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2 Laban betrügt Jakob (Gen 29)

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Jakob macht sich auf den Weg zu Laban, nachdem er von den Tötungsplänen seines Bruders erfahren hat. Nach mehreren Stationen kommt er dort an und begegnet Rahel, der Tochter Labans, beim Tränken der Tiere am Brunnen (Gen 29,1ff.). So ist das weitere Geschehen vorbereitet. Nachdem Jakob einen Monat im Hause Labans war, fragt dieser nach dem gewünschten Lohn für Jakobs Dienste (V. 14ff.). Hier kommen die beiden Töchter Labans ins Spiel: Lea, die ältere, und Rahel, die jüngere. Von Leas Augen wird gesagt, sie seien rakkôṯ, ein Wort, dem oft eine negative Nuance im Sinne von „glanzlos, hässlich, matt“ zugeschrieben wird. Das Wörtchen raḵ kann aber auch eine positive Bedeutung haben im Sinne von „sanft, zart“. Bei Rahel dagegen werden ihre Gestalt und ihr Gesicht gerühmt, und von ihr heißt es zudem: „Jakob hatte Rahel lieb“. Es werden also zwei Arten von Schönheit vorausgesetzt: „Die eine Frau besitzt beeindruckende Augen, die andere noch mehr: eine perfekte Gestalt“ (GRADWOHL 1999, 123). Die Antwort Jakobs auf die Frage Labans nach dem Lohn für seine Arbeit ergibt sich aus diesen Informationen von selbst: „Ich will dir um deine jüngere Tochter Rahel sieben Jahre dienen“ (Gen 29,18). Es ist eine lange Dienstleistung, die Jakob auf sich nimmt, und sie hat ihren Grund in der großen Liebe, die Jakob für Rahel empfindet. Die sieben Jahre kommen Jakob „wie wenige Tage“ vor (V. 20), ein leicht ironischer Rückbezug auf die Worte Rebekkas bei ihrem Rat zur Flucht, wo von „einigen Tagen“ Aufenthalt bei Laban die Rede gewesen war (Gen 27,44). Nach Ablauf der festgesetzten Zeit drängt Jakob zur Hochzeit (V. 21), die daraufhin arrangiert wird (Gen 29,22ff.). Doch welch eine Überraschung am Tag danach: Jakob ist nicht mit Rahel verheiratet, sondern mit Lea (V. 25). Die Dunkelheit der Nacht hatte das hinterlistige Wechselspiel Labans begünstigt. Sein Hinweis auf die Sitten des Landes, wonach es Brauch sei, die ältere Tochter vor der jüngeren zu verheiraten (V. 26), ist ein schwacher Rechtfertigungsversuch. In Wirklichkeit wird es Laban darum gegangen sein, die Arbeitskraft Jakobs weiterhin für sich nutzbar machen zu können. Jakobs Enttäuschung ist aufgrund seiner großen Liebe zu Rahel riesig. Doch es sind „unwiderrufliche Fakten geschaffen“ (BOECKER 1992, 69): Lea ist Jakobs Frau. „Der Hochzeitsbetrug kann als Revanche für den Segensbetrug angesehen werden. Dort ist der blinde Vater von Jakob betrogen worden. Hier wird Jakob, der auch mit bester Sehkraft nichts gegen die Dunkelheit der Nacht ausrichten kann, betrogen. Dort hatte sich der Jüngere vor dem Älteren den Segen erschlichen; hier wird ihm die Ältere vor der Jüngeren untergeschoben. Dort hatte Jakob nicht nur den Vater, sondern auch den Bruder betrogen; hier wird ihm von einem heimgezahlt, der ihn als ‚mein Bruder‘ bezeichnet (Gen 29,14.15) und der Vater der Schwester ist, die Gegenstand des Betrugs ist“ (KLEIN 2007, 75). Die Lösung des Streitfalls geht voll auf Jakobs Kosten. Er solle weitere sieben Jahre um Rahel dienen (V. 27), die er dann aber bereits zu Beginn dieser Dienstzeit ehelichen darf (V. 28). Auf dieses Angebot geht Jakob ein, hat er doch keine andere Wahl. „So hat Laban am Ende der Erzählung seine beiden Töchter verheiratet, was er sich durch den vierzehnjährigen Dienst Jakobs hat gut bezahlen lassen, und Jakob hat zwei Frauen“ (BOECKER 1992, 70).

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