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Neue Gewerbegebiete stärken die Wirtschaft
ОглавлениеTrotz der krisenhaften Entwicklungen bei Kohle und Stahl seit den 1960er Jahren waren die Unternehmen nur zögerlich zum Verkauf nicht mehr benötigter Flächen bereit. Neben dem Erwerb der Concordiaflächen in Lirich und Buschhausen ermöglichte der Ankauf ehemaliger Gewerbeflächen in Sterkrade an der Erlen-, Kiebitz- und Von-Trotha-Straße erstmals eine verstärkte städtische Wirtschaftsförderung mit dem Ziel, die von wenigen Großbetrieben geprägte Wirtschaftsstruktur durch die Ansiedlung von Klein- und Mittelbetrieben mit einer branchenmäßig breiten Streuung zu diversifizieren20.
Ende der 1960er Jahre entstand in Königshardt das Gewerbegebiet „Nord-Ost“ auf dem zunächst acht Firmen mit später rund 140 Arbeitsplätzen angesiedelt wurden. Durch einen neuen Bebauungsplan wurde 1982 eine Erweiterung möglich, so dass vier weitere Unternehmen mit gut 80 Mitarbeitern hier einen neuen Standort finden konnten.21 Dort befindet sich der mittlerweile zum Traditionsunternehmen gewordene Elektronik- und Steuerungtechnikhersteller Lenord & Bauer.
Im neuen Gewerbegebiet an der Von-Trotha-Straße wurde am 10.September 1968 von der Firma Basamentwerke Böcke KG der Grundstein für ein neues Werk zur Produktion von Betonwaren sowie vielfältigen anderen Waren aus dem Baubereich gelegt (WAZ, 11. September 1968). Am 22. August 1970 berichtete die WAZ unter der Überschrift „Wo früher die Kartoffel wuchs – Moderne Betriebe fertigen Betonteile und Strickwesten“ über die schon vollzogene oder geplante Ansiedlung von insgesamt 14 Betrieben auf der Weierheide. Hervorgehoben wurde das Angebot an Arbeitsplätzen für Frauen durch die Firma Andi-Strickmoden, die täglich tausend Strickwarenteile herstellte. In der Beantwortung einer Kleinen Anfrage des damaligen CDU-Fraktionsvorsitzenden Hans Wagner teilte die Verwaltung im Juni 1971 mit, dass vornehmlich seit 1967/68 durch Maßnahmen der Wirtschaftsförderung bisher 3.800 Arbeitsplätze geschaffen wurden und die Entstehung von insgesamt 6.000 Arbeitsplätzen erwartet werde. Zur Strukturverbesserung seien vorrangig Betriebe des tertiären Sektors sowie der Elektrotechnik, Kunststoffverarbeitung und Bekleidungsindustrie geeignet (WAZ, 10. Juni 1971). Wie groß der Flächenbedarf für die Neuansiedlung bzw. Verlagerung von Gewerbebetrieben damals war, und dies gilt auch für die späteren Jahre, zeigt die schnelle Vermarktung der 1970 von der HOAG an der Erlenstraße gekauften Fläche, die schon 1973 voll vermarktet war.
Auf dem Gelände der ehemaligen Concordia-Schachtanlage IV/V baute die Magnesital-Feuerfest GmbH an der Buschhausener Straße ein modernes und umweltfreundliches Magnesitsteinwerk mit rund 200 Arbeitsplätzen, das 1974 in Betrieb genommen wurde (WAZ, 13. September 1974). Zu den in den 1970er Jahren entstanden Gewerbegebieten für die Ansiedlung klein- und mittelständischer Betriebe gehörte auch das Gewerbegebiet an der Lindnerstraße in dem fast 1.900 Beschäftigte, in den Firmen Weinand, Canapa, Knepper, Kruft, Schepker, REV, Zeppelin, Begros, Henning, Elsinghorst und Albrecht ihren Arbeitsplatz fanden22.
Manche Hoffnung der Wirtschaftsförderer auf die Verfügbarkeit weiterer Flächen stillgelegter Zechen, wie Alstaden und Jacobi, sollte sich nicht erfüllen. Aus dem ehemaligen Zechengelände in Alstaden wurde eine attraktive Wohnsiedlung, aus dem Jacobigelände ein Volksgolfplatz.
