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Lehren und Lernen in direkten und ohne direkte Begegnungen mit Zeitzeuginnen und -zeugen

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Der generationsbedingte Übergang vom individuellen Erfahrungsgedächtnis zum kulturellen Gedächtnis, das ohne lebende Zeitzeuginnen und -zeugen auskommen muss, macht neue Formen der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus notwendig. _erinnern.at_ organisiert nach wie vor direkte Begegnungen zwischen Zeitzeuginnen und -zeugen, Schülerinnen und Schülern sowie Lehrenden an Schulen und in Form eines jährlichen Zeitzeugen-Seminars.3 Durch Personalisierung, Emotionalität und Nähe wächst bei den meisten Jugendlichen die Motivation, sich auf die Geschichten der Verfolgten einzulassen.

Online-Plattformen, die Interviews mit Zeitzeuginnen und -zeugen bereitstellen, sind in den letzten Jahren besonders im europäischen und US-amerikanischen Raum vermehrt entstanden. Bei der Entwicklung von digitalen Lernmaterialien basierend auf Video-Interviews mit Verfolgten für den Schulunterricht hat _erinnern.at_ Pionierarbeit geleistet. Nach der ersten DVD mit Video-Interviews mit Holocaust-Überlebenden („Das Vermächtnis“, 20084) folgten verschiedene Lern-Websites (z. B. „Neue Heimat Israel“, 20115 und „über_leben“, 20186). 2018 wurde die Lern-App „Fliehen vor dem Holocaust“ und 2019 die Website „weiter_erzählen“7 präsentiert. „weiter_erzählen“ macht der Öffentlichkeit – besonders Schulen – derzeit fast 200 Video-Interviews mit Verfolgten des National-sozialismus, die einen Bezug zu Österreich haben, verschlagwortet und sequenziert zugänglich.

Als Antwort auf die Frage, was sein wird, wenn die Überlebenden nicht mehr ihre Geschichte erzählen können, liefern digitale und virtuelle Bildungsangebote zumindest teilweise Antworten. Verschiedene Angebote entwickelte etwa die USC Shoah Foundation z. B. in Form der ZeitzeugInnen-Lernplattform IWitness8, bei der Lernende interaktiv mit Interviews und anderen Quellen arbeiten, oder im Zuge des Projekts „Dimensions in Testimony“9. Als weltweit erstes Projekt ermöglicht „Dimensions in Testimony“ eine Interaktion (bzw. eine Art „Kommunikation“) mit den Erzählungen von Holocaust-Überlebenden. Schülerinnen und Schüler können in eine Frage-Antwort-Interaktion mit vorab mittels moderner 3D-Technologie aufgezeichneten Interviews eintreten und so aktiv an ihrem eigenen Lernprozess mitwirken.

Trotz neuer technischer (und teils vielversprechender) Vermittlungs- und Erzählformen kann für eine direkte Begegnung mit Zeitzeuginnen und -zeugen kein gleichwertiger Ersatz gefunden werden. Neue und zusätzliche Wege lotet _erinnern.at_ derzeit in einer 2019 ins Leben gerufenen Arbeitsgruppe aus, in der die Möglichkeiten von Schulgesprächen mit „ZeitzeugInnen der zweiten Generation“ erörtert und pädagogische Empfehlungen erarbeitet werden. Schon jetzt vermitteln auch Nachkommen von Verfolgten des Nationalsozialismus die Überlebensgeschichten ihrer Eltern oder Großeltern in unterschiedlichen Formaten an Schülerinnen und Schüler.

Nationalsozialismus und Holocaust – Materialien, Zeitzeugen und Orte der Erinnerung in der schulischen Bildung

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