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3 Zwei Bäume

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Zwei Bäume stehen im Paradies, und zwei Bäume sind auch im Alten Orient und in Ägypten geläufig, wo der Dualismus in religiösen und kosmischen Vorstellungen nahezu omnipräsent ist. Von daher ist es naheliegend, dass angleichend auch in der Genesis von zwei Bäumen die Rede ist. Die beiden eng zusammengehörenden Bäume des Gartens Eden wurden auf ein Vorbild im Adapa-Mythos und auf den Text eines Zylinders von Gudea zurückgeführt. Nach diesen Interpretationen sei Adapa nicht als Einzelpersönlichkeit zu verstehen, sondern als „Menschheit“ anzusehen, und der Baum der Erkenntnis wäre nicht mit dem meist genannten Gott Ningišzida gleichzusetzen, sondern sei als Gišzida zu lesen, was Baum der Wahrheit bedeute, wohingegen Tammuz den Lebensbaum bedeuten soll. Wenn dieser sich hinwegbegibt, stirbt alles Leben auf Erden. Beide Bäume hätten ihre Beziehungen zu den Bäumen des AT. Aber der Baum der Wahrheit wäre der einzige Vorläufer des biblischen Baumes der Erkenntnis. Über den Baum der Erkenntnis führt der Weg zum Lebensbaum. Liegt die Gottgleichheit in der Bibel in der Unterscheidungsfähigkeit von Gut und Böse, so äußert sie sich in Babylon in Kenntnissen und Macht im Raum des Kosmischen. Das Leben ist eine in sich ruhende göttliche Größe. Die Möglichkeit des ewigen Lebens ist gewöhnlichen Menschen verwehrt. Anders verhält es sich aber im AT und NT, wo es der Inbegriff der Daseinsfülle ist, die Gabe, die Gott im Verlauf seiner heilsgeschichtlichen Offenbarung für den Menschen bereithält. Für die biblische Erzählung sind von diesen Gedanken her beide Bäume zwingend notwendig. Es gibt jedoch auch die Ansicht, dass der Baum der Erkenntnis und der des Lebens nur Dubletten seien und nur einer dieser Bäume im ursprünglichen Text gestanden habe, da die Angaben zu diesen Bäume verwirrend sind. Aus literarkritischer Sicht wäre der Lebensbaum als späterer Zusatz zu streichen. Für Gen 2,8–9 und die gesamte Paradieserzählung ergäbe sich dann ein glatter Zusammenhang.

Für Ägypten sei an die beiden Sykomoren aus Türkis erinnert, die nach ägyptischen Himmelsvorstellungen rechts und links des Horizonttores im Osten stehen, in dem alltäglich die Sonne erscheint bzw. zwischen denen der Sonnengott Re hervorgeht. Dieses Ereignis ist zyklisch, es wiederholt sich jeden Morgen und garantiert den Fortlauf und das Bestehen der Welt. Es ist eine Vorstellung, die sich bereits im Alten Reich findet (Pyramidenspruch 568 s. SETHE 1935–62; Sargtexte = CT Sprüche 159 und 161 s. FAULKNER 1973–1978; Totenbuch Spruch 109 s. HORNUNG 1979). Allerdings ist manchmal auch nur von einer Sykomore die Rede (Pyramidenspruch 916b), was der Ansicht, dass ursprünglich nur ein Baum im Paradies stand, entgegenkäme. Auch die Dattelpalme gilt als Erscheinungsort des Sonnengottes (CT IV 153f–154a). Einschränkend muss gesagt werden, dass zwar ein oder zwei Bäume in Ägypten im Zusammenhang mit „paradiesischen“ Zuständen gut belegt sind, ihre Bedeutung deckt sich jedoch nicht mit der der biblischen Bäume. Die ägyptischen Bäume beziehen sich eindeutig auf das ewige Leben, die tägliche Verjüngung des Sonnengottes und in dessen Gefolge auch des jeweils Verstorbenen. Die biblischen Bäume sind eher in einem diesseitigen Paradies anzusiedeln, aus dem die Menschen vertrieben werden, um ein diesseitiges Leben zu führen.

Wörterbuch alttestamentlicher Motive

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