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b. Noordmans und Barth
ОглавлениеWie bereits erwähnt, hat der Einfluss von Barth auf Noordmans bei diesem keine direkte Wendung verursacht, sondern einen Prozess verschärft, der bereits im Gange war. Dabei artikulierte er das Anderssein Gottes schärfer als jemals vorher und unterstrich, dass das Menschsein in seiner wahren Bedeutung nur von der Neuprädikation durch Gott her zu erkennen ist. Wo liegt bei aller Verwandtschaft die Differenz zu Barth? Es gibt zwischen 1925 und 1940 mehrere Beiträge von Noordmans zu Barths |59| Theologie, die mehr Licht darauf werfen. Ich kann nur einen einzigen Hauptpunkt nennen. Interessant ist, dass Noordmans᾿ Kritik an Barth durch ein Zurückgreifen auf die reformierte Tradition geschieht. Noordmans interpretiert das Kritische an Gottes Reden in unserer Wirklichkeit anders als Barth, da er ein anderes Verständnis des Wortes Gottes hat. Das Wort hat bei Barth – so Noordmans᾿ Sicht – zu wenig Zeitbindung. Barth sieht seiner Meinung zu wenig das Dynamische und Bewegliche von Gottes Wort, das Möglichkeiten bietet, im Leben einen Weg zu finden. Noordmans sucht also die Wirkung dieses Wortes in allen Dingen. Die Dynamik des Wortes macht gegenwärtig, was in der Kultur verdrängt wird. Es gibt in jenem Wort immer etwas Schöpferisches, etwas vom «Es werde …» von Genesis 1. Es wird Raum für das geschaffen, was noch nicht ist. Diesen Akzent vermisst Noordmans bei Barth. Noordmans will das Wort nicht als ein «Geschehen» sehen, sondern als «Medium» von «göttlicher Offenbarung», die eine «geistliche Kontinuität» impliziert (VW 2, 188). Er ist der Meinung, dass Barth in seiner Auffassung vom Wort zu lutherisch geblieben ist und zu wenig vom reformierten Bewusstsein zeigt, dass das Wort «weitergehende Wahrheit» (VW 3, 643) ist, die sich in sehr verschiedenen Formen in der menschlichen Existenz zeigen kann. |58|