Читать книгу Was bringt mir das? - Gerhard Friedl - Страница 8
Definition und Ziele der Existenzanalyse
ОглавлениеDie Existenzanalyse will aufzeigen, wie ein Leben mit innerer Zustimmung gut gelingen kann. »Gut« meint dabei nicht, dass einem immer alles leicht von der Hand geht und damit speziell leichte Glücksgefühle verbunden sind. Gut kann auch eine Entscheidung sein, der schlaflose Nächte vorausgegangen sind und bei der das Herz schwer ist (Trennung aus einer Partnerschaft, Stellenwechsel, pflegebedürftige Eltern ins Pflegeheim bringen, Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen lassen usw.). »Gut« meint also eine Stimmigkeit, die auch mit schwierigen Entscheidungen verbunden sein kann.
Wenn man sich für eine anspruchsvolle Weiterbildung entscheidet, kann diese zeitweise mit Anstrengung, Unsicherheiten, Ängsten und Stress verbunden sein. Trotzdem bleibt das Grundgefühl gut, weil mit dieser Weiterbildung ein wichtiges, übergeordnetes Ziel (Traumberuf, Karriere, guter Verdienst, Prestige usw.) erreicht werden kann. Oder es steht eine Tätigkeit am Ende, die einem aus innerer Überzeugung oder wegen zentraler innerer Werte wichtig ist und bei der man das Gefühl hat, ein sinnvolles Leben zu führen.
Es geht
►um ein gutes Dasein,
►darum, das Leben selbst gestalten zu können,
►darum, einen tieferen Sinn zu spüren in allem, was man tut,
►um die Entschiedenheit im Leben – dass ich mich für das, was ich tue, bewusst entschieden habe.
Die Existenzanalyse zeigt, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit diese vier Aspekte realisiert werden können. Sie beschäftigt sich mit der Frage, wie der Mensch zu einem erfüllenden Leben kommen kann. Existenzanalyse bedeutet Analyse der Bedingungen für ein wertfühlendes, selbst gestaltetes und menschenwürdiges Leben. Das Ziel liegt in der Entfaltung der Offenheit und Eigenaktivität in den Beziehungen und im Handeln.
Grundsätzlich ist sie eine Psychotherapie »mit dem Ziel, der Person zu einem geistig und emotional freien Erleben, zu authentischen Stellungnahmen und zu einem eigenverantwortlichen Umgang mit ihrem Leben und ihrer Welt zu verhelfen« (Längle, 2013a, S. 24). Aus der existenziellen Perspektive erfährt der Mensch, dass er sein Leben weitgehend selbst bestimmen kann, dass er darin frei ist, wie er auf alles im Leben reagieren will. Dadurch wird ein selbstbestimmteres Leben möglich. Durch die Erfahrungen der eigenen Gestaltungsmöglichkeiten kann der Mensch sich selbst sein.
Dieses Ziel gilt nicht nur für einen therapeutischen Kontext, sondern kann auch in anderen Bereichen als Grundlage dienen – insbesondere in allen Bereichen der Erwachsenenbildung, einschließlich der beruflichen Grundbildung.