Читать книгу 50 Jahre Bundesliga – Wie ich sie erlebte - Gerhard Delling - Страница 19

Оглавление

04

Der erste Torschützenkönig

»Uns Uwe«, die Fußball-Legende

Ich sehe die Szenerie so klar vor mir, als wäre es gestern gewesen. Denn es war gestern! Oder gestern vor zwei Wochen oder gestern vor einem Jahr. Viele – zumeist gutsituierte – Männer und Frauen sitzen beim fröhlichen Plausch oder auch ernsten Gedankenaustausch an hübsch gedeckten Tischen. Hier und da durch die belebende Wirkung eines wohligen Getränkes so tief in ihre Gespräche eingetaucht, dass man sich kaum traut, sie in diesem angeregten Miteinander zu stören. Und von irgendeinem dieser Tische erhebt sich nach einer Runde Golf manchmal durchaus mit Schmerzen, die er sich nicht anmerken lässt, ein schier durchweg gut gelaunt scheinender Mann mit einem fröhlich runden Gesicht und unterbricht damit die wortreiche Gesellschaft. Augenblicklich kehrt Ruhe ein, und schon lauschen alle konzentriert seinen Ausführungen, die für einen Großteil der Anwesenden nicht neu sind. Aber sie sind dem Mann wichtig. Und deshalb hört es sich immer wieder so an, als würde er diese Sätze zum ersten Mal sagen: »Wer dem Sport so viel zu verdanken hat und auf der Sonnenseite des Lebens steht, der sollte jenen etwas abgeben, die niemals die Möglichkeit hatten, ein solches Glück zu empfinden, und auf der Schattenseite des Lebens stehen!«

Der Absender dieser Worte hat nicht nur einfach viel Glück gehabt in seinem Leben – er hat es vor allem genau so empfunden. Das hat mit seinem Charakter zu tun und damit, dass er immer ein Mannschaftssportler war und geblieben ist, einer der herausragendsten weltweit! Uwe Seeler – auch heute noch ein Unikat. Es gibt kaum jemanden, der so große Erfolge aufzuweisen hat und trotzdem so normal, manchmal gar hemdsärmelig und lebensfroh geblieben ist. Er ist und bleibt einer von uns – »Uns Uwe«, wie sie ihn mit respektvoll plattdeutscher Nähe nicht nur im hohen Norden nennen.

»Wer dem Sport so viel zu verdanken hat«, das steht auch in der Präambel seiner Stiftung, die nicht nur seinen Namen trägt, sondern die er selbst 1996 ins Leben gerufen hat und auch heute noch mit Leben erfüllt. Deshalb steht er da zwischen all diesen Menschen, die sich gerade gut unterhalten und von denen sich nicht wenige dem ehemaligen Fußballstar freundschaftlich verbunden fühlen. Er macht Werbung für den guten Zweck und freut sich über jeden Euro Unterstützung. Unzählige Male pro Jahr ist er höchstpersönlich anwesend, selbst in der Zeit nach einem schweren Autounfall im Jahr 2010, in der er nicht mehr Golf spielen konnte. Uwe sammelt für all diejenigen, die es nötig, aber kaum eine Chance haben, und er lässt das Geld – nach eindringlicher Prüfung durch seine ihn begeistert unterstützende Tochter – den Bedürftigen zukommen. Jahr für Jahr befasst sich die Stiftung mit unzähligen Schicksalen und hilft in jeweils mehreren hundert Fällen mit kleinen und manchmal, wenn nötig, auch etwas stattlicheren Beträgen. Ein großer Aufwand, der den Superstar der sechziger Jahre nicht abschreckt, sondern eher glücklich macht.

50 Jahre Bundesliga – Wie ich sie erlebte

Подняться наверх