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2 Baum des Lebens

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In Gen 2,9; 3,22 und 24 wird der Baum des Lebens in enger Verbindung mit dem Baum der Erkenntnis erwähnt. Von seinen Früchten zu essen wird jedoch nicht untersagt (Gen 2,17 und 3,3). Auch für ihn wird nirgends eine botanische Spezifikation gegeben, nur gesagt, dass er „mitten im Garten Eden“ steht (Gen 2,9). Erst nach dem Sündenfall wird den Menschen verboten, von ihm zu essen, damit sie nicht ewig leben, und es wird ihnen zusätzlich der Zugang zu ihm verwehrt. Das Motiv des Erlangens der Unsterblichkeit wird auch im Adapa-Mythos thematisiert. Sowohl im babylonischen wie im biblischen Mythos ist die Unsterblichkeit für die völlige Göttlichkeit unabdingbar. Bemerkenswert ist, dass in Gen 2,24 der Weg zum Lebensbaum grundsätzlich begehbar bleibt. Dies verdeutlicht, dass der Baum des Lebens wie auch Eden ihre Bedeutung für den Menschen behalten. Als Bild zur Umschreibung eines sittlich gelungenen Lebens isst der Gerechte von ihm (Spr 11,30), und er wird mit einem Baum an Wasserbächen verglichen, der seine Frucht zur rechten Zeit bringt und dessen Blätter nicht welken (Ps 1,3). Im Buch der Sprüche wird der Baum des Lebens noch mehrmals als Metapher verwendet. In Spr 3,18 ist er die Gottesfurcht, in Spr 13,12 die Lehre des Weisen und unter „den Augen des Herrn“ und in Spr 15,4 „eine sanfte Zunge“, d.h. eine aufrichtige Rede, die er symbolisiert. Auch im NT gewährt das Essen vom Baum des Lebens ewiges Leben (Offb 2,7). Bäume des Lebens, die zwölfmal Frucht tragen, stehen für die aufgrund der Schöpfungs- und Geschichtsplanung in Aussicht genommene Daseinsfülle in einer vollendeten Welt (Ez 47,12; Offb 22,2, vgl. Num 20,5). In ihren Monaten spenden sie ihre Früchte, und ihre Blätter dienen der Heilung der Welt. Diese Symbolik klingt bereits in den altägyptischen „Baumgartenliedern“ an, wenn der Granatapfelbaum von sich sagt, dass alle Pflanzen außer ihm vergehen, er aber zwölf Monate im Jahr steht, denn „fällt eine Blüte ab, spriesst eine Knospe hervor…“ (SCHOTT 1950, 58). Die Vorstellung eines Baumes bzw. einer Pflanze, die ewiges Lebens schenkt, ist ursprünglich im Alten Orient und in Ägypten geläufig. Im Gilgamesch-Epos (XI,268ff.) wird ein Gewächs erwähnt – dem Stechdorn ähnlich –, mit dem Gilgamesch ewiges Leben finden kann. Obwohl es ikonographisch nicht als Vorbild gedient haben kann, ist doch die geistige Beziehung auf diese Legende naheliegend. Auf zahlreichen Rollsiegeln und Bildern aber finden sich Lebensbäume als Motiv, die darüber hinaus oftmals auch die Funktion eines Weltenbaumes besitzen. Dieser Weltenbaum ist parabolisch durch Kombination zweier Vorstellungen (Herr der Tiere und Lebensbaum) zustande gekommen, welche die das Leben fördernde und schützende Macht einer Königsherrschaft (→ König, Gott als König) beschreiben. Der Lebensbaum ist häufig eine stilisierte Palme, aber bereits in Sumer wurde auch der Weinstock als Lebensbaum angesehen. Meist lagern sich im Schatten dieses Baumes Tiere oder sie richten sich an seinem Stamm auf. Der Granatapfelbaum galt im Alten Orient als der Lebensbaum schlechthin. Diese Vorstellung belegen z.B. Elfenbeineinlagen aus → Assur, die zwei Granatapfelbäume zeigen, die den Paradiesberg flankieren, von dem vier Ströme ausgehen. Auch ein göttlicher geflügelter Stier, der zwischen Palme und Granatapfelbaum steht, weist auf diese Vorstellung hin. Eine Wandverkleidung aus dem 9. Jh. v. Chr. im „Fort Salmanassar“ zeigt den Palmetten-Lebensbaum mit Granatäpfeln, flankiert von Stieren. Solche Kompositbäume gelten als Zeichen der Göttlichkeit. In Ägypten erscheint der Granatapfelbaum erstmals im sog. botanischen Garten von Thutmosis III. im Tempel von Karnak. Bald wird er in ägyptischen Liebesliedern angesprochen (vgl. Ez 47,12; Offb 22,2). Sehr wichtig war vor allem seine Frucht, die als Aphrodisiakum und Fruchtbarkeitssymbol (→ Fruchtbarkeit, menschliche) galt und im Hohen Lied (Hld 4,3; 6,7) zur Beschreibung von Schönheit verwendet wird.

Dem Lebensbaum könnten jedoch auch genuin ägyptische Vorbilder zugrunde liegen. Die Baumgöttin, die meist einer Sykomore entwächst, seltener in einer Dattelpalme dargestellt wird, spendet dem vor ihr knienden Grabherrn und seiner sehr häufig beigesellten Gemahlin Speise und Trank. Gerne wird die Baumgöttin auch mit der Himmelsgöttin Nut in Verbindung gebracht wird (Totenbuch Spruch 59 s. HORNUNG 1979). Diese gebiert jeden Morgen die Sonne neu und verkörpert damit den unendlichen Lebenszyklus. Symbolhaft steht diese Szene für das zweite ewige Leben nach dem Tode im „Gefilde der Seligen“, das dem religiös und moralisch integren Menschen nach dem irdischen Leben verheißen ist. Der Tote ist wohlversorgt in ihrem Schutz. War es ursprünglich nur der Herrscher, der nach dem Tode als „Osiris NN“ weiterlebte, so wird es nach dem Ende des Alten Reiches jeder Verstorbene. Das bedeutet, Göttlichkeit und ewiges Leben – die Überwindung des Todes – hängen bereits in Ägypten wie auch im Alten Orient zusammen, und der Lebensbaum spielt dabei eine bedeutende Rolle.

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