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Babel besetzt im AT folgende Themen (SALS 2004, 506): Es sind: {a} der gescheiterte Versuch, „sich einen Namen zu machen“ (Gen 11), {b} die Heimat von Unrechtmäßigkeit (Sach 5,11) und allem Bösen bzw. aller Frevler (Jes 13), {c} der Sitz eines Königs, der wie Gott sein will und umso tiefer stürzt und seine Stadt dem Vergessen preisgibt (Jes 14), {d} die gefallene Großmacht (Jes 21), die dennoch versklavt wird (Jes 47), {e} das Anti-Jerusalem und Sitz eines übermächtigen Königs (Nebukadnezzar, Jer 25), den doch das Gericht trifft (Jer 50–51).

In das Blickfeld der alttestamentlichen Überlieferung tritt Babylon mit dem Ende des Reiches Juda. In den verschiedenen Schichten des Buches Jeremia (SCHMID 1996) wird die durch den „Feind aus dem Norden“ (Babylonier/Nebukadnezzar) herbeigeführte Katastrophe für die „Tochter Zion“/„Tochter meines Volkes“ (Jer 6,23b–26), aber auch die gesamte umliegende Völkerwelt (Jer 46–49), geahnt und nach ihrem Eintritt als göttliches Gericht gedeutet (Jer 4,5f.) und zur Umkehr gemahnt (KRATZ 2006a, 31f., Anm. 17). Ursachen des Gerichts und des Erfolges des Werkzeuges JHWHs sind die fatale Bündnispolitik Judas (Jer 2,16ff. u. ö.) und ethische und kultische Verstöße gegen Gott und Gottes → Gesetz. Der „Feind aus dem Norden“ (Jer 6,1.22–23a) wird bald darauf nicht nur als Babel identifiziert (Jer 50–51), sondern ihm wird sogar der eigene Untergang angekündigt (Jes 13–14; Jer 50,41–43) – wobei Jer 50–51 eine Art „Summe der alttestamentlichen Babylonprophezeiungen entwirft“ (SALS 2004, 375–466; Zitat 506) – und der jüdische Gott sich dadurch einmal mehr als Herr des Geschehens erweist. Die Gerichtsansagen gegen Babel und die Chaldäer setzen die Erfolge der Meder (Jer 51,11.27f.; Jes 13,17; 21,2) bzw. des Teispiden Kyros, des „Manns aus fernem Lande“, gegen Medien, Urartu und Lydien (ROLLINGER 2009) voraus (Jes 41,2.25; 45,1–7; 46,11), dem letztlich auch – wider Erwarten und entgegen dem Wunsch der Exulanten – die unblutige Einnahme Babels gelingt. Die vom Vergeltungsgedanken bestimmten Babelorakel (vgl. Jes 47) machen die „Herrin der Reiche“ zur – der „Tochter Zion“ bzw. „Tochter meines Volkes“ ähnlichen – „Tochter Babel“ bzw. „Tochter der Chaldäer“, zur entehrten und des Ehemannes beraubten Frau, letztlich sogar zur „Hure Babylon“ (KRATZ 2006a, 34), die in der Offenbarung des Johannes schließlich zur Verkörperung der Weltstadt Rom werden wird (Offb 17–18 und s.u.). In Jes 49–54 und 60–62 erbt im Gegenzug das einstmals gedemütigte Zion-Jerusalem Babels Rolle als „Herrin der Reiche“ (KRATZ 2006a, 35; vgl. Offb 21). Anders in Jer: Dort trifft Babylon das Gericht erst mit einer Verzögerung von drei Generationen/70 Jahren (Jer 29,10), und mit demselben Verzug setzt auch die Heilszeit für die im Lande Verbliebenen und die Gola ein. Für die Zwischenzeit rät der Prophet den Judäern in der Heimat wie im → Exil zur Anerkennung der von Gott so gewollten Herrschaft Babels und seines Königs Nebukadnezzar. Babylon wird ins Gebet eingeschlossen, und die Exulanten sollen das fremde → Land als neue Heimat akzeptieren. In der weiteren Überlieferung des Jeremiabuches wird das Heil dann ausschließlich den Diasporajuden zugesprochen, und in den Daniellegenden (Dan 1–6) erkennt Nebukadnezzar um der Gola willen den Gott der Juden als herrschaftsverleihende Macht an (KRATZ 2006a, 35–38).

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