir hätten sagen müssen: Schönen Dank, lieber DFB, aber nicht für diese Saison.« Torhüter Heinz Rohloff bezeichnete die Situation bei Tasmania im Frühsommer 1965 als chaotisch.

Chaos herrschte auch beim DFB. Sportlich waren der FC Schalke 04 und der Karlsruher SC aus der Bundesliga abgestiegen. Der KSC beanspruchte den Platz der zwangsabgestiegenen Hertha. Der DFB setzte zunächst eine Zusatzrunde auf neutralem Platz an: Tasmania, Karlsruhe sowie die Gruppenzweiten der Aufstiegsrunde, Saarbrücken und Reutlingen, sollten den 16. Startplatz der Bundesliga unter sich ausspielen.


Der einzige Star im glücklosen Tasmania-Team: Horst Szymaniak. Hier attackiert er den Kölner Ole Sörensen, kann aber die 0:6-Heimpleite gegen die Geißbock-Elf nicht verhindern.

50 Jahre Bundesliga – Wie ich sie erlebte

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