Die Arbeitsplatzbilanz am Ende der 1970er Jahre war erneut deprimierend: Dem Abbau von 12.500 Arbeitsplätzen standen nur 4.500 neu geschaffene gegenüber, per Saldo also ein Rückgang der Beschäftigtenzahl um 8.000 auf nur noch 85.200 Beschäftigte am 30. Juni 1979. Mit einem Minus von 8,6 Prozent war der Rückgang in Oberhausen höher als in Essen oder Duisburg, während im gleichen Zeitraum Mülheim, der Kreis Wesel und insbesondere Bottrop deutliche Zunahmen ihrer Beschäftigtenzahlen verbuchen konnten. Die höchsten Arbeitsplatzverluste ergaben sich in Oberhausen erneut in den Wirtschaftsbereichen Energie- und Wasserversorgung, Bergbau (minus 4.500), im Verarbeitenden Gewerbe (minus 5.700) und zum ersten Mal auch im Handel (minus 1.800).
Der Belegschaftsabbau in den industriellen Großbetrieben wirkte sich in den 1970er Jahren negativ auf andere Wirtschaftsbereiche aus. Im Handel reduzierte sich die Mitarbeiterzahl von 1961 bis 1979 um 1.800 auf nur noch 11.300 Beschäftigte. Auch im Baugewerbe wurden 800 Arbeitsplätze abgebaut, darunter allein 150 Mitarbeiter der Baufirma Gustav Kiel (WAZ, 3. Juli 1973). Im Jahr 1979 musste auch die traditionsreiche Oberhausener Glasfabrik an der Duisburger Straße schließen. Betroffen waren rund 200 Beschäftigte, von denen gut die Hälfte schon bald einen neuen Arbeitsplatz fanden (NRZ, 2. Juli 1979).
Positiv entwickelten sich dagegen die Bereiche Verkehr und Nachrichtenübermittlung (plus 900), Dienstleistungen von Unternehmen und freien Berufen (plus 1.700) sowie Gebietskörperschaften und Sozialversicherung (plus 1.300).
Noch immer prägten die Betriebe der Montanindustrie das Stadtbild und die hier lebenden und arbeitenden Menschen. Der Wandel zur Dienstleistungsstadt setzte sich kontinuierlich fort, wurde aber kaum als solcher wahrgenommen. Tatsächlich hatte sich die Bedeutung des tertiären Sektors für die Oberhausener Wirtschaft in den Jahrzehnten seit 1960 deutlich erhöht: Der Anteil der hier tätigen Personen an der Gesamtbeschäftigtenzahl war von 32 Prozent im Jahr 1961 über 40 Prozent (1970) auf 47 Prozent im Jahr 1979 angestiegen. Fast jeder zweite Arbeitsplatz in Oberhausen befand sich damit in einem Dienstleistungsbetrieb23.
Der massive Belegschaftsabbau insbesondere in den Großbetrieben der Montanindustrie wirkte sich auch auf den Arbeitsmarkt negativ aus. Die Arbeitslosenquote stieg im Jahresdurchschnitt von 0,8 Prozent (1970) auf 5,8 Prozent in 1979.
Geschichte der Stadtsparkasse Oberhausen seit 1945
▶ Die Sparkasse erlebte das Kriegsende in der von Bomben verschont gebliebenen Hauptstelle an der Schwartzstraße 61.
▶ Der Wiederaufbau von Kriegszerstörungen, der Wohnungsbau für zehntausende Flüchtlinge und Vertriebene sowie das Wachstum der Wirtschaftswunderjahre verlangten nach einem leistungsstarken Kreditgeber und einer Vertrauensinstanz für die Spareinlagen der Bürgerinnen und Bürger.
▶ Als die Reichsmark am 20. Juni 1948 außer Kraft gesetzt wurde, betrug die Bilanzsumme der Sparkasse 177 Mio. Reichsmark. Die Spareinlagen betrugen135 Mio. RM. Die D-Mark Eröffnungsbilanz nach der Währungsumstellung wies eine Bilanzsumme von 12 Mio. bei Spareinlagen von 6 Mio. DM aus. Die Sparkasse hatte damals 114 Mitarbeiter.
▶ Waren die Spareinlagen Ende 1948 auf 6 Mio. DM zusammengeschrumpft, betrugen sie Ende 1955 bereits 48,8 Mio. DM, um bis zum Jahr 1965 auf 248 Mio. DM zu steigen. Mehr als jeder zweite Oberhausener hatte ein Sparkonto bei der Sparkasse. In gleicher Weise wuchs auch das Kreditvolumen, das die Sparkasse einräumen konnte. Es kletterte von 7,6 Mio. DM 1950 auf 196 Mio. 1965.
▶ Äußeres Zeichen des Wachstums der Sparkasse war der 1957 eröffnete Neubau der Hauptstelle an der mittleren Marktstraße (Hausnummer 97).
▶ Als bedeutsame Veränderung gab das Sparkassengesetz des Landes NRW 1958 den Sparkassen die volle rechtliche Selbständigkeit. Von nun an heißt die Städtische Sparkasse Oberhausen Stadtsparkasse Oberhausen.
▶ 1960 wurde die Buchhaltung auf Lochkartenmaschinen umgestellt.
▶ Aufgrund des rapide gestiegenen Zahlungsverkehrs begann die Sparkasse 1966 mit der elektronischen Datenverarbeitung im eigenen Rechenzentrum.
▶ 1974 fand die Einführung der Datenfernverarbeitung im Sparverkehr statt: Über das Terminal am Schalter ist der Mitarbeiter seitdem mit dem zentralen Computer verbunden und kann so Buchungen direkt veranlassen, die Kunden schneller und umfassender bedienen.
▶ Im Jahr 1974 wurde die Sparkasse Bilanz-Milliardär, die Bilanzsumme stieg weiter Jahr um Jahr auf 2609 Mio. DM Ende 1988. Die Sparbereitschaft und -fähigkeit der Oberhausener Bevölkerung litt unter dem Abbau der Kohlen- und Stahlindustrie zunächst kaum. Jedoch blieb die Zunahme des Geschäftsvolumens angesichts der seit 1970 spürbar schrumpfenden Stadtbevölkerung bescheiden. 1987 erreichten die Sparanlagen 1,76 Mrd. DM. Die durchschnittliche Höhe der Sparguthaben je Sparkassenbuch lag 1988 bei 3.930 DM. Das gesamte Kreditgeschäft machte 1988 1,63 Mrd. DM aus.
▶ Die Zahl der Lohn- und Gehaltskonten (Privatgirokonten) erhöhte sich von 30.000 im Jahr 1964 auf über 88.000 im Jahr 1990. Die Zunahme der Reisetätigkeit der Oberhausener lässt an folgenden Zahlen ablesen: 1964 handelte die Sparkasse für 14,3 Mio. DM mit ausländischen Zahlungsmitten, 1988 für 28,6 Mio. DM.
Abb. 6: Das heutige Gebäude der Stadtsparkasse
▶ Die Stadtsparkasse Oberhausen unterstützt seit den 1980er Jahren tatkräftig den Strukturwandel in der Oberhausener Wirtschaft. Das Kreditinstitut arbeitet eng mit der Wirtschaftsförderung Oberhausen GmbH (WFO) zusammen und ist Gründungsmitglied von STARTER Consult, einer Beratungseinrichtung der Kammern und der Wirtschaftsförderung für Unternehmensgründer.
▶ 1983 folgte die Gründung der Sparkassen-Bürgerstiftung Oberhausen: Seitdem wurden in Oberhausen Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund 12,8 Mio. Euro gefördert.
▶ Seit den 1990er Jahren gewinnt der Tourismus in Oberhausen stark an Bedeutung. Die Stadtsparkasse Oberhausen hat diese Entwicklung seit Gründung der Tourismus und Marketing Oberhausen GmbH (TMO) 1997 zunächst als Gesellschafter maßgeblich begleitet. Bis heute werden in enger Zusammenarbeit mit der TMO wichtige Projekte der Tourismusförderung und des Stadtmarketings umgesetzt.
▶ Seit 2011 befindet sich das „Haus der Wirtschaftsförderung“ in Oberhausen mit den Gesellschaften TMO, ENO und WFO in den Räumlichkeiten der Stadtsparkasse Oberhausen an der Essener Straße 51.
Daten zur Stadtsparkasse Oberhausen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Quelle: Stadtsparkasse Oberhausen