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Babcock: Weltweite Expansion und Arbeitsplatzabbau in Oberhausen

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Die 1898 in Berlin gegründete und mit ihrer Fertigung von Beginn an in Oberhausen ansässige „Deutsche Babcock & Wilcox Dampfkessel-Werke Aktien-Gesellschaft“ verfolgte insbesondere unter dem Vorstandsvorsitzenden und späteren Aufsichtsratsvorsitzenden Hans L. Ewaldsen eine ausgeprägt beteiligungsorientierte Unternehmensstrategie. Unter Ewaldsen wurde „Babcock von einem Dampfkesselhersteller zu einem weltweit operierenden Konzern mit den Schwerpunkten Energie-, Umwelt- und Verfahrenstechnik sowie Spezialmaschinenbau umstrukturiert“19.

„Ende der Expansion bei Babcock nicht in Sicht“ titelte die WAZ am 18. Februar 1971. Zu diesem Zeitpunkt gehörten zur Babcock-Gruppe bereits 44 Unternehmen mit einem Umsatz von 1,4 Milliarden DM im Geschäftsjahr 1969/​70. Die Übernahme weiterer Unternehmen in den Folgejahren eröffnete neue Märkte, steigerte das Auslandsgeschäft und schuf damit auch neue Arbeitsplätze. Eine dringend nötige Unternehmensstrategie, denn das Inlandsgeschäft wies seit 1970 keine Steigerung mehr auf.

Die Konjunkturschwäche in der Mitte der 1970er Jahre und die zunehmenden Widerstände gegen den Bau von Großkraftwerken beeinträchtigten zunehmend die Geschäftsentwicklung der Deutschen Babcock AG. Um Überkapazitäten im konventionellen Kesselbau abzubauen wurden Umstrukturierungsmaßnahmen vorgenommen, die auch Auswirkungen auf den Personalbestand hatten.

Auf der Bilanzpressekonferenz am 15. Februar 1977 zeigte sich der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Babcock AG, Hans L. Ewaldsen, erfreut über das bislang erfolgreichste Geschäftsjahr des Unternehmens, andererseits aber auch besorgt: „Wenn die Entwicklung auf dem deutschen Energiemarkt sich nicht baldigst ändert, sind Arbeitsplätze gefährdet!“ (NRZ, 17. Februar 1977)

Die Erfolgsgeschichte des Babcock-Konzerns setzte sich auch in den nächsten Jahren fort. Im November 1979 sprach Ewaldsen bei der Ehrung der Babcock-Jubilare im Sozialgebäude an der Duisburger Straße erneut von einem „Jahr der Rekorde“ mit einer Umsatzsteigerung um 19 Prozent. Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Dietrich Rosenbleck, zeigte sich dagegen bei dieser Veranstaltung besorgt hinsichtlich der Auswirkungen der „auch in Zukunft unumgänglichen Umstellungen und Rationalisierungen im Werk“ (NRZ, 26. November 1979). Die insgesamt positive Konzernentwicklung der Gruppe Deutsche Babcock galt leider nicht für die Belegschaft am Standort Oberhausen, denn hier reduzierte sich die Beschäftigtenzahl von 1970 bis zum Jahresende 1979 um über 1.400 Mitarbeiter auf 5.300 Beschäftigte.

„Für die Menschen in Oberhausen begann der Wandel mit dem Bero-Zentrum“

Interview mit Friedhelm van den Mond (Teil 2)

Zum Jahresende 1972 endete auch die Kohleförderung auf der Zeche Alstaden, was für Sie das Ende Ihrer dortigen Tätigkeit als Fahrsteiger bedeutete. Gut ein Jahr zuvor, am 14. Oktober 1971, eröffnete auf dem Gelände der Zeche Concordia das Bero-Einkaufszentrum. Welche Gefühle herrschten damals in der Oberhausener Bevölkerung? Trauer um den schrittweisen Abbau der Bergbautradition oder die Hoffnung auf eine neue wirtschaftliche Entwicklung?

