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4.1 Glaubensgehorsam 4.1.1 Darstellung

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In seinem Vortrag «Reformiertes Bekenntnis heute» (1955)72 wiederholt Niesel bereits bekannte Positionen, expliziert diese jedoch in durchge­hender |89| Anlehnung an die Barmer Theologische Erklärung: «Reformiert» hiesse genauer gefasst «nach Gottes Wort reformiert», also gelte allein das «Wort Gottes» und keine Konfession. Richtschnur sei – gemäss der 1933 erinnerten ersten Berner These – die 1934 bekannte erste These der Barmer Theologischen Erklärung: «die Gegenwart Christi in seinem Wort».73 An dieser Richtschnur müssen sich auch die daraufhin nachgeordneten Be­kenntnisschriften relativieren lassen. Stärker als dies vorher in einem totalitären Staat realistisch gewesen wäre, betont Niesel nach 1945 die notwendige Kraft zur Weltgestaltung reformierten Glaubens. Die «aus den gottlosen Bindungen dieser Welt» Erlösten wüssten sich freigemacht «zu freiem, dankbarem Dienst an Gottes Geschöpfen» (Barmen II).74 Niesel deutet das «frei» natürlich nicht auf eine gewisse Freiheit ethischen Ur­teilens, sondern als Freiheit zum Dienst auch für andere: Jesu Anspruch «heute zu bewähren», kann eben nicht bedeuten, wie «man von lutheri­scher Seite schon wieder [!] ethische Entscheidungen dem Ermessen des Einzelnen zuschiebt […], anstatt zum Gehorsam zu rufen».75 Gottes Zu­spruch und Gottes Anspruch würden gelebt in der Gemeindekirche ohne jegliches weltliches «Führerprinzip», «in der Jesus Christus in Wort und Sakrament durch den Heiligen Geist als der Herr gegenwärtig handelt» (Barmen III). Die «Botschaft von der freien Gnade Gottes» sei an alle Welt, «an alles Volk [auszurichten]» (Barmen VI). Daher seien der Christ und die Kirche verpflichtet «zum Dienst in der Welt auf allen Gebieten des Lebens».76 Auch wenn keine parteipolitischen Optionen möglich seien, so doch politische Lobby-Arbeit, indem Staatsmänner und alle durch die Kirche «an Gottes Reich, an Gottes Gebot und Gerechtigkeit» erinnert würden (Barmen V).

Niesel sah entsprechend zum in Anspruch nehmenden Gott den Glauben nicht zuletzt als «Gehorsam» gegen Gottes Wort.77 Dieser Dual von «Zuspruch und Anspruch» und «Glauben und Gehorsam» findet sich prononciert im Vortrag «Das Zeugnis der reformierten Kirchen in der |90| Welt von heute» (1954).78 Nach sehr ähnlichen Bezügen auf die Barmer Theologische Erklärung rekurriert Niesel hier mehr auf die Christuszent­rierung und die «Dankbarkeit» des Heidelberger Katechismus: «Der viel besprochene Aktivismus der reformierten Kirchen hat nicht zuletzt darin seinen Grund, dass alle, die Christi eigen sind, ohne Bedenken und Zwei­fel ans Werk gehen und sich darin als Eigentum Christi und Kinder Got­tes erweisen können.»79 Niesel nennt die in Ost und West getrennte Welt und die Massenvernichtungswaffen: «[D]en «Mächten der Finsternis» möge man durch «festen Widerstand» nicht unterliegen.80

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