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4.5 Diener des Wortes: «Reden wie aus Gott»

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Bei diesem letzten Punkt scheint das Wesentlichste der reformierten Identität angesprochen, nämlich, dass man jemand ist, der für Gott in der Welt spricht. Und das, weil er oder sie nicht anders kann. Hier steht die gan­ze Existenz der Person auf dem Spiel. Von den Bemerkungen von Gerrish ausgehend, fällt mir Noordmans᾿ Typierung der Existenz des Pas­­to­ren/Theologen ein: die Existenz einer homuncio quispiam (VW 5, 379; 6,20), ein aus dem Staub gezogener Mensch, der etwas von Gott zu er­zählen hat. Und der dies kann wegen der Erfahrung der Freiheit in seiner durch Christus gerechtfertigten Existenz. Dies sind Worte, die Noord­mans von Calvin entlehnt. Es geht in dieser Zeichnung der Exis­tenz um Echtheit. Um einen Menschen, der so spricht, dass aller Schein verschwun­­den ist. Es ist ein Reden, in dem – mit einem Lieblingsaus­druck von Noord­mans gesprochen – Gott die Grenze ist. Es geht nicht darum, der Welt Informationen über Gott zu geben. Es geht darum, für Gott in der Welt zu leben und zu reden; mit Gott und dank Gott.

Gerrish verweist im Zusammenhang mit dem fünften Punkt auf Jer 20,9. Noordmans führt den Text in einer Predigt zu einem Pauluswort in 2Kor 2,17 ebenfalls an. Dieser Text besagt: «Wir jedenfalls sind nicht wie die vielen, die das Wort Gottes zu Markte tragen; lauter und klar, aus Gott und vor Gott, reden wir – in Christus.»

Was wird damit gesagt? Ich zitiere ein kurzen Abschnitt aus einer Predigt Noordmans᾿: |63|

«Wenn wir durch die Türen eines Menschenherzes eintreten, dann können wir von Zimmer zu Zimmer gehen, zurück und zurück. Und wenn wir dann nach dem, was dort verborgen liegt, suchen, dann kann kein Philosoph oder Gelehrter das finden. Dann liegt da Gottes Wesen als die Quelle, woraus alles fliesst. Wer kann beschreiben, was für ein herrlicher Trost es ist, wenn von dort her die Worte kommen. So fühlte Jeremia sie kommen, als er sagte, dass er sie wie ein Feuer in seinem Innern fühlte (Jer 20,9). Reden wie aus Gott, bezeugen […]. Und auch wenn alles nicht so gewaltig ist: Bei den Aufrichtigen kann doch dieselbe Erfahrung gemacht werden, dass ihre Worte aus Gott ge­redet sind. Solche Worte sind rein, fein und lauteres Gold. Es braucht nicht hoch zu sein, aber es muss echt sein» (VW 7, 161; Her­vor­­­hebung A.vdK.).

Lässt sich mit diesen fünf Annäherungen an Noordmans mit Hilfe von Gerrishs «reformierter Geisteshaltung» etwas anfangen für ein Profil re­formierter Identität im 21. Jahrhundert? Zuhörend zu denken; sich kritisch zur Tradition zu verhalten, aufmerksam dafür zu sein, dass das Heil des Evangeliums nicht verkürzt wird; sensibel zu bleiben für die Einsichten, die durch Zeitgenossen in anderen Welten von Kunst und Literatur arti­kuliert werden; praktisch zu sein im Sinne eines Tastens danach, wo im Leben selbst das Evangelium hörbar wird; und Echtheit im Reden für Gott in dieser Welt zu suchen. Alle diese Kennzeichen haben ihren Grund in dem, was Gerrish im Korintherkommentar Calvins gezeigt hat: Christus anhaften. Wir haben gehört, dass dies für Noordmans eine erkenntnisthe­oretische Dimension hat: In der Nähe des Gekreuzigten wird offenbar, was Menschsein ist. Im Folgenden meine letzten Bemerkungen zu Noord­mans᾿ theologischen Reflexionen zu diesem zentralen Punkt.

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