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Wadenbeißer und Wasserträger

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Die sind als eine Art Mythos in die Fußballgeschichte eingegangen. Gleich mehrere Gladbacher Spieler dieser Zeit haben eine Weltkarriere hingelegt – zunächst als Spieler und viele von ihnen später auch als Trainer oder in anderen Funktionen. Neben Netzer natürlich »Wadenbeißer« Berti Vogts, an dem außer Johan Cruyff so gut wie kein Angreifer der Welt vorbeikam. Dann Jupp Heynckes, der nach drei Jahren in Hannover wieder nach Hause nach Mönchengladbach zurückkehrte und bis heute der drittbeste Torschütze der Bundesliga-Geschichte ist. Uns Jungs hat damals aber auch der unermüdliche Herbert »Hacki« Wimmer imponiert, weil er immer für zwei gerannt ist, bzw. rennen musste. Wimmer muss mittlerweile schon die eine oder andere Hüftoperation hinter sich haben, und deshalb ist Günter Netzer von Franz Beckenbauer einmal gefragt worden, ob er sich denn an den Arztkosten beteiligt hätte. Ein, wie ich finde, naheliegender Gedanke, auf den Netzer aber ziemlich entrüstet reagierte und die »Arbeitsteilung«, wie er es nennt, so erklärte: »Das war eine absolute Winwin-Situation damals, die ich dem ›Hacki‹ vorgeschlagen habe. Du bist doch so laufstark, habe ich gesagt, das müssen wir noch viel mehr nutzen. Du läufst, und ich spiele dir die langen Bälle zu!«

In der Öffentlichkeit stand Wimmer aber mit dieser Strategie natürlich nicht so im Rampenlicht, sondern wurde als »Wasserträger« von Netzer bezeichnet. Das empfand ich auch gar nicht als so abwertend, nur irgendwann viele Jahre später hat dann ein Journalist daraus geschlossen, dass Netzer wohl immer einen »Wasserträger« braucht. Und dieses Mal hat er in Anlehnung an unsere Zusammenarbeit bei den Fernsehanalysen von Länderspielen mich gemeint. Da kam der Gedanke in mir hoch: »Irgendwie kein erstrebenswerter Markenname!«

Hacki Wimmer jedenfalls war ein wichtiges Bindeglied dieser »Fohlen-Elf« und ist dann ja tatsächlich auch ohne Netzer Nationalspieler gewesen. Genauso wie Rainer Bonhof, der am Bökelberg zum Star gereift ist. »Ohne Weisweiler wäre ich wohl Amateur geblieben. Ich muss dem Schicksal dankbar sein, dass es mich zu ihm geschickt hat«, sagt der heutige Vizepräsident der Borussia. Mit dabei waren unter anderem auch Winfried Schäfer, Horst Köppel. Wolfgang Kleff und Uli Stielike. Und nicht zu vergessen diese unfassbar guten Dänen im Borussen-Trikot: zuerst der elegante Ulrik Le Fèvre, der übrigens das erste »Tor des Monats« der Sportschau geschossen hat. Später dann der quirlige Allan Simonsen, Europas Fußballer des Jahres 1977, und Henning Jensen. Gemeinsam mit Jupp Heynckes haben sie herausragende 58 Tore in der Saison 1974/75 geschossen.


Borussia Mönchengladbach gewann 1970, 1971 und 1975 unter Hennes Weisweiler die Deutsche Meisterschaft, 1973 den DFB- und 1975 den UEFA-Pokal. Unter Udo Lattek, der Weisweiler im Sommer 1975 ablöste, kamen 1976 und 1977 noch zwei weitere Meisterschaften sowie der zweite Gewinn des UEFA-Cups 1977 hinzu. Die siebziger Jahre waren geprägt von dem Zweikampf zwischen den Bayern aus München und den Gladbacher »Fohlen«. Von zehn möglichen Meistertiteln holte die Borussia deren fünf, die Bayern drei. Die Wochenzeitung »Die Zeit« schrieb damals: »Borussia stand für Frische, für Elan, Mut und Lebensfreude. Dagegen spielten die Münchner konservativ und verkörperten den Konservativismus, inklusive des Miefs und der Bräsigkeit der fünfziger, sechziger Jahre.« Das halte ich dann doch für reichlich überzogen, aber zweifelsfrei hat Mönchengladbach damals den attraktiveren Fußball geboten, was sogar Uli Hoeneß später einmal freimütig zugeben musste. Aber Hoeneß wäre nicht Hoeneß, wenn er nicht auch gesagt hätte: Die erfolgreichere Mannschaft war der FC Bayern. Die Münchner gewannen von 1974 bis 1976 dreimal in Folge den Europapokal der Landesmeister. »International waren die Bayern abgeklärter und hatten dadurch auch mehr Erfolg. Unser Spiel war da manchmal zu euphorisch«, musste Gladbachs Stürmer Herbert Laumen rückblickend eingestehen.

50 Jahre Bundesliga – Wie ich sie erlebte

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