Ich will mal anfangen mit der Schließung der Zeche Alstaden Ende 1972. Ich erinnere mich gut an meine letzte Schicht auf Alstaden, weil ich damals zu Fuß ganz hinten aus einer entfernten Abteilung zum Schacht gegangen bin. Mir war zum Heulen zumute. Ich wusste: Wo du jetzt 26 Jahre gearbeitet hast, durch diese Strecken gehst du heute zum letzten Mal. Das siehst du alles nicht mehr. Und ich war zu Hause erstmal richtig deprimiert. Auf der anderen Seite hatte ich ja den Aufbruch zu neuen Ufern geahnt. Mitte 1971 hat mich die Aufforderung der Berufsgenossenschaft ereilt, zur Vermeidung einer vorzeitigen Berufsunfähigkeit, die Untertagetätigkeit aufzugeben. Dann hab ich mir gedacht, wenn ihr jetzt glaubt, ich fang irgendwo auf dem Büro an, dann habt ihr euch aber geirrt. Dann machst du ganz was Neues. Ich hab mich dann bemüht, über das Kultusministerium die Hochschulreife zuerkannt zu kriegen. Ich hatte ja kein Abitur. Die ist mir dann zugebilligt worden und ich hatte, als die Zeche 1972 geschlossen hat, den Semesterbeginn in Bochum an der Uni vor Augen. Der war am 1. April. Da habe ich gedacht, die drei Monate zwischen 31. Dezember und 31. März 1973, die wirst du ja auf einer anderen Schachtanlage noch überleben. Für mich war das dann ein neuer Lebensabschnitt, der sicher für mich und auch für meine Familie nicht einfach war, aber wenn man so will, ein Aufbruch zu neuen Ufern.

Um auf die Eröffnung des Bero-Centers zu kommen. Das Bero-Center war so etwas wie ein Stück Hoffnung. Bero war ja nur möglich, weil die Landesregierung den Bodenfonds geschaffen hatte. Hier war Ankauf der Flächen möglich, genauso wie nach Schließung der Zeche Concordia, wo dann auch durch den Einsatz von Luise Albertz neben Bero, Hans-Sachs-Schule und Berufsförderungswerk auch viele mittelständische Betriebe in Lirich im Gewerbegebiet Am Eisenhammer entstanden.

Alstaden war ja nur eine relativ kleine Zeche. Die, die nicht in die sogenannte „Anpassung“ – den vorzeitigen Ruhestand – gehen konnten, wurden nach Osterfeld verlegt. Das war ja kein großer Weg. Denn Osterfeld suchte noch dringend Bergleute. Ich bin sogar vom Vorstand gebeten worden: Gehen sie in jedem Fall mit, sie sind das Zugpferd. Wenn sie mit nach Osterfeld gehen, gehen die anderen auch alle. Also Bergleute wurden da auf anderen Schachtanlagen noch gesucht. Und wie gesagt, das was inzwischen auf den stillgelegten Flächen von Concordia passiert war, das vermittelte den Menschen schon ein Stück Hoffnung.

Aus der gegenwärtigen Perspektive betrachtet hat Oberhausen eine sehr interessante und sicherlich für die Region Ruhrgebiet besondere Entwicklung mit seinem Einzelhandel genommen. Hat es zum damaligen Zeitpunkt schon eine Rolle gespielt, ob das Bero-Zentrum und unser „Geschäftszentrum Marktstraße“ vielleicht in eine Konkurrenzsituation zueinander geraten könnten?

Das hat eigentlich nicht eine so große Rolle gespielt. Natürlich gab es einige, die der Meinung waren, die Marktstraße leidet darunter. Aber große Widerstände gab es eigentlich nicht, weil jeder geglaubt hat, Bero, mein Gott, ob die überhaupt überleben können? Der tradierte Einzelhandel war ja damals auf der Marktstraße noch weitgehend das vom Inhaber geführte Fachgeschäft. Die Mieten haben sich im Bereich Marktstraße so entwickelt wie in vielen Innenstädten, dass ein nicht vom Eigentümer geführtes Fachgeschäft die Mieten nicht mehr aufbringen konnte. Die Marktstraße wurde dann erst in den 1970er und 1980er Jahren austauschbar, weil es dort nur Kettenläden gab und gibt, die man in jeder Stadt findet, dieses haben offensichtlich die Eigentümer nicht begriffen.

Sicher spielt für den Einzelhandel auch eine Rolle, dass es diese Einkaufszentren gibt. Aber ich glaube, die Rolle, die die Eigentümer der Immobilien auf der Marktstraße gespielt haben, die muss man sich auch mal in Erinnerung rufen: Die sind in keinem Fall auf die Veränderungen im Einzelhandel hin zu Ketten und zu Einkaufszentren eingegangen, die haben lieber leer stehen lassen als die Mieten zu senken.

(Fortsetzung des Interviews auf Seite 98)

Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 4

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