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Mit Osterfeld schließt die letzte Zeche in Oberhausen

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Zu Beginn der 1980er Jahre ahnte wohl noch niemand, welche gravierenden Veränderungen schon bald den Oberhausener Bergbau treffen sollten. Am 7. Dezember 1981 wurde an der Vestischen Straße noch das neue Hallen-Kohlenmischlager in Betrieb genommen. Der 40 Meter hohe, freitragende Rundbau kostete 11,5 Millionen Mark und war einer der größten seiner Art in Deutschland (WAZ, 8. Dezember 1981).

Aber schon zwei Jahre später wirkten sich die Probleme des Stahlmarktes auch auf die Zeche Osterfeld aus. Zunächst waren 4.000 Bergleute auf der Zeche Osterfeld über mehrere Monate von Kurzarbeit betroffen. Im November 1983 beschloss der Aufsichtsrat der Ruhrkohle AG die Kohleförderung in Osterfeld um 3.300 Tonnen zu reduzieren und die Belegschaft bis zum Jahresende 1987 um 1.200 Bergleute zu verringern (WAZ, 18. November 1983). Die ersten Monate des Jahres 1984 sorgten für ein Wechselbad der Gefühle. Positive und negative Berichte zum Bergbau in Oberhausen folgten in kurzen Abständen. Nach der Reduzierung der Kohleförderung folgte eine Anpassung der Kokereikapazitäten, die für Oberhausen die Stilllegung der Kokerei Jacobi, von der 370 Mitarbeiter betroffen waren, zur Folge hatte. Auch diese Maßnahme konnte ohne Entlassungen durchgeführt werden (WAZ, 18. Januar 1984). Die Kokserzeugung auf Jacobi wurde Ende Juni 1984 eingestellt. Die von der Ruhrkohle AG geplanten Maßnahmen würden, so der Betriebsratsvorsitzende Bruno Willuweit, den Abbau von 2.000 Arbeitsplätzen im Oberhausener Bergbau in den nächsten Jahren bedeuten. Allein für 1984 waren 24 Feierschichten geplant, die zum Haldenabbau und zur Anpassung der Förderung an die Absatzmöglichkeiten beitragen sollten (WAZ, 25. Januar 1984).

Das Richtfest am neuen Fördergerüst der Zeche Osterfeld in Sterkrade veranlasste die WAZ am 4. April 1984 zu der, wie sich nur wenige Jahre später herausstellen sollte, mehr als optimistischen Überschrift: „Förderturm sichert Arbeitsplätze mittelfristig bis zum Jahr 2000“. Bergwerksdirektor Dr. Uwe Kugler äußerte sich in seiner Rede, neben der Erwartung einer längerfristigen Sicherung der Arbeitsplätze, auch zur Lehrstellensituation und teilte mit, dass die Zeche Osterfeld, damals der größte Ausbildungsbetrieb in Oberhausen, zukünftig weniger Lehrstellen anbieten werde.

Im Sommer 1987 verschlechterte sich die Situation im Bergbau dramatisch. Schon länger war die Stahlproduktion rückläufig, Erdöl und Erdgas waren als Energiequellen immer wichtiger geworden und in der Politik wurde heftig über die künftige Kohlepolitik in Deutschland gestritten. Anfang Juli 1987 kam die nächste schlechte Botschaft: Der Vorstand der Ruhrkohle AG hatte die Schließung der seit 1893 bestehenden Kokerei Osterfeld zum 31. März 1988 beschlossen. Betroffen waren rund 500 Beschäftigte. Entlassen werden sollte niemand, aber mit finanziellen Verlusten mussten viele rechnen, so der Betriebsratsvorsitzende Jörg Beckmann (NRZ, 2. Juli 1987).

Die nächsten Monate waren im gesamten Ruhrgebiet geprägt von der Befürchtung, dass kurzfristig die Schließung weiterer Zechen beschlossen werden könnte. Die Kohlerunde am 11. Dezember 1987 in Bonn brachte dann die Gewissheit: Man verständigte sich auf eine weitere Anpassung der Fördermenge an den Absatz, was zwangsläufig auch den erneuten Abbau von Arbeitsplätzen bedeutete. Die Ruhrkohle AG handelte schnell. Nach der Sitzung des Aufsichtsrates am 21.Januar 1988 informierte der Vorstand in einer Presseerklärung über die Konsequenzen aus der Kohlerunde, die für Oberhausen das Ende der Zeche Osterfeld bedeutete. Dazu wörtlich: „Die Bergwerke Osterfeld in Oberhausen und Lohberg in Dinslaken werden bis 1993 zu einem Verbundbergwerk zusammengeführt. Nach Herstellung entsprechender Verbundgrubenbaue zum Nordschacht Osterfeld wird dann der Förderstandort Osterfeld aufgegeben“. Die endgültige Einstellung der Förderung erfolgte bereits 1992.

Langfristig würde dies den Verlust von weiteren 1.800 Arbeitsplätzen in Oberhausen bedeuten und auch die Zahl der Lehrstellen müsse gesenkt werden, so der Vorstandssprecher der Bergbau AG Niederrhein, Dr. Hans Messerschmidt, am 22. Januar 1988. Er verkündete ferner: „Außerdem wird allen, die nach dem 1. Januar dieses Jahres ihre Ausbildung beenden, nur noch Teilzeit-Beschäftigungen angeboten“. (NRZ, 22. Januar 1988). Es ist wohl das erste Mal gewesen, dass Auszubildenden im Bergbau in Oberhausen derartige Zukunftsperspektiven mitgeteilt wurden.

Für viele Bergleute bedeutete die Schließung der Zeche Osterfeld keine Veränderung, da sie weiterhin auf dem Nordschacht einfuhren. Andere erhielten einen neuen Arbeitsplatz auf einer anderen Zeche oder beendeten „finanziell abgesichert“ mit 50 oder 55 Jahren ihre Berufstätigkeit24.

Allein von 1980 bis zum Jahresende 1989 wurden in Oberhausen fast 1.900 Arbeitsplätze im Bergbau abgebaut. Niemand wurde entlassen oder „fiel ins Bergfreie“ wie die Kumpel sagten. Selbstverständlich gab es auch hier Demonstrationen und Arbeitsniederlegungen, aber sie waren nie vergleichbar mit den Massenaktionen der Metallarbeiter im Kampf um ihre Arbeitsplätze bei Thyssen.

Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 4

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