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Sinn – existenziell und ontologisch
ОглавлениеIn der Existenzanalyse wird der Begriff »Sinn« oft verwendet. Sinn wird von einem allgemeinen Verständnis her oft mit Religion oder Philosophie in Verbindung gebracht. Es kann zwischen einem ontologischen und einem existenziellen Sinn unterschieden werden.
Ontologie ist die Lehre vom Sein, es geht um die großen, übergeordneten Fragen des Lebens: Warum ist der Mensch auf der Welt? Was ist der Mensch? usw. Damit befassen sich Philosophie und Religion. Der ontologische Sinn ist nicht Gegenstand der Psychologie.
In der Existenzanalyse geht es um den existenziellen Sinn, der den einzelnen Menschen betrifft. Dieser Sinn hängt von der Person ab. Er ist nicht vorgegeben, sondern wird immer wieder gesucht und kann in jeder Situation nur persönlich realisiert werden. »Existenzieller Sinn ist definiert als die beste (Handlungs-, Einstellungs- oder Erlebnis-)Möglichkeit in der jeweiligen Situation« (Längle, 2013a, S. 27). Sinn ist demnach etwas ganz und gar Individuelles. Optimal wäre, wenn diese beste Möglichkeit nicht deshalb gewählt würde, weil man von irgendeiner Seite unter Druck gesetzt wird, sondern aus innerer Zustimmung. Zustimmung bedeutet, sich in Freiheit für etwas entscheiden. Sinn ist nicht etwas Fernes, Visionäres, sondern schließt sich den Gegebenheiten des Alltags an. Dahinter steht immer die Frage: »Was macht du damit?«
Lehrpersonen können letztlich nicht wissen, was in welcher Lernsituation für die Lernenden gerade sinnvoll ist. Es kann sein, dass das, was die Lehrperson vermittelt, schon bekannt ist oder dass es mit der Praxis der Lernenden nichts zu tun hat. Nur die Lernenden selbst können den Sinn in der jeweiligen Lernsituation finden. Die Lehrperson kann aber die Situation so gestalten, dass die Lernenden die Möglichkeit haben, den Sinn zu entdecken.