Читать книгу 50 Jahre Bundesliga – Wie ich sie erlebte - Gerhard Delling - Страница 37

Tränen bei den »Roten Teufeln«

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Das genaue Gegenteil spielte sich rund 30 Jahre später in der Pfalz ab – auch wenn es zunächst einmal Parallelen gab. Der 1. FC Kaiserslautern war 1991 Deutscher Meister geworden. Mit Titeln kannte man sich aus am Betzenberg: Die Meisterschaft zu Beginn der neunziger Jahre war bereits die dritte, die die »Roten Teufel« in die Pfalz holten. Doch eine völlig neue und überaus schmerzvolle Erfahrung mussten die Erben von Fritz Walter im Sommer 1995 machen. Erstmals stieg der Traditionsklub aus der Bundesliga ab; in der Saison zuvor hatten sie noch Platz vier belegt und spielten auf internationaler Bühne. Ironie des Schicksals: Eine Woche nach dem Abstieg gewann Kaiserslautern sogar noch den DFB-Pokal.


Es war ein Drama für die treuen Fans und die Spieler. Ich sehe heute noch den abgekämpften Andreas Brehme vor mir, der im TV-Interview einfach nicht mehr sprechen konnte und den Tränen freien Lauf ließ. Fußball war (und ist) fast so etwas wie Religion in der pfälzischen Provinz, der Wiege der 1954er-Weltmeistermannschaft. Die Kinder, so hieß es dort immer, könnten zuerst die Mannschaftsaufstellung des 1. FC Kaiserslautern auswendig, bevor sie das kleine Einmaleins beherrschen. Eine ganze fußballverrückte Region trauerte, bangte und hoffte auf den Wiederaufstieg.

Im Rest der Republik war man sich hingegen weitgehend einig: Der Abstieg würde das Ende einer Ära sein. Der Nimbus Betzenberg schien endgültig dahin. Diese Festung hoch oben über der Stadt hatte ihren Schrecken verloren, den sie jahrelang verbreitet hatte. Paul Breitner vom FC Bayern hat einmal vor einem Spiel in Kaiserslautern gesagt: »Da brauchen wir gar nicht erst hinzufahren und können die Punkte gleich mit der Post schicken.« Auch ich habe nach dem Abstieg befürchtet, dass der FCK nie mehr so recht auf die Beine kommen würde, zumal die »Roten Teufel« auch wirtschaftlich nicht gerade auf Rosen gebettet waren. Manch einer befürchtete sogar, dass der Klub durchgereicht werden könnte bis in die Niederungen des Amateurfußballs. Dass genau das nicht eintrat, war einer der größten Erfolge des FCK!

Während meiner Zeit beim Südwestfunk in den späten achtziger Jahren hatten wir vor den Bundesliga-Heimspielen der Pfälzer öfters redaktionsinterne Wetten abgeschlossen. Gar nicht auf das Ergebnis bezogen, sondern eher darauf, dass mal wieder irgendetwas Besonderes am Betzenberg passieren würde. Hier lag eigentlich immer eine Sensation in der Luft, aber die größte Sensation sollte sich ausgerechnet jetzt nach dem Abstieg der Lauterer ereignen. Und darauf hat niemand gewettet. Günter Netzer bezeichnete das, was sie am Betzenberg geschafft haben, einmal als die größte Leistung, die je im deutschen Fußball vollbracht worden sei.

50 Jahre Bundesliga – Wie ich sie erlebte

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