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4. Die 1980er Jahre – Aufbruch zur Stadt der Dienstleistungen
ОглавлениеWer nach einem optischen Beleg für die Ereignisse der 1980er Jahre sucht, wird schnell fündig: Die Sprengung des Hochofens A an der Essener Straße am 11. Juli 1980. Das Bild vom langsam wegknickenden 90 Meter hohen Stahlriesen bewegte Stahlarbeiter und Zuschauer, wurde vielfach fotografiert und inspirierte den Oberhausener Künstler Walter Kurowski zu bewegenden Bildern. Aus heutiger Sicht ein visionäres Bild für die einschneidenden Veränderungen, die in diesem Jahrzehnt, insbesondere in den Jahren 1983 und 1987, in Oberhausen stattfinden sollten: Im Bergbau, in der Stahlindustrie, im Maschinen- und Anlagenbau und in der Struktur des Arbeitsmarktes. Immer mehr Menschen arbeiteten in den verschiedenen Bereichen des Dienstleistungssektors und immer weniger in der Produktion. Vollzeitarbeitsplätze wurden abgebaut und die Zahl der Teilzeitarbeitsplätze erhöhte sich deutlich. Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten an der Gesamtzahl der Tätigen Personen stieg von gut fünf Prozent im Jahr 1970 auf fast 19 Prozent im Jahr 1987, mit steigender Tendenz in den folgenden Jahren. Dementsprechend verringerte sich der Anteil an Vollzeitbeschäftigten auf nur noch gut 80 Prozent in 1987.
Der massive Arbeitsplatzabbau bei der MAN GHH, der Thyssen Niederrhein AG und im Bergbau, oft beschönigend als „Freisetzung“ angekündigt, setzte sich ungebremst fort: Von 1980 bis zum Jahresende 1989 verlor Oberhausen allein in diesen drei Unternehmen über 9.700 Arbeitsplätze. Die Folge waren steigende Arbeitslosenzahlen, die im Februar 1988 mit 14.500 Arbeitslosen und einer Quote von 17,8 Prozent ihren traurigen Höhepunkt erreichten.
Neben den noch zu beschreibenden tiefgreifenden Veränderungen der Oberhausener Wirtschaftsstruktur war es auch ein Jahrzehnt der Symbole für den Niedergang der Montanindustrie. Zehntausende Oberhausener Bürgerinnen und Bürger beteiligten sich an den Massenprotesten für den Erhalt der Arbeitsplätze bei Thyssen Niederrhein. Die Menschen mussten Abschied nehmen vom Bergbau, der die Stadt und ihre Bewohner mehr als ein Jahrhundert geprägt hatte. Und sie mussten zur Kenntnis nehmen, dass die unternehmerischen Entscheidungen für zwei der wichtigsten Industriebetriebe, die MAN GHH AG und die Thyssen Niederrhein AG Oberhausen, nicht mehr in Oberhausen getroffen wurden.
Abb. 7: Sprengung des Hochofens A am 11. Juli 